Schalke gewinnt in Rostock 2:0 und kann im Tabellenkeller drei Clubs hinter sich bringen. Erst war’s schlimm, dann zufriedenstellend. Ein verdienter Sieg.
Was auf den Rängen passierte, habe ich nicht mitbekommen. Aber die lange Unterbrechung trennte das Spiel seine eigentlichen Hälften. In die, in der sich zwei Teams auf Augenhöhe gegenüber- und auf den Füßen standen, in der keins von beiden Fußball zu spielen hinbekam. Und in die, in der Schalke ob der Roten Karte gegen Hansa vor einer klaren Aufgabe stand und diese ordentlich erledigte.
Fußball, spaßbefreit
Mehrfach hatte sich Schalke in dieser Saison gleich in der Anfangsphase den Schneid abkaufen lassen, nicht gegengehalten, zu wenig Einsatz gezeigt. In Rostock ist das nicht passiert. Das war gut. Schalke war einem aggressiven Gegner ein aggressiver Gegner. Und in der Konsequenz daraus fand kein Spiel statt, nur Kampf.
Eine solch üble Halbzeit im trüben Rostock muss man ertragen, wenn man so weit absteigt, dass man gegen Hansa Rostock nicht mehr mehr ist als ein Team auf Augenhöhe. Null Schüsse aufs Tor die einen, null Schüsse aufs Tor die anderen. Spannung nur aus der tabellarischen Situation und dem offenen Zwischenstand, nicht aus Spielszenen. Aufregung nur um zu hartes Einsteigen, bis zuletzt Rostocks Junior Brumado für ein solches völlig korrekt per Roter Karte vom Platz gestellt wurde.
Gutes Überzahlspiel
Auch wenn in der ersten Hälfte nicht mehr als Kampf funktionierte: Nach der echten und eigentlichen Halbzeitpause spielte Schalke sein Überzahlspiel gut aus und gewann das Spiel auf durchaus zufriedenstellende Weise. Es war kein Feuerwerk, man spielte den Gegner nicht an die Wand – wer wollte das von diesem Team, in der Situation eines Tabellensechzehnten, in dieser bislang so enttäuschenden Saison auch verlangen? Aber Schalke spielte »richtig«, spielte so, wie man gegen einen Gegner in Unterzahl mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg kommen würde; und kam es denn auch.
In dieser zweiten Halbzeit kam Schalke auf 77% Ballbesitz. Man lies den Gegner laufen, versuchte das Spiel breit zu machen. Man variierte zwischen Flanken und Doppelpasspiel auf dem Weg in den Strafraum. Gleichzeitig blieb man defensiv wachsam. Die Restverteidigung funktionierten, Rostock kam zu keinem halbwegs gefährlichen Gegenstoß. Das hatte ich so nicht erwartete, zu offen war Schalke in den vergangenen Spielen nach Ballverlusten im Mittelfeld.
Für mich sah diese zweiten Hälfte nach einer geeigneten Umsetzung eines passenden Plans aus. Wenn die Spieler das in der Rückschau auch so empfinden, könnte diese zweite Hälfte dazu geeignet gewesen sein, nachzuhallen, dem Team Vertrauen zu geben. In den neuen Trainer, ins eigene Können.
Eine letzte schwere Aufgabe
Bei Twitter postete Sonntagabend jemand die »Zweitligatabelle seit Geraerts«, der nun seit 7 Spielen als Schalkes Cheftrainer das Sagen hat. In diesen Spielen kam Schalke zu 4 Siegen bei 3 Niederlagen. Dabei ist zu beachten, dass zwei der vier Siege gegen Teams aus dem Tabellekeller eingefahren wurden – eben die letzten beiden Siege. Trotzdem haben in diesem Zeitraum nur drei Clubs mehr Punkte sammeln können: St. Pauli, Holstein Kiel und der nächste Gegner Greuther Fürth.
