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Schalke verliert weiter. Mit dem 0:2 gegen Holstein Kiel waren die Blauen am Ende sogar noch gut bedient. Die Mannschaft von Thomas Reis zeigte eine indiskutable Leistung, die in ihrer Trägheit böse Erinnerungen wachruft.

4. Spieltag: S04 – Holstein Kiel 0:2

In der eigenen Hälfte eng gestaffelt verteidigen. Dem Gegner über den ganzen Platz den Ball abjagen wollen. Nach einer Eroberung spritzig in die Räume stoßen, mit wenigen Pässen zum Abschluss kommen, mit Abläufen, die nicht auf individuelle Ideen sondern auf Übung basieren: Holstein Kiel bot tollen Fußball auf Schalke! Fußball, dem zuzuschauen Freude machen konnte, wenn man es nicht gerade mit den Blauen hielt.

Chaotische Abwehr

Schalke 04 bekam keine einzige der besagten Komponenten auf den Platz. Nach der Veröffentlichung der Startaufstellung durfte man hoffen, Danny Latza würde als zweiter Sechser neben Ron Schallenberg agieren, um vor der Abwehrkette für Sicherheit zu sorgen. Ein defensiver Ansatz zwar, der nach den letzten Spielen aber notwendig erschien, um überhaupt eine Basis für Ballbesitz und Spiel nach vorne zu schaffen.

Im Spiel ordnete sich Danny Latza aber nicht neben Schallenberg ein. Er agierte höher und letztlich ebenso verloren zwischen »klarer Mannzuordnung« und geeigneter Raumaufteilung, wie alle Schalker Defensivspieler. Die Bewegungen der Abwehrkette wirkten chaotisch, davor Ron Schallenberg wie ein Schwimmer im offenen Meer. Schalke war leicht zu überlaufen und bot riesige Räume. Der Rasen der Arena als Spielwiese für Holstein Kiel.

 Träge Offensive

Schalkes Abwehr konnte das Adjektiv »wild« zugeschrieben werden, Schalkes Offensive war indes einschläfernd. Lediglich Assan Ouedraogo vermochte den Gegner in Alarmbereitschaft zu versetzen. Ein 17-Jähriger, der es im Dribbling mit zwei, drei Gegnern aufnahm, der aus Positionen zum Abschluss kam, aus denen seine Kollegen einen Rückpass gespielt hätten: Der Junge ist ein Geschenk für Thomas Reis und Schalke 04 in dieser Saison! Bitter, dass um ihn herum kein Fußballspiel organisiert wurde.

Ohne die verletzten Karaman, Lasme und Drexler passte schon die Startaufstellung nicht zur Formation. Wenn der eigentliche zentrale Mittelfeldspieler Paul Seguin plötzlich auf dem Flügel agieren soll, wenn das Mittelstürmer-Talent Keke Topp irgendwo hinter oder um Simon Terodde herum agiert, wenn dann gleichzeitig Thomas Ouwejan defensiv gefordert und nicht frei für Vorstöße ist, dann bekommt eben auch ein Zweitligadauertoptorjäger kein Zuspiel. Dann wirkt Simon Terodde plötzlich alt, wirkungslos zwischen Mittellinie und Abseitsgrenze hin- und her laufend. Über 90 Minuten kam Terodde zu einem einzigen Kopfball, der neben das Tor ging. Schalke verzeichnete im gesamten Spiel keine wirklich hochkarätige Chance.

Erinnerung an die Abstiegssaison 2020/2021

Wenn die Aggressivität stimmt, wird sich die Qualität durchsetzen, sagte Thomas Reis auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Die Geschichte der hohen Qualität der einzelnen Spieler, die am Ende zu den richtigen Ergebnissen führen wird: Schalke erzählt sie sich seit Saisonbeginn. Ich selbst erzählte sie mir, als man in den ersten drei Spielen jeweils drei Treffer erzielte. Wenn man nur die Defensive dicht bekäme, wäre alles gut, die Offensive sei so stark, dass sie immer zu Toren käme.

Aber ohne Karaman ist die Offensive schon deutlich weniger stark. Das neue Mittelfeld um Schallenberg, Tempelmann und Seguin konnte bislang nicht überzeugen. Und in der Abwehr wirkt die eingeplante »feste Größe« Marcin Kaminski nicht qualitativ hochwertiger als die Gegner, sondern vor allem älter. Die überforderte und hilflose Darbietung gegen Holstein Kiel erinnerte ebenso an die Auftritte der Schalker Mannschaft der Saison 2020/2021 wie die Selbsteinschätzung der Qualität. Damals waren Spieler wie Harit, Serdar und Mascarell individuell angeblich auch viel zu gut, um abzusteigen.

In vier Spielen hat Schalke nun dreimal verloren. Wenn Elversberg oder Osnabrück ihr viertes Spiel gewinnen, steht Schalke auf einem Abstiegsplatz. Zeit, dass sich was dreht, in sieben Tagen in Wiesbaden.

