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Im dritten Ligaspiel kassiert Schalke 04 die zweite Niederlage, in Braunschweig verlor die Mannschaft von Thomas Reis 0:1. Gegen einen engagierten Gegner konnte Schalke weder physisch gegenhalten, noch fußballerische Überlegenheit auf den Platz bringen. Im Spiel gegen Holstein Kiel am kommenden Freitag steht Schalke nun schon gehörig unter Druck.

3. Spieltag: Eintracht Braunschweig – S04 1:0

Fußball ist ein Sport der Momente, ein Spiel eine Aneinanderreihung von Situationen. Eine davon kann ein Spiel drehen, ganz egal ob Dein Team davor eine ganze Halbzeit unterirdisch gekickt hat oder nicht. Effektiv sei man, heißt es dann gerne. Auch im Spiel in Braunschweig boten sich Schalke solche Situationen.

Nicht mehr effektiv

Als Schalkes Rechtsaußen Bryan Lasme Schalkes Linksaußen eine gute Abschusschance bescherte, wobei leider nicht der abgezockte und zuvor verletzt ausgewechselte Kenan Karaman den Ball auf den Fuß bekam, sondern der junge Soichiro Kozuki – der ihn nicht richtig traf und diese Chance vergab. Als ausgerechnet Henning Matriciani den einzigen guten Schalker Steckpass des gesamten Spiels spielte und Simon Terodde fand, als dieser wie Simon Terodde abschloss aber dabei um eine halbe Schienbeinbreite im Abseits war. In den ersten drei Pflichtspielen war Schalke vor allem effektiv, als man gegen den HSV das deutlich schlechtere Team war, gegen Lautern von zwei Roten Karten profitierte und sich im Pokalspiel in Braunschweig schwer tat. Im zweiten Anlauf in Braunschweig war Schalke das nun auch nicht mehr.

Genug Ballbesitz hatte Schalke in der zweiten Hälfte, nachdem die erste in allen Belangen indiskutabel verlief und Thomas Reis zur Halbzeit gleich dreifach wechselte – für den mit Wechseln ansonsten eher zurückhaltend agierenden Trainer ein Ausdruck ärgster Verärgerung. Doch trotz rund 66% Ballbesitz schoß Schalke nach der Pause auch nur dreimal aufs Tor, wie die Eintracht in ihren Gegenangriffen. Schalkes Mittefeld fand kaum statt, der Raum hinter dem Stürmer wurde zu selten besetzt oder durch des Gegners enge Deckung zu leicht verteidigt.

Vorne wie hinten zu statisch – Müller wieder bester Spieler

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Dabei war es auch egal, ob Paul Seguin oder Dominick Drexler auf dem Platz waren. Es lag weniger an der Individualität, als viel mehr am zu statischen Vorgehen, an fehlenden Überraschungen. Dass ausgerechnet Henning Matriciani den einzigen guten Schalker Steckpass des gesamten Spiels spielte war das Ergebnis einer Aktion, mit der Braunschweig nicht rechnete. Eine Aktion wie sie Schalke aber ansonsten nicht aufs Feld brachte. »Schalke vorne«, das war einmal mehr das Hoffen darauf, dass im Spiel über Außen eine Flanke den Kopf Teroddes finden möge. Und als klar wurde, dass die Eintracht diese Vorgehensweise sehr gut zu verteidigen vermochte, blieb es trotzdem dabei.

»Schalke hinten« war ein großes Hinterherlaufen. Wie schon in den ersten Spielen dieser Saison funktionierte die Abwehrarbeit nicht. Mit viel Bewegung stifteten Braunschweigs Stürmer ausreichend viel Verwirrung, um riesige Lücken zu reißen. Wieder musste Marius Müller zu Schalkes bestem Spieler werden, weil der Gegner zu leicht vor ihm auftauchen konnte. Schalkes Defensivverbund aus Innenverteidigung, Außenverteidigung und defensivem Mittelfeld wirkte auch in Braunschweig, als stünde er erstmals gemeinsam auf dem Platz.

Angeschlagen gegen Kiel

Dabei kann Trainer Thomas Reis kaum personell reagieren. Niklas Tauer hatte vor seinem aufopferungsvollen Einsatz in Braunschweig nicht nur noch nie ein Pflichtspiel als Rechtsverteidiger gespielt, er hatte eine kleine Ewigkeit überhaupt kein Pflichtspiel gespielt. Er ist fast so unerfahren wie Ibrahima Cissé, der am Sonntag abgesehen vom »Überall-Henning« als einziger Verteidiger auf der Bank saß. Thomas Ouwejan hat in der Abwehrarbeit Defizite, ist aber für die Offensive in ihrer derzeitigen Form der Hoffnungsträger.

Thomas Reis muss darauf hoffen, dass Sportdirektor André Hechelmann in den verbleibenden 11 Tagen des Transferfensters noch Kaderlöcher zu stopfen vermag. Er muss darauf hoffen, dass Spieler wie Cedric Brunner und Kenan Karaman nicht länger ausfallen. Das könnte sich Schalke schlicht nicht leisten, so wie sich Schalke auch eine Niederlage gegen Kiel nicht leisten kann. Schon jetzt, nach drei Spieltagen, beträgt der Rückstand auf einen Aufstiegsplatz 4 Punkte.

5 Comments

  • joha sagt:

    Ich bin taktischer Laie, aber wenn Braunschweig dich entschlüsselt und überspielt, hast du ein Problem. Die haben ja eigentlich nur „Ball in die Spitze, prallen lassen, beim Nachrücken die Lücke suchen“ im Spielanlage-Fundus. Haben sie natürlich aber auch konsequent durchgezogen.

    Knifflig für Reis: Bleibt er bei seiner Spielidee und hofft, dass sie in den nächsten Wochen einrastet? Wohl wissend, dass der Faktor Verunsicherung immer größer werden könnte. Oder verändert er das Mittelfeld hin zu zwei klaren Defensivleuten, eingebettet in ein Konstrukt, das grundsätzlich etwas tiefer steht? Ich wäre für Variante B, denn im Moment ist das in der Rückwärtsbewegung gar nichts.

  • Torsten sagt:

    Ich tippe tatsächlich auch auf B: Latza neben Schallenberg, davor – zentraler als zuvor – ein offensiver MF, Seguin oder Drexler oder Ouedraogo.

    Vielleicht ist das auch mit Tempelmann und Schallenberg hinzubekommen. Dass Tempelmann bei gegnerischem Ballbesitz neben Schallenberg rückt und bei eigenem Ballbesitz vorrückt und sich Schallenberg zentraler positioniert.

    Ma’kucken.

  • Ney sagt:

    Ich bedanke mich hiermit einmal zwischendurch für Deine jedes Mal lesenswerten und sehr oft die Einsicht verbessernden Beiträge.
    Schade, dass man Deine aktuellen Tweets auf „X“ nicht mehr lesen kann, wenn man nicht angemeldet ist dort.

  • Torsten sagt:

    »Schade, dass man Deine aktuellen Tweets auf „X“ nicht mehr lesen kann, wenn man nicht angemeldet ist dort.«

    Oh, das war mir noch gar nicht klar, dass Mister Musk das auch geändert hat. Ja, schade. Es macht dort längst nicht mehr so viel Spaß wie einst.

    Also danke für den Hinweis und vor allem fürs Kompliment.

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