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Schalke schlägt Wehen Wiesbaden 1:0 und kann sich über drei weitere Punkte gegen den Abstieg freuen. Das Spiel als solches bot wenig Anlass zur Freude. Was nun wer auch immer rückwirkend in den Sieg interpretiert: Auch diese Leistung war nicht gut.

Nun habe die Formation mit 3er/5er-Kette das Team geeignet unterstützt. Diesmal sei der Kampf angenommen worden. Diesmal hätte die Mannschaft Charakter gezeigt. Um Welten besser als in Kiel sei die Leistung gewesen. Ob auch nur eine dieser Aussagen so getroffen worden wäre, hätte Wiesbaden statt Schalke dieses Spiel mit 1:0 per Strafstoß gewonnen? Ich kann’s mir nicht vorstellen.

22. Spieltag: S04 – SV Wehen Wiesbaden 1:0

Fehlende Präzision, fehlende Ideen

Richtig, Schalke hat diesmal keinen gegnerischen Stürmer blank stehen lassen. Und trotzdem kam Wiesbaden zu ebenso vielen Schüssen aufs Tor wie Schalke 04 – lediglich drei gab es davon auf beiden Seiten, und ja, da ist Schalkes Elfer schon mitgezählt. Die Defensive hielt besser als gegen Kiel, was daran lag, dass Wiesbaden eben nicht Kiel ist und glücklicherweise auch noch ohne den gefährlichsten Stürmer anreisen musste (Ivan Prtajin, 8 Treffer, Gelbsperre). Mit Ball brachte Schalke wenig bis nichts zustanden.

Blendi Idrizi bewegte sich viel im Raum hinter den Spitzen, aber sein Passpiel war zu ungenau, als dass er für Chancen hätte sorgen können. Thomas Ouwejan agierte quasi als Außenstürmer, doch kam kaum eine seiner Flanken beim Mitspieler an. Das alles war viel zu harmlos, doch zum Glück kam es noch zu der Strafraumszene, in der sich Darko Churlinov – ebenfalls zum Glück – nicht schlimmer weh tat, als Aleksandar Vukotic mit offener Sohle draufhielt und den Strafstoß verursachte, den Kenan Karaman verwandelte.

Nicht wie ein Team

Im Aufbauspiel fehlt es an Flexibilität, an Bewegung bei den Anspielstationen. Es wirkte, als wollten zu viele Blaue lieber nicht angespielt werden. Ob Kaminski oder Schallenberg, wenn sie mit dem Ball am Fuß das Spiel eröffnen wollten, boten sich ihnen nur Spieler an, die an ihren Rücken einen Gegner kleben hatten und den Ball gleich wieder zurückschoben. Es fehlte an Positionswechseln, an einrückenden Außen, an Ideen und auch an Miteinander. Statt sich zu unterstützen, ließ man sich alleine. Statt sich gegenseitig zu motivieren, gingen sich Idrizi und Schallenberg gar körperlich an.

Ob sich die Spieler dieses Kaders tatsächlich nicht grün sind oder ob der fehlende Erfolg das Selbstvertrauen auffrist, dass die Nerven blank liegen, vermag ich nicht zu beurteilen. Schalke hat dieses Spiel mit Glück gewonnen und drei wichtige Punkte geholt. Mut für die kommenden Aufgaben hat die Darbietung nicht gemacht.

5 Comments

  • Detlef sagt:

    Ich habe viele individuelle Ungenauigkeiten gesehen. Ballannahme schlecht – Pass ungenau – falsche Laufwege, wenn denn überhaupt gelaufen wurde.
    Das alles hat mit den Spielern an sich zu tun. Apropos zu tun. Scheinbar haben die Spieler zu viel mit sich zu tun. Sie müssen wohl immer überlegen was zu tun ist und machen es dann entweder zu spät, oder gar nicht.
    Ist das alles mit einer „Sperre im Kopf“ zu erklären?

    Thema Rückpässe
    Ich wäre fast in Jubel ausgebrochen, als Schallenberg einen Ball nach vorne spielte. Das ist Sarkasmus. Ja, oft bieten sich solche Chancen für die 6er nicht, aber dann und wann war die Möglichkeit eben da. Und sowohl Schallenberg, wie auch Seguin konnten damit herzlich wenig anfangen.