Greuther Fürth musste Samstagmittag in der 5. Minute der Nachspielzeit einen 1:1-Ausgleich hinnehmen, nachdem zuvor fünf Spiele in Folge zu Null gewonnen wurden. Die Mannschaft von Trainer Alexander Zorniger ist ein Team voller Selbstbewusstsein, das heißeste Team der Liga.
Ein letzter harter Brocken für Geraerts‘ Schalke 04. Eine letzte Chance, ein Spiel hinzulegen und ein Ergebnis zu erzielen, das Mut fürs nächste Jahr machen kann.
Gute, geordnete und unaufgeregte Einordnung des Spiels von gestern. Ich fand das Spiel ab der roten Karte für Rostock auch ordentlich und eines, auf welches sich hoffentlich aufbauen lässt. Kann gerne so weitergehen. Auch wenn Fürth sicherlich ein ganz anderes Kaliber ist, als es Osnabrück und auch Rostock gewesen sind. Aber wie sagst du immer so schön? Ma’kucken. 😉
In unserer derzeitigen Situation soviele Punkte mitnehmen wie geht, auch dreckige und dann in der Winterpause alles auf den Prüfstand stellen. Umfangreiche Analyse, Schlüsse ziehe und konsequent umsetzen.
Die Bilder auf der Tribüne in Rostock braucht kein Mensch. In unserer Arena Choreos einfordern und sich in anderen Stadien unmöglich benehmen. Mein Verständnis für die Ordnungshüter wird langsam größer.
„In unserer Arena Choreos einfordern und sich in anderen Stadien unmöglich benehmen.“
Zu dem Satz mag ich bemerken: Wenn wir von „den Fans“ reden, reden wir nicht von einer homogenen Gruppe. Es ist durchaus möglich, dass sich diejenigen, die auswärts randalieren, noch nie an Choreos beteiligt oder sich für sie eingesetzt haben.
Torsten, da hast du sicherlich recht. Nur habe ich bisher noch nicht gelesen, das die „Nord bzw. die Choreo- Macher“ Stellung zu den unmöglichen Vorgängen z. B. in St. Pauli, Rostock usw. bezogen hat.
Gegen die schwachen Teams können wir jetzt immerhin gewinnen und das sogar einigermaßen sicher. Hoffentlich ist das tatsächlich ein Anzeichen für einen Fortschritt. Jetzt mal ein Ausreißer nach oben, also ein Sieg gegen Fürth, dann haben wir tatsächlich so etwas wie einen positiven Trend. Steht auf meinem Wunschzettel…
Auch nach den beiden Erfolgen sollte man einen kritischen Blick bewahren: Geraerts ist im Moment eher auf dem Kurs Robert Di Matteo als ein Anwärter, der neue Jörg Berger zu werden, der uns von unten nach oben führt.
Das sage ich mit der Einschränkung, dass ich ihm für seine Trainerkarriere 100x mehr als Di Matteo zutraue und ich mich darauf freue, hier im Frühjahr Abbitte leisten zu müssen, weil wir eine stabile, spielerisch ordentlich funktionierende Schalker Mannschaft sehen. Aber im Moment überzeugt mich das nicht, da ist wenig Handschrift oder spielerische Vorplanung sichtbar, besonders offensiv. Und das ist nicht nur eine Frage des Kopfes. Mal sehen, wie es nach dem Trainingslager aussieht.
Was gestern im Gästeblock passiert ist, lässt sich nicht kleinreden. Zwei Typen hämmern minutenlang auf der Scheibe rum, niemanden im Block scheint es zu stören. Und wenn jetzt Schalke als Konsequenz keine Fans zum Auswärtsspiel mitbringen darf, wird wahrscheinlich wieder über die so ungerechten „Kollektivstrafen“ rumgejammert. Das wird und muss meiner Meinung nach eine Auswärtsspielsperre geben, das ist völlig gerechtfertigt. Bitter genug, dass die Geldstrafe wahrscheinlich auch wieder sechsstellig wird, ist ja nicht so, dass wir das Geld gerade mit Schubkarren übers Berger Feld fahren würden.