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Schalke 04 hat mal wieder einen Torhüter verpflichtet: Marius Müller. Die Einordnung als einer von Vier wirft Fragen auf. Zusätzlich ist er in der Vergangenheit durch eine homophobe Äußerung aufgefallen. Auch darüber wird gerade diskutiert.

Schallenberg, Seguin, Müller und zwischendurch Lasogga: Seit der Mitgliederversammlung hat Schalkes neuer Sportdirektor André Hechelmann ordentlich Schub gegeben. Die Verpflichtungen von Ron Schallenberg und Paul Seguin lösten überwiegend Freude aus. Lasoggas Rückkehr zu den Blauen ist eine schöne Geschichte, obwohl und gerade weil er für die U23 geholt wurde. Die Verpflichtung von Marius Müller sorgte hingegen für gleich zwei Diskussionen.

Diskussion »Torhüter-Quartett«

Schalke 04 verpflichtet einen Torhüter und in der offiziellen Meldung auf der Webseite geht es vor allem um dessen Einordnung hinter denen, die schon da sind. Schon früher hatte der Verein kommuniziert, dass man mit Ralf Fährmann als Nummer 1 in die Zweitligasaison gehen wolle. Nun geht es vor allem darum, klarzustellen, dass man an Justin Heekeren als Torhüter der Zukunft glaube, dass diesem durch die Verpflichtung Müllers nichts verbaut würde.

Einigen Fans stößt auf, dass Ralf Fährmann erneut ein namhafter Torhüter gegenübergestellt wird. Ob das wohl wirklich notwendig sei, wird diskutiert, dass das klamme Schalke nun tatsächlich vier Torhüter auf der Gehaltsliste führt. Zumal Schalke in der Knappenschmiede auch noch vielversprechende Torhütertalente in petto hat.

Meine Meinung: Problem erkannt

Schalke 04 hatte in der letzten Saison das große Glück, dass Ralf Fährmann wie Phönix aus der Asche stieg. Dass Fährmann nochmal derart liefern würde, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Es kam nicht von ungefähr, dass er seinen Status als Nummer 1 im Vorjahr an Martin Fraisl verlor. Fährmanns gute Leistungen in der abgelaufenen Spielzeit kaschierten das große Torhüterproblem, dass Schalke seit dem Aufstieg mit sich trug. Justin Heekeren, das für die Zukunft verpflichtete Torhütertalent, verletzte sich schwer. Die Verpflichtung von Alexander Schwolow als Nummer 1 entpuppte sich als eine Fehlentscheidung, die der zum Trainer-Team um Frank Kramer kaum nachstand. Und egal wie wackelig Schwolow auch wirkte, Michael Langer wollte man dennoch lieber nicht ins Tor stellen.

Man kann hoffen, dass Ralf Fährmann eine weitere Saison liefert. Aber er wird im September 35 Jahre alt und er ist in den letzten Jahren nie verletzungsfrei geblieben, er ist immer wieder länger ausgefallen. Justin Heekeren muss sich erst noch beweisen, und Michael Langer ist mehr Co-Torwarttrainer als eine Alternative. Schalke brauchte dringend einen guten Torhüter, für den Fall, dass sich Ralf Fährmann verletzt oder er doch wieder schwächelt. Marius Müller ist da eher Torhüter 1,5 denn Nummer 3, und für das Projekt Wiederaufstieg ist es gut, dass diese Lücke geschlossen wurde.

Diskussion um homophobe Aussage

Im August letzten Jahres fiel Marius Müller unangenehm auf. Nach einem Spiel war er mit dem Einsatz seiner Vorderleute unzufrieden. In einem Interview am Spielfeldrand forderte er: »Dann kriege ich halt mal einen Ball in die Eier oder die Fresse, aber dieses schwule Weggedrehe, das geht mir tierisch auf den Sack.« Der FC Luzern, sein damaliger Club, reagierte mit einer Stellungnahme, dass man »sich entschuldige«, dass das weder den »gelebten Werten des Klubs noch seiner Fans« entsprochen habe, dass man sich »zu einer offenen und diversen Gesellschaft bekenne« und das auch »innerhalb der Mannschaft nochmals klar thematisieren« wolle. Ergänzend dazu schrieb Marius Müller auch über seinen persönlichen Social Media-Account, dass er sich entschuldigen wolle, dass seine Aussage dumm und deplatziert gewesen sei, und dass sie weder seiner Einstellung noch der Werte, die er tagtäglich lebe, widergespiegelt hätte.

