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Im so wichtigen Duell gegen den Abstieg gewinnt S04 gegen Eintracht Braunschweig 1:0 und spielt dabei den Umständen entsprechend. Der Erfolgsdruck war immens. Das war in jeder Minute zu spüren.

Als nach 90 plus fast 5 Minuten endlich der letzte Pfiff verklungen war, sackte Derry Murkin auf den Rasen zusammen, vergrub sein Gesicht in den Händen und konnte die Emotionen nicht mehr halten. Simon Terodde schrie so laut er konnte, über seinen Fäusten zusammengekauert, während Kenan Karaman bleich auf der Bank saß und fassungslos ins Nichts starrte. Die Bilder Teroddes hätten auch zu einem Spiel gepasst, in dem ein Aufstieg entschieden wurde. Die Szenen zu Murkin und Karaman könnten so in einer Abstiegs-Dokumentation auftauchen.

20. Spieltag: S04 – Eintracht Braunschweig 1:0

Dabei war es nur der 20. Spieltag einer noch lange andauernden Zweitligasaison. Nur ein Samstagmittag-Spiel gegen Eintracht Braunschweig. Nur ein Spiel um drei Punkte. Und doch war diese Partie alles andere als normal. In jeder der besagten Szenen stellten die Reaktionen der Spieler das Entweichen des immensen Drucks dar, der vor und während dem Spiel auf ihnen lastete, der in der Schlussphase noch anstieg, was am Geschehen auf dem Rasen zu sehen war.

Mehr Struktur, wenig Bewegung

Mit einer Doppel-6 aus Ron Schallenberg und Paul Seguin vor der Abwehrkette hatte Schalke mehr Kontrolle im Mittelfeld als zuletzt gegen Kaiserslautern. Gefährlich wurde es immer dann, wenn es Braunschweig gelang, der Schalker Abwehr Laufduelle gegen ihre schnellen Stürmer aufzuzwingen. Auf der anderen Seite des Platzes tat es Schalke gut, dass Kenan Karaman in vorderster Linie agieren konnte, und dass er mit Darko Churlinov einen Spieler hinter sich hatte, der selbst auch Offensivgefahr ausstrahlte. Trotzdem gelang nicht viel, hüben wie drüben. Schalke agierte zu statisch. Vielleicht auch einfach zu ängstlich. Denn die Anspannung war von Beginn an zu greifen.

Lähmender Druck

Auch die Führung löste diese Anspannung nicht. Natürlich hätte man gerne ein zweites Tor nachgelegt. Aber im Zweifel blieb man lieber den Schritt zurück, um keine Räume zu öffnen, pöhlte den Ball lieber raus, als einen Fehlpass zu riskieren. Die Angst vor Fehlern war zu groß, als dass noch Kreativität oder Spielwitz Platz gehabt hätte. Nur darum ging es jetzt, das Tor sauber und damit die Punkte zu behalten. Immerhin das gelang und sorgte für die beschriebene Erlösung. Ein Spiel, das für genau diese Punkte taugte, zusätzlich allerdings auch als Beispiel für Druck und letztlich für Verantwortung.

Dass Fußballprofis das Wohl des Clubs nicht so wichtig sei, dass sie eh weiterzögen und deshalb in der Krise zu wenig leidenschaftlich kämpften, ist eine unter Fans durchaus weit verbreitete Meinung. Meines Erachtens war während und nach diesem Spiel deutlich zu sehen, wie wichtig den Spielern der Erfolg für den Verein war und ist. Ebenso deutlich war zu sehen, wie arg Druck lähmen kann. Gerade auf Schalke, mit seiner öffentlichen Wucht, scheint mir dieser Druck noch etwas heftiger als anderswo zu sein.

Bild: Thorsten Kirstein

3 Comments

  • doktor_d sagt:

    In der Halbzeit schrieb ich sinngemäss, dass am Ende der Saison mindestens eines der Teams absteigen wird.
    So ein Spiel war es bis dahin. Beide Mannschaften neutralisierten sich auf erschreckendem Niveau.

    Wie sollte dabei bloss ein Tor fallen? Einzelleistung war die Antwort.

    Ich stellte mir während und nach dem Spiel die Frage, können die nicht besser?
    Sprich sind die Spieler nicht besser als das gezeigte. Bei Schalke fielen mir nur wenige ein, die ich tatsächlich
    für besser hielt, als das was gezeigt wurde.

    Es bleibt sicher bis zum Ende der Saison spannend. Hoffentlich mit einem positiven Ausgang.

  • Ney sagt:

    Kopf nicht frei. Ja, so ist das.
    Trotzdem, mal wieder 3 Punkte (nach zuletzt nur 1 aus 3 Spielen) und die Konkurrenz gleichzeitig erfolglos, nehmen wir doch gerne mal mit.

  • Carlito1904 sagt:

    „Lähmender Druck“. Oder auch Angst fressen Seele auf, was mir am Samstag mehrfach durch den Kopf ging. Auch ich war nach dem Spiel eher leer, als dass ich mich wirklich über den Sieg hätte freuen können, weil einfach so verdammt viel auf dem Spiel steht und der Druck immens ist.
    Ich möchte wirklich nicht mit den Spielern tauschen. Mögen sie im Zweifel auch noch so viel Schotter nach Hause tragen.

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