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Schalke steht nach drei Niederlagen gehörig unter Druck und muss in Wiesbaden dringend in die Spur finden. Derweil moniert Ralf Fährmanns Berater in der SportBild des Torwarts Status trotz Kuchenabstinenz und schürt Unruhe. Eine Meinung dazu und erstmals Freitagsfragen an einen Schalker: Fabian Kukovicic.

Freitagsfragen an Fabian Kukovicic: Schafft Schalke den Turnaround?

Die ersten Freitagsfragen gingen an Fans des Gegners. Gerade hat Schalke mal wieder genug mit sich selbst zu tun. Deshalb kam mir die Idee, hier auch ab und zu Schalkerinnen und Schalker zu Wort kommen zu lassen. Den Anfang macht dabei nun Fabian Kukovicic.
Fabi hatte vor 04 Jahren den Schalke-Podcast Knappencast gestartet, diesen vor zwei Jahren an Marco und Tim weitergegeben und ist seitdem selbst beim Podcast Schwerterschmiede dabei. Fabi ist außerdem als @Kukoranyi Teil der Schalke-Bubble bei X fka Twitter.

Nach drei Niederlagen in vier Spielen steht Schalke gegen Wiesbaden schon gehörig unter Druck. Was erwartest Du, wie dieses Spiel verlaufen wird?

Fabi Kukovicic

Ich erwarte ein kämpferisches Zweitligaspiel mit einem, höchstens zwei Toren. Schalke muss ganz von vorne anfangen, während Wiesbaden mit viel Rückenwind auftreten wird. Mit Hertha hatten sie bereits den ersten Bundesliga-Absteiger geschlagen. Mit den Ausfällen von Schallenberg, Drexler, Karaman, Latza und Lasme stellt sich Schalkes erste Elf nahezu von alleine auf. Dass Murkin bereits eine Option für die Startformation ist, bezweifle ich. Es liegt an allen Spielern, einen komplett anderen Auftritt als zuletzt hinzulegen, sonst wirft das Umfeld das gewonnene Vertrauen in Trainer und Mannschaft schneller weg als gedacht. Assan Ouédraogo muss von Anfang an spielen, er war der Einzige, dem zuletzt etwas gelungen ist. Ich tippe auf ein 1:1, hoffe aber natürlich auf einen Auswärtssieg für Blau-Weiß – meinetwegen auch dreckig.

Mal über das Spiel in Wiesbaden hinausgedacht: Schafft Schalke den Turnaround zur erfolgreichen Saison? Schafft Thomas Reis das mit Schalke 04?

Ich hoffe es wirklich sehr! Thomas Reis hat mich als Trainer gepackt wie kein zweiter – seine Art, seine klare Kommunikation, und schlicht, dass er sich entschieden hat mit eigener Finanzhilfe und ohne der Hilfe eines Sportdirektors in einer absolut chaotischen Situation zu uns zu kommen. Für mich hat er sich mit der Rückrunde auch Kredit erarbeitet, der etwas wert ist. Sollten sich die Auftritte aber nicht schnell bessern, fehlen auch mir die Argumente.

Der Kader bzw. die Spieler kommen mir in der Diskussion allerdings etwas zu gut weg. Auf dem Papier ist das für mich definitiv eine gute Zweitligamannschaft die oben mitspielen kann, wenn nicht muss. Aber auch wenn es bislang noch Lücken in der Defensive gab: Die Offensive und allem voran das Mittelfeld sind bislang eine absolute Enttäuschung! Einzig Marius Müller und Simon Terodde fallen als Wortführer auf, Assan Ouédraogo durch seine Qualität. Sonstige Neuzugänge können bisher nicht überzeugen und wirken teils hilflos. Nur Kabadayi traut sich etwas, wenn auch bisher ohne Erfolg. Da ist Reis, da sind aber auch die Spieler gefragt, so schnell wie möglich anders aufzutreten.

Ich sage: Der Turnaround wird gelingen. Ob er mit oder ohne Reis stattfindet, ist allerdings ein Münzwurf. Ich hoffe wir schaffen es zusammen mit Thomas Reis als Trainer.

In der Abstiegssaison war der Zusammenhalt auf Schalke überragend. Wie erlebst Du unseren Verein in der aktuellen Situation?

