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3:0! Gegen den 1. FC Kaiserslautern erzielt Schalke drei Treffer, hält hinten die Null, fährt einen Sieg ein und ist am Ende trotzdem unzufrieden. Es war ein unrunder Abend, das erste Heimspiel der neuen Saison.

2. Spieltag: S04 – 1. FC K’lautern 3:0

Vor dem Spiel hatten wir über den TausendFreunde-Twitter-Account eine kleine Umfrage gespielt, welche – noch unter dem Eindruck des Spiels gegen den HSV – die von den Beantwortenden bevorzugte Herangehensweise abfragen sollte. Wünschte man sich ein so offensives Agieren, dass man über viele Tore wahrscheinlich erfolgreich sein würde, solle man hauptsächlich hinten dicht sein, um so vermutlich zu gewinnen, oder wolle man einen Sieg »egal wie, auch mit einem dreckigen 1:0«?

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Am Ende hat man irgendwie alle drei Möglichkeiten tatsächlich bekommen und doch war niemand wirklich happy. Nicht der Trainer, der natürlich auch sah, wie schwer sich seine Mannschaft tat. Nicht die Mannschaft, die nach dem Spiel wacher als während des Spiels wirkte. Und auch nicht die Zuschauer, denen im Gros dann eben doch nicht »egal wie« war, die spätestens nach der zweiten Roten Karte und entsprechend mehr Platz ein besseres Spiel der eigenen Mannschaft erwarteten.

Lasme-Treffer, Ouwejan und wieder Müller

Weil Bryan Lasme in der Nachspielzeit doch noch mal angespielt wurde, den Ball gekonnt in seinen flotten Lauf mitnahm und ihn dann unter die Latte dübelte, durfte man mit einem letzten »Geht doch«-Gefühl das Stadion verlassen. Schalkes Spieler für die entscheidenden Szenen waren aber wieder Marius Müller, der wie schon in Hamburg zeigen konnte, dass er ein richtig starker Torhüter sein kann, und Thomas Ouwejan. Mit seinem Freistoß auf Teroddes Kopf kreierte er das erste Tor. Mit seinem Nachsetzen nach Müllers Bogenlampe provozierte er Luthes Rote Karte. Und in der 68. Minute, beim Stand von 1:0, lief er auch noch einen langen Ball auf den schnellen Aron Opoku ab, der ohne sein Eingreifen zur wohl besten Ausgleichchance der Lauterer geführt hätte.

Probleme im Spielaufbau

In der ersten Liga konnte Schalke viele Gegner mit einer mannorientierten Deckung ärgern. Am Samstag litt Schalke selbst unter der Manndeckung Lauterns. Tempelmann, Schallenberg, Karaman, Drexler oder Ouédraogo – wenn Baumgartl das Spiel eröffnen wollte, hatten alle Anspielstationen einen Roten neben sich, spielte jeder Blaue den Ball lieber sofort wieder zurück, aus Angst, ihn zu verlieren. Schalke wollte den Ball besitzen, schlug ihn nicht lang nach vorne, in der Hoffnung, ihn dort wieder zu erobern. Aber um sich durch die engen Gegner zu kombinieren, fehlte es an Tempo, Ideen und Ballsicherheit.

Probleme im Zentrum

In Hamburg war das defensive Zentrum Schalkes Baustelle. Gestern wurde das offensive Zentrum zum Problem, als sich der Gegner selbst dezimiert hatte, als Schalke genug Ballbesitz und genug Platz bekam. Dominick Drexler hatte einen schwarzen Tag, ihm gelang wenig bis nichts. Paul Seguin konnte bislang nicht zeigen, wofür er geholt wurde. Schalkes bislang bester Offensivspieler in dieser noch jungen Saison ist Kenan Karaman, der aber auf dem Flügel wirken soll. Diese »Leere« im Zentrum sorgte dafür, dass sich Schalke schon ab der Mittellinie auf die Außenbahn pressen ließ, dass Ouwejan und Brunner in Anspielsituationen kamen. Bryan Lasme war 28 Minuten auf dem Feld, er ist der schnellste Spieler des Teams, wollte auf der rechten Seite immer wieder losspurten, bekam aber keine Pässe in die Tiefe. Brunner hinter ihm war dazu in ungünstiger Position und im Zentrum agierte Schalke zu schwach. Der Pass zu Lasmes einziger Szene, dem Tor in der Nachspielzeit, kam von Kenan Karaman, der von Außen ins Zentrum eingerückt war.

Ein unrunder Abend

Es war ein Abend mit einer Dynamik, die so niemand gewollt haben kann. Schalke will und soll aufsteigen. Plötzlich ist man in einer Favoritenrolle, plötzlich hat das Stadion die Erwartung, dass Schalke aktiven Fußball spielt – Druck durch eine Erwartung, die durch die zwei Roten Karten zusätzlich verstärkt wurde. Dabei lief der ganzen Abend unrund, nicht nur auf dem Platz. Eine geplante Choreografie der Schalker Kurve wurde von der Polizei verboten, während die Fans des FCK ihre in der Coronazeit gesammelten Bestände an Höhenfeuerwerken abbrannten. Schalkes Stadionregie spielte weder eine Einlaufmusik, noch gab es einen Song nach dem Abpfiff. Alles war irgendwie grau, diesig, irgendwie fehlte es an allen Ecken und Enden. Die drei gewonnenen Punkte waren am Ende das einzig Gute.