    Mittlerweile habe ich es aufgegeben auf besseren Fussball spielen bei Schalke hoffen zu können. Ich erfreue mich an einfachen Dingen wie Grätschen von Matriciani oder geblockten Schüssen in den Schlußminuten, oder eben einem Stadion das aus dem Nichts ausrastet.

  • erle72 sagt:

    Die erste halbe Stunde war grausam. Selbst gegen einen harmlosen Gegner keine Kompaktheit. Die Abstände sind zu groß und die Spieler zu zögerlich. Daher zuviel Platz dem Gegner, zu spät in den Zweikämpfen, keine zweiten Bälle und bei eigenem Ballbesitz direkt unter Druck mangels schneller Anspielstation. Dann ist die von Torsten beschriebene Ballflucht noch das i-Tüpfelchen. Es wurde zum Ende der ersten Hälfte etwas besser um im zweiten Durchgang endlich erträglich zu werden. Etwas schneller, aggressiver und beweglicher. Für Wehen hat es knapp gereicht, gegen die spielerisch besseren Magdeburger ist aber eine deutliche Steigerung notwendig, wenn wir etwas holen wollen. Falls jemand ein Aufputschmittel kennt, das nicht auf der Dopingliste steht, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt unseren Mannschaftsärzten einen Tip zu geben. Ohne mehr Energie und weniger Angst bleibt die bockstarke erste Halbzeit gegen Fürth nur eine Eintagsfliege und wir bis zum letzten Spieltag in der Abstiegsverlosung.

  • joha sagt:

    Offensiv vielleicht das schlechteste Schalker Heimspiel, an das ich mich erinnern kann, selbst wenn ich die Horrorsaison 20/21 mit einbeziehe. Da stimmte ja gar nichts.
    Ich hoffe, wir sind nicht schon wieder an dem Punkt, an dem ein Schalker Trainer derart das Augenmerk auf die defensive Stabilisierung legt, dass offensiv alles verkümmert und wir nur noch durch individuelle Klasse Torgefahr ausstrahlen. Denn unser bisschen individuelle Klasse heißt Karaman und der alleine wird nicht reichen für den Klassenerhalt.

  • Simon sagt:

    Dass die Spieler allesamt in Hinsicht auf ihre technischen Fähigkeiten so schlecht sind, dass sie keinen Pass über zehn Meter spielen können, können wir doch wohl ausschließen. Auf dem Weg vom talentierten Kind, das gerne Fußball spielt, über all die Jugendmannschaften und Vereinsnachwuchszentren, wird so viel ‚ausgesiebt’… Ich habe mal irgendwo gelesen, dass in Deutschland 0,04 % aller in einem Verein fußballspielenden Kinder zwischen 7-14 bzw. 2,5% der wirklich talentierten, die es bis zum Alter von 15-17 in die Jugendmannschaften der Vereine aus dem erweiterten Profispektrum geschafft haben, am Ende tatsächlich Profis werden. Das sind sicher nur Annäherungswerte, aber dass alle aktuellen Spieler bei uns wirklich nur so rumrumpeln können, wie wir in den letzten Monaten immer wieder sehen mussten, und nicht auf die Idee zu den einfachsten Angriffen kommen, ist da eigentlich nicht vorstellbar.

    Woran liegt es dann? Sind die Spieler vom drohenden Abstieg so gelähmt, dass nichts mehr klappt. Jeder hat Angst, etwas falsch zu machen, dass er mal lieber gar nichts mehr riskiert? Klar – die aktuelle Besetzung ist weit vom Niveau früherer Jahre entfernt, aber das man nicht wenigstens hin und wieder mal z.B. einen flotten Angriff über die Flügel mit anschließender brauchbarer Flanke hinbekommt, oder zumindest mehr oder weniger platziert aus 20 Metern draufhält (um nur mal zwei sehr simple Offensivbemühungen zu nennen, die aber durchaus schonmal zu Toren führen können), kann doch nicht an grundsätzlich fehlenden Fähigkeiten liegen.

    Hinzu kommen sicher Unausgewogenheiten in der Zusammenstellung des Kaders. Die RV-Position ist die eine absehbare Schwachstelle; dass wir allein mit Ouédraogo als 10er in die Saison gestartet sind, war dermaßen fahrlässig, dass Hechelmann allein deswegen im Sommer gehen sollte. Die Abgänge von Bülter und Zalazar wurden nicht auch nur ansatzweise aufgefangen.

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