Die Enttäuschung ist natürlich riesig. Die Niederlage gegen Hamburg war noch verkraftbar, das kann passieren. Aber alle Auftritte danach inklusive des Heimsiegs gegen Lautern und dem Pokalspiel in Braunschweig waren nicht genug für unsere Ansprüche und unseren Kader. Gerade bei einem Heimspiel so aufzutreten: Das geht einfach nicht. Diese Energie, die letzte Saison gebündelt wurde, hat uns definitiv Punkte gewonnen, davon bin ich überzeugt. Die Kurve steht zusammen, aber die ersten Fans im Stadion werden schon jetzt schneller unruhig. Das kann ich auch nachvollziehen.

Wenn Du dem Kader einen Spieler mit Erstliganiveau hinzufügen könntest: Für welche Position würdest Du dich entscheiden und warum?

Die Wahl muss da auf die Verteidigung bzw. das defensive Mittelfeld fallen. Brunner und Murkin sind ordentliche Außenverteidiger, aber ich würde gerne noch einen Abwehrchef in der Innenverteidigung sehen. Auch auf der 6 braucht Schallenberg Hilfe, das könnte aber auch Tempelmann sein, wenn er an seiner Form arbeitet. Daher würde ich einen Bundesliga-Innenverteidiger wählen. Hm, Moritz Jenz!?

Was soll passieren, dass es für dich persönlich ein guter Samstagnachmittag wird, was wünschst Du dir?

Kein Regen, ein Schalker Auswärtssieg mit überzeugender Performance und damit ein halbwegs versöhnlicher Gang in die Länderspielpause: Das wäre optimal. Dann macht die Podcast-Aufnahme danach auch viel mehr Spaß!

Die Meinung: Kein Kuchen ist auch keine Lösung, aber …

In der SportBild-Ausgabe von Mittwoch (Print) kommt Ralf Fährmanns Berater Stefan Backs zu Wort. Dass Schalke nun wieder einen Wechsel vorgenommen habe, nachdem man mit Fährmann als Nummer 1 in die Saison gehen wollte, sei nicht akzeptabel. So würde einen Schalke-Legende zerstört, er wüsste nicht, warum Ralf dafür aufgehört hätte, Kuchen zu essen.

Als ich den Spruch zum Kuchen als Meldung auf einer Webseite las, dachte ich noch, das sei irgendwie witzig, mit einem Augenzwinkern gemeint. In der SportBild selbst zwinkert aber nichts. Es ist tatsächlich eine Anspielung auf die alberne Story um des Torwarts Kuchenkonsum in der Kabine, mit der SportBild schon vor einem Jahr leere Seiten füllte. Nach Herrn Backs Kuchen-Spruch berichtet der aktuelle Artikel von viel angeblicher Unzufriedenheit in Schalkes Kabine: Über gegenseitige Schuldzuweisungen, über zu hartes Training; mit dem Zusatz »wenn man dem Geflüster glauben darf«. Wenn man den Social Networks glauben darf, glauben viele Fans nun, dass das Geflüster eben auch von Ralf Fährmann über Herrn Backs zur SportBild gelangt. Vor seiner Zeit in der Agentur Rogon und als selbstständiger Spielerberater war Stefan Backs Journalist – bei SportBild.

Mich selbst stört auch, dass sich Schalkes Sportliche Leitung mit der Ankündigung, man ginge mit Ralf Fährmann als Nummer 1 in die neue Saison, in die lange Liste leerer Schalker Versprechungen eingereiht hat. Das Eine zu sagen und das Andere zu tun, Dinge nicht durchzuziehen, hat traurige Tradition auf Schalke. Das haben Interimstrainer wie Büskens, Mulder und Reck erfahren, denen Clemens Tönnies eine Weiterbeschäftigung versprach bevor der neue Trainer Magath sie abservierte. Das haben Spieler wie Julian Draxler erfahren, der als 10er in die Saison geschickt wurde, bis ihm nach drei Spielen ein Prince vor die Nase gestellt wurde. Und mit den lauten Ankündigungen vor folgenden Kehrtwenden Horst Heldts ließen sich stundenlange Podcasts füllen.

Trotzdem ist diese Mediennummer von Seiten Ralf Fährmanns nun ein Unding! Schalke ist in einer schwierigen Situation, die Torhüter-Position ist gerade die einzig stabile auf dem Platz. Und jetzt gibt Ralf Fährmann den Beleidigten und sein Berater baut Druck über die Medien auf?! Stefan Backs weiß genau, wie er Zeitungen füttern und für sich nutzen kann. Es ist jedoch außerdem festzustellen: Damit, wie sich eine »Schalke-Legende« zu verhalten hat, kennt er sich nicht so gut aus. Kein Kuchen ist offensichtlich auch keine Lösung, aber Maulwurfkuchen ist keinesfalls eine gute Wahl!