10 Comments

  • joha sagt:

    Heynckes raus!!
    Mich erinnert das erstmal nicht an 20/21, sondern an 2004, als Heynckes mit Krstajic und Bordon unbedingt Dreierkette spielen wollte. Damals war nach vier Spieltagen Schluss.
    Ich verstehe nicht, warum Reis so stur an seinem System festhält.
    Und die Spieler, wie Du beschrieben hast, positionsfremd einzusetzen oder (Seguin, Schallenberg) durchs System schwächer zu machen, trägt weder zum Erfolg, noch zum Vertrauen der Mannschaft in den Trainer bei.
    Ich hoffe, der Trainer hört sich mal an, was die Mannschaft zur Ausrichtung zu sagen hat und reagiert. Es wäre wirklich tragisch, wenn er an seiner eigenen Dickköpfigkeit scheitert. Natürlich auch und vor allem für den Verein (ich finde, der Kader ist ordentlich zusammengestellt und die verbliebenen Baustellen sind identifiziert).
    Ich denke, zur Oktober-Länderspielpause wird von den Verantwortlichen Maß genommen, ob man Handlungsbedarf sieht.

  • Mathias sagt:

    Ich gehöre grundsätzlich eher zu den Leuten, die das Geschehen um Schalke zu hoffnungsvoll und optimistisch betrachten. Aber dieser schön geschriebene und sehr treffende Satz macht mir echt Angst:
    „Die überforderte und hilflose Darbietung gegen Holstein Kiel erinnerte ebenso an die Auftritte der Schalker Mannschaft der Saison 2020/2021 wie die Selbsteinschätzung der Qualität. Damals waren Spieler wie Harit, Serdar und Mascarell individuell angeblich auch viel zu gut, um abzusteigen.“
    Puh…

  • Martina sagt:

    Ich bin als Schalkerin ja unverbesserliche Optimistin. Ich mag nicht glauben, dass ein so guter Trainer wie Reis an seinem eigenen Dickkopf scheitert. Und ich teile die Meinung von joha, dass der Kader gut zusammengestellt ist und die verbliebenen Baustellen identifiziert sind. Und ich erinnere an die Saison vor zwei Jahren, als der Start in die Saison ebenfalls komplett versammelt wurde. Damals hat Grammozis das Ruder noch herumgerissen, als schon ganz Schalke von der dritten Liga heulte. Ich hoffe einfach, dass auch Reis dies gelingt.

  • Carlito1904 sagt:

    Mir fehlen ob der gezeigten Leistung am Freitag immer noch die Worte. Danke Torsten, dass du wieder mal die richtigen findest.

  • Lennard sagt:

    Ich bin sprachlos. Der Vergleich mit der Abstiegself vor zwei / drei Jahren drängt sich erschreckend auf…. Weiß wircklich nicht wo derzeit Hoffnung herkommen sollte

  • Volker sagt:

    Die, aus meiner Sicht, größten Fehlbesetzungen im Kader sind Kaminski, Latza und Terodde.

    Kaminski war schon vor 2 Jahren zu langsam, jetzt ist er zwei Jahre älter, spielte in der letzten Saison keine Rolle und heute wird er als „unser Abwehrchef“ bezeichnet. Jeder Stürmer in Liga 2 freut sich doch, ihn als Gegenspieler zu haben.
    Latza verfügt nur noch über Erfahrung, kostet Geld , hat aber keinen Nutzen für die Mannschaft.
    Terodde einen neuen Vertrag zu geben, war wohl der größte Fehler, da in der Vereinsspitze an den Heilsbringer geglaubt wurde. Zu langsam ausserhalb der Box, müssen 9 Mitspieler für ihn mitlaufen.
    Pieringer, ein talentierte Mittelstürmer hat das Feld geräumt, als Terodde den neuen Vertrag bekam, hat jetzt sein erstes Tor in der Bundesliga erzielt. Hier hätte man den anderen Weg wählen sollen. Polter ist auch mit der Situation unzufrieden und wird vielleicht noch wechseln und wie von Torsten beschrieben konnte Keke Topp durch die vorgegebe Spielposition nicht seine Stärke einbringen. Terodde ist 35!

  • Bea sagt:

    Was mir im Augenblick am meisten Angst macht, ist, dass unser fragiles Gebilde komplett zu zerfallen droht.
    Vor der Saison war ich verhalten optimistisch, dass wir etwas besser dastehen als vor 2 Jahren — jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.
    Natürlich ist die Presse bemüht, jede mögliche Nachricht (auch wenn sie rein spekulativ ist) dramatisch auszugestalten und auszuschachten. Aber nach Asamoahs Aussagen nach dem „vergeigten“ Trainingsspielchen in der vorletzten Woche und der Leistung im letzen Spiel befürchte ich, dass wir — wieder einmal — Richtung Chaos zu driften drohen…
    Wieder einmal… in den letzen Jahren wurde das Personal auf den höchsten Ebenen nahezu komplett gewechselt. Spieler, Trainer, leitende Verantwortliche in den meisten anderen Bereichen… alles verändert.
    Und doch leidet der Verein immer wieder unter den gleichen Problemen.
    Wieso? Hat da jemand eine Erklärung?

  • Renato Maruca sagt:

    Leute für mich hat Asamoah Recht!
    Hauptsache Punkten ,schöne Spiele Egal ob in GE oder Auswärts nur wenn ein bisschen Stabilität entstehen würde.
    Für die teuer Eintrittskarten sollten die Fans sogar ein 1 X 0 gegen Magdeburg am 95 Minute bereit sein!

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