Die Aussicht

Pokal und Liga, zweimal Braunschweig. Deren Trainer Jens Härtel wird zugeschaut haben, die Eintracht wird es Schalke nicht leichter machen. Zwei schwere Aufgaben für einen FC Schalke, der sich noch längst nicht selbst gefunden hat.

6 Comments

  • Detlef sagt:

    Es lief noch mehr unrund. Der Einlass begann 10 Minuten später als gewohnt, zumindest an Ost1. „Zu wenig Personal“, habe ich aufgeschnappt. Ob das so stimmt?
    Die Pommes nach dem Spiel haben auch ewig auf sich warten lassen. Technische Probleme am Bezahlsystem, oder Schwierigkeiten bei Rücknahme Pfandbecher und Flaschen, so schien es.

    Genug der Nörgelei.

    Oder doch nicht. Während des Spiels war ich auch nicht zufrieden, weder vor der ersten roten Karte, noch danach und erst recht nicht nachdem Lautern nur noch zu neunt auf dem Platz stand.
    Schalke ließ hinten immer noch einiges zu und war in der Vorwärtsbewegung oft zu langsam. Das ging mir und vielen um mich rum auf den Keks.

    Im Gegensatz zum Sitznachbarn konnte ich mich am Ende über den Sieg trotzdem freuen. 3 Punkte sind 3 Punkte.
    Das es kein Song nach Schlußpfiff gab ist mir nicht aufgefallen. Könnte dran gelegen haben, daß im Oberrang Nord einige selbst gesungen haben. Außerdem las ich etwas über Soundprobleme auf der Südtribüne.

  • Jens sagt:

    Das ganze gestern erinnert mich etwas das WM Vorrundespiel Schottland gegen Uruguay 1986. Uruguay bekam nach wenigen Sekunden eine rote Karte, und der ehemalige Spieler Ian St.John tätigte im ITV Studio die schöne wie richtige Aussage:

    „If we win this, we won’t get Credits for it. But if we don’t, we’ll get slaughterd.“

    Im Gegensatz zu Schalke haben sie es damals nicht gewonnen. Das bei unserem Spiel längst nicht alles gut war, sehen die Verantwortlichen ja selber.
    Und wenn manche bei S04 Twitter (kein Satz mit X) am liebsten schon die komplette sportliche Führung wechseln wollen, sagt mehr über diese Leute als das es richtig wäre. Aber ein differenzierter Blick fällt ja vielen Schalkern traditionell schwer, entweder alles super oder alles Schei.., dazwischen geht ja oft nicht, außer zum Beispiel in diesem Blog hier.

  • Alex sagt:

    Daß man sich in Überzahl schwer tut, sieht man immer wieder. Eigentlich bedarf es einer taktischen Umstellung. Die gab es nicht. Lautern hat sich zurückgezogen, wir hatten 4 Verteidiger und einen 6er ohne Job und im Angriffsdrittel war es dann eben gar keine Überzahl. Aber warum auch mehr riskieren, wenn man vorne liegt? Spiel gegen einen sperrigen Gegner gewonnen, prima. Spektakel wird es eher selten geben. Für die Liga scheint die Mannschaft ordentlich aufgestellt, wird aber in jedem Spiel an die Grenze gehen müssen. Siege werden nicht selbstverständlich sein. Wenn wir das verstehen, kann’s was werden.

  • Thorsten sagt:

    Lasme gefällt mir außerordentlich gut. Und hat, wenn ich das richtig gesehen habe, mit dem Pass vor dem 2-0 auch schon eine entscheidende Szene gehabt.

  • Ney sagt:

    Wir sehen jetzt das 4. Jahr in Folge Fußball, der in der Zweitklassigkeit gespielt wird oder in die Zweitklassigkeit führt. Anscheinend gibt es immer noch keinen Gewöhnungseffekt.

  • Lukas sagt:

    Bei aller berechtigten Kritik, sollte man sich vielleicht allerdings auch an Reis‘ Satz: „Für Siege muss ich mich nicht entschuldigen.“ orientieren.
    Wir haben mit 2 Toren gegen den HSV verloren und den zweiten Test 3:0 ohne Glanz gewonnen. Wenn das nicht als Parallele zur Aufstiegssaison reicht, was dann?

    Diese Parallele sollte aber auch zum reflektieren anregen, dass das Ballbesitzspiel vielleicht erst gegen Ende der Hinrunde zur wirklichen Dominanz ausreicht.
    Reis‘ Bochum hatte damals 57% Ballbesitz, Topwert mit dem HSV und grüßte 10 Spieltage lang von Platz 1. Da ist der Weg schon bekannt.

    Und selbst unter Grammozis war eine gewisse Entwicklung in der Aufstiegssaison erkennbar – man vergleiche nur die Hin- und Rückspiele gegen Hamburg, Regensburg oder Aue.
    Es ist schon ein etwas abgenutzter Satz, aber für ein Ballbesitzspiel müssen wir Fans wohl doch noch etwas Geduld haben.

    *Achtung, geklaut*
    Ma’kucken

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