Sonst noch auf Schalke: Die Knappenschmieden-Spiele

Diesmal ist aller Fußball am Samstag … während Schalkes Auswärtsspiel in der Zweiten Liga um 13 Uhr angepfiffen wird, sind auch die Spiele der U23 und der U17 auf Samstag-Mittag terminiert. Die U17 empfängt um 11 Uhr auf Rasenplatz 4 den MSV Duisburg und die U23 startet um 14 Uhr im Parkstadion gegen den SV Rödinghausen. Nur die U19 spielt am Sonntag, aber auch weit weg, beim VfB Lübeck, im Junioren DFB-Pokalwettbewerb.

Nowatt? Hören & Lesen – Wehen und Saudi-Arabien

Wie oben angerissen, dass ich die Freitagsfragen an den Schalke-Fabi und an keine Gegner-Fans geschickt habe, lag an der Abwechslung und dem aufkeimenden Tullus rund um die Blauen, nicht etwa daran, dass mir zum SV Wehen Wiesbaden niemand eingefallen wäre. Im Gegenteil: Gerade zu diesem Club gibt es ein ganz klassisches Blog- und Podcastprojekt von Gunnar, dessen Tun ich seit Jahren per Social Networks verfolge. Das Blog heißt Stehblog und der Podcast Niemals Erste Liga, in dem es nach eigener Beschreibung eben um den SVWW »… und manchmal auch um Fußball« geht. Im Blog gibt’s auch einen Freitagsbeitrag, dort heißt er Wehenschau. In der aktuellen Ausgabe geht es natürlich auch um Schalke 04. Das kann hier nachgelesen werden.

Saudi-Arabien kauft Europas Fußball die Weltstars weg. Ronaldo, Benzema und Neymar sind schon da, Mbappé hätten sie auch gerne gehabt. Der Staatsfond eines autokratischen Regimes ist plötzlich ein Player im Weltfußball. Steckt eine Strategie dahinter oder ist der Fußball ein Spielzeug des dortigen Kronprinzen? Wie passen die Helden des westlichen Kommerz‘ zu einem streng konservativen Land? In der Sendung Tacheles bei Deutschlandfunk Kultur geht es in einem knapp halbstündigen Interview um dieses Thema. Interview-Partner ist dabei der Islamwissenschaftler und Saudi-Arabien-Experte Dr. Sebastian Sons. Er liefert Antworten die helfen zu verstehen, die nachdenklich machen können und die manchen europäischen Fußballballfans vielleicht auch nicht gefallen. Eine sehr hörenswerte halbe Stunden, wie ich finde: »Ab in die Wüste – Saudi-Arabiens Fußballoffensive«

Bild: IMAGO

3 Comments

  • janw sagt:

    Gute Worte über die Fährmann-Geschichte. Als Fährmann-Fann macht mich diese Vorgehensweise traurig. Danke, Torsten!

  • SinnedYam sagt:

    Und da hat der Maulwurfkuchen dazu geführt, dass Fährmann nicht im Kader steht… Eigentlich gibt es bei diesem Thema echt nur Verlierer. Fährmann verliert Ansehen, der Verein kommt mal wieder nicht zur Ruhe und Reis kann nichts richtig machen. Lässt er ihn im Kader toleriert er die Situation, stellt er ihn sogar in die erste Elf, beugt er sich dem Thema. Lässt er Fährmann nicht mitfahren (so wie jetzt), dann demontiert er eine Legende…

    Ganz dumme Situation mal wieder

  • Phipser sagt:

    Die ganze Posse war für mich ein offensichtlicher Versuch Backs‘, seinen Klienten Fährmann für einen möglichen Trainer-Wechsel in den kommenden Wochen in Stellung zu bringen:

    Wie oft haben wir es die letzten Jahre erlebt, dass ein neuer Trainer demonstrativ einen Stammspieler aus der zuletzt erfolglosen Mannschaft absägt?
    Und wer würde sich bei uns besser als neuer Startelfspieler anbieten als Fährmann? Ein Publikumsliebling mit zuletzt starken Leistungen und vor der Saison eigentlich einer Stammplatz-Garantie, der jetzt nach überstandener Verletzung wieder voll eingreifen könnte…

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