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Wie immer gibt es unter Schalkern alle Meinungen, und wie fast immer bei gesellschaftspolitischen Themen geht es hoch her. Von Applaus aus falscher Ecke zur damaliger Aussage über »kein Thema« bis zur Meinung, »so einen« dürfe Schalke nicht verpflichten, ist alles zu finden.

Meine Meinung: Eine Frage des Umgangs

Seit dem Umbruch vor zwei Jahren, und spätestens seit der Abkehr von Gazprom als Hauptsponsor, verweist Schalke immer wieder auf Werte, die schon in Paragraf 2, Absatz 1 der Vereinssatzung festgehalten sind. Der Verein versteht sich zwar als parteipolitisch neutral, mag aber gesellschaftspolitisch Stellung beziehen. Gegen Rassismus, für Toleranz und Offenheit. Nun zieht Schalke eine Firma als Sponsor in Betracht, zu der in der Presse »laute Fragen« gefragt werden, und sucht sich »ausgerechnet« einen Torhüter aus, der durch eine homophobe Aussage auffiel: Ich finde gut, dass das diskutiert wird. Ich finde gut, dass das nicht egal ist!

Marius Müller hat den Begriff »schwul« als abwertendes Adjektiv verwendet. Das war dumm. Dass es weitere Indizien gäbe, dass er mit Menschen nicht klarkommt, ist mir nicht bekannt. Bis auf Weiteres mag ich ihm also glauben, dass seine tagtäglich gelebten Werte, wie er es formulierte, doch zu denen des FC Schalke 04 passen.

Ob oder wie er das jetzt und zukünftig kommuniziert, wie Schalke jetzt und zukünftig mit solchen Themen umgeht, ist meines Erachtens die entscheidende Frage. Es geht um nicht weniger als um Glaubwürdigkeit. Öffentlichkeitswirksame Aktionen gegen Rassismus und für Toleranz? Großartig. Sie verkommen aber zu Luftnummern, wenn das Handeln des Vereins den Verdacht erweckt, es könnte diesen Werten nicht entsprechen, wenn der Verein dann schweigt statt zu kommunizieren.

Bild: IMAGO

2 Comments

  • Knäppchen sagt:

    Die Glaubwürdigkeit in Sachen Müller und Schalke ist leider wirklich ein großes Problem. Es gibt genug Menschen, die mir persönlich bekannt sind, die sich im Umfeld unseres Vereines nicht trauen, sie selbst zu sein. Ihre Ängste werden durch die vielen Relativierungen gerade bestätigt. Bisher tut der Verein nichts dagegen.

    Müller selbst ist das Eine – der muss sich jetzt beweisen und das bitte nicht auf dem Rücken irgendeiner Initiative mit ein paar netten Fotos, sondern zB durch ein Training für diskimierungsfreie Sprache. Das sollte vom Verein bitte auch nicht auf Fanorgas abgewälzt werden, um den Transfer „reinzuwaschen“. Müller Entschuldigung muss erst mit Leben gefüllt werden, da ist schon sehr viel Phrase, aber auch für den Verein wäre so ein Learning, das auch die Fans miteinbezieht wichtig.

    Denn eigentlich geht es vor allem um die Masse, die das als ein Kavaliersdelikt hinstellt, weil doch „alle“ schon mal das Wort schwul als Beleidigung benutzt hätten. Diese „Normalität“ ist uns nur zu gut bekannt. Wer glaubt, das würde irgendwas besser machen, hat nichts verstanden! Da frage ich mich, wäre das bei einer rassistischen Wortwahl auch so? Oder wenn es nicht darum ginge, einen neuen Spieler bejubeln zu dürfen, sondern um jemanden wie CT?

  • Chris sagt:

    Aussagen direkt nach einem Spiel, das (nehme ich mal an) auch noch verloren wurde, sollte man nie überbewerten. Keine Frage, dass die Aussagen voll daneben war. Deshalb aber gleich auf Homophobie zu tippen, finde ich überzogen. Er hat sich entschuldigt. Er hat versichert, dass es nicht seine Denke und sein Verhalten widerspiegelt. Damit sollte es gut sein (wenn es sich nicht wiederholt). Der Rest ist mediale Schnappatmung.

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