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Schalke 04 verliert 5:3 in Düsseldorf. Gerade noch sucht man nach Superlativen zur Beschreibung der Schlechtleistung, plötzlich trifft einen die Erkenntnis: Niederlagen sind Schalkes Normal. Es war die neunte im 14. Spiel. Die Überforderung ist üblich geworden.

14. Spieltag: Fortuna Düsseldorf – S04 5:3

»Aber schön, nochmal für ein paar Minuten andere Emotionen als Fassungslosigkeit gehabt zu haben« schrieb Andreas Linke aka skAndy bei Bluesky am Ende des Spiels, nachdem es in der zweiten Halbzeit wild wurde, Schalke noch drei Treffer erzielte und bis auf 4:3 herankam. Just an dem Tag, an dem sich das 4:4 nach 0:4 Rückstand im Derby jährte, sechs Jahre nach Naldos Kopfball, nach Tedescos Spurt. Eine willkommenes Thema für die Sky-Kommentatoren bei der Übertragung. Tatsächlich hatte das Spiel in Düsseldorf allerdings nur sehr wenig mit dem legendären Derby zu tun. Damals war Schalke in der letzten halben Stunde die wirklich bessere Mannschaft und damals ging Schalke mit der Bilanz von 5 Siegen und 2 Unentschieden aus den letzten sieben Spielen in die Partie. Ganz abgesehen davon, dass Schalke damals auf Platz 2 der Ersten Liga stand, nicht auf dem drittletzten der Zweiten.

Am Samstag in Düsseldorf hatte man nicht nur eine schwache Halbzeit erlebt. Zur Pause steckten einem schon viele immer noch schlechtere Halbzeiten in den Knochen und man fragte sich, ob das nun die allerschlechteste gewesen sei. Eine sich stets wiederholende Frage, bei der dem geneigten Schalker gleich Fabian Ernst‘ Spruch »Wir können noch schlechter« einfällt. Doch auch das ist wieder eine Erinnerung aus vergangener Zeit, die ebenso wenig hilft wie die Suche nach besonderen Formulierungen für etwas, das längst üblich geworden ist. Schalke verliert und fällt nichts dagegen ein.

Das immer gleiche Bild

Schalke war nicht besonders schlecht, sondern genauso schlecht wie in vielen Spielen in dieser Saison. Das defensive Mittelfeld war einmal mehr gut darin, gerade dort zu sein, wo der Ball nicht war. Die Aufteilung in der Abwehr war üblich übel. Es ist wahrlich nicht notwendig, sich einen Sündenbock auszusuchen, man könnte alle Positionen durchgehen. Trotzdem ist die Situation um Henning Matriciani die anschaulichste.

Mittlerweile weiß wirklich jeder gegnerische Trainer, vermutlich jeder gegnerische Fan, dass Schalkes rechte Abwehrseite kaum was abwehrt. Woche um Woche wirkt Henning Matriciani überfordert und das Team ist nicht in der Lage, ihn adäquat zu unterstützen. Trotzdem ändert sich nichts. Henning Matriciani stand zum vierten Mal in Folge in der Startformation. Es ist letztlich sehr egal, ob das deshalb so war, weil das Trainerteam beim Schreiben der Startaufstellung immer wieder glaubt, dass es diesmal aber wirklich besser klappen wird, oder weil sie alle anderen möglichen Ideen als noch weniger geeignet erachten. Fakt ist, dass Schalke seine Probleme nicht gefixt bekommt.

»Vier Siege für ein Halleluja«: S04 verliert das erste der letzten vier Spiele

Das erste der vier Spiele bis zur Winterpause ist verloren. Nun war die Fortuna der vermutlich stärkste Gegner aus dieser Reihe. Im vorletzten Heimspiel des Jahres tritt Schalke nun gegen den VfL Osnabrück an. Osnabrück steht bei neun Niederlagen – wie Schalke – und hat bislang 33 Gegentreffer kassiert – auch wie Schalke. Zwei Gegner auf Augenhöhe am Ende der Liga. Abstiegsduell. Sechs-Punkte-Spiel. Der Albtraum hört einfach nicht auf.

Die Hoffnung auf flotte Fortschritte durch den Trainerwechsel hat sich zerschlagen. Karel Geraerts hat die taktische Formation verändert, man versucht, ohne lange Bälle zu agieren und von Timo Baumgartl ist noch ungefähr so viel zu hören wie von Thomas Reis. Aber Schalke steht weiterhin auf Platz 16 und hat in fünf Ligaspielen 13 Gegentore kassiert. Ob er der richtige, der gute, der beste oder der sympathischste Trainer ist, ob er Deutsch, Niederländisch, Englisch oder Elbensprache spricht – es ist egal. Um den Beweis anbringen zu können, dass er sein Team langfristig verbessern kann, braucht Karel Geraerts Siege.

Einer sollte gegen den VfL Osnabrück gelingen. Bei allem Respekt: Tiefer wird die Latte nicht mehr liegen.

Bild: IMAGO

7 Comments

  • Detlef sagt:

    „Das immer gleiche Bild“
    „Woche um Woche wirkt Henning Matriciani überfordert und das Team ist nicht in der Lage, ihn adäquat zu unterstützen.“
    Warum schafft es das Team nicht? Nicht nur in der Defensive, auch Offensiv geht rechts quasi gar nichts. Nun, Matriciani ist schon der Backup da hinten rechts,
    ich sehe keinen anderen im Kader der da spielen könnte. So ist Schalke natürlich linkslastig im Spiel nach vorne und hinten rechts offen wie ein Scheunentor.
    Trotzdem darf man in der Zentrale besser stehen und es den Gegnern etwas schwerer machen zu treffen.

    Was mich gestern allerdings positiv überraschte, das Geraerts einen Dreierwechsel nach einer halben Stunde machte. So was wird gerne gefordert und
    selten gemacht.

    Ich bin auf Freitag gespannt. Zuerst auf die Stimmung in der Arena und dann aufs Spiel.

  • joha sagt:

    Das ist natürlich ein ziemlicher Schadensfall, wenn ich als Trainer zwei Testspiele mache, dann aber dieselbe Mannschaft wie gegen Elversberg auf den Platz schicke, die es mir mit einer derartigen Grottenleistung dankt, dass ich nach 30 Minuten drei Leute runternehmen muss. Osnabrück ist bereits richtungsweisend, unter welchem Stern das weitere Wirken des Coaches hier stehen wird: Natürlich mit Blick auf das Ergebnis, aber auch in Sachen Personal, Ausrichtung, Spielkontrolle.

  • Peter sagt:

    Ja, das war unglaublich schlecht. Kein Spieler zeigte auch nur annähernd eine akzeptabelere Leistung, auch nicht die eingewechselten Spieler. Stink sauer bin ich aber auch über den nicht gegebenen Handelfmeter. Beim Länderspiel hatten wir eine vergleichbare Situation und der Elfmeter wurde gegeben. Fällt das 1:1, haben wir evtl. ein ganz anderes Spiel. Das darf jedoch nicht über die Nichtleistung der Mannschft hinwegtäuschen.

  • Martina sagt:

    Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass da zwar elf Fußballspieler auf dem Platz stehen, aber keine Mannschaft. Sonst würden die Spieler auch mal dem Ball entgegenlaufen, statt zu warten, dass er ihnen in den Lauf gespielt wird, sie würden den Mitspieler unterstützen, der vom Gegner attackiert wird. Dies gilt vor allem, aber nicht nur, für Matriciani. Bis zur Winterpause kann man über die personelle Situation zwar lamentieren, sie aber nicht nachhaltig verändern. Wenn man dies akzeptiert, heißt das aber auch: das System anpassen (Viererkette) und Henning unterstützen, z.B. durch einen Sechser.
    Als RV kann Henning immerhin seine Grätschen einsetzen, in der Dreierkette ist er ein hoffnungsloser Fall, das hat Geraerts ja offenbar auch bemerkt.

  • Alex sagt:

    Schön, dass du noch Worte findest, um das Gesehene angemessen zu beschreiben. Mir fehlen sie mittlerweile…deshalb kann ich vielleicht ein wenig abschweifen:

    Ich bin als Junge zum Schalker geworden, als wir in den 80ern mit einem Bein in der dritten Liga standen. Jetzt schließt sich der Kreis…das hätte ich nach den vergangenen Jahrzehnten niemals erwartet und kann es eigentlich gar nicht begreifen. Damals hat ein junger Trainer names Neururer übernommen. Der hat nun im Fernsehkommentar wirklich jede Gelegenheit genutzt, die jetzigen Verantwortlichen, auch den Trainer, zu kritisieren. Hofft wahrscheinlich immer noch auf einen Anruf. Aber so verzweifelt sind wir vielleicht doch noch nicht. Andererseits, schlechter geht es ja kaum noch…

  • Ney sagt:

    Du bist so komisch anzusehen
    Denkst du vielleicht, das find‘ ich schön
    Wenn du so weit vom Gegner stehst
    Und mir nur auf die Nerven gehst?
    Ich grüble schon die halbe Nacht
    Und bitter hab ich aufgelacht
    Um mir heut‘ endlich zu gestehn
    Ich kann dich einfach nicht mehr sehn
    Mit Deinem Nichts an Spielkultur
    Gehst Du mir wider die Natur.

    Mir fällt bei dir nichts andres ein
    Als bis ins Mark entsetzt zu sein
    Seit Wochen leb‘ ich neben dir
    Und fühle gar nichts neben mir
    Nur dein Geschwätz, so leer und dumm
    Ich habe Angst, das bringt mich um
    Ja, früher warst du stolz und schön
    Du lässt dich gehn
    Du lässt dich gehn

    (in Anlehnung an Charles Aznavour)

  • Mike sagt:

    Kaum zu glauben, aber mittlerweile erinnert es fast an die Saison 20/21, als man in 30 Spielen nicht annähernd konkurrenzfähig war. Zumindest in langen Phasen der letzten Spiele war es genauso wie damals. Vielleicht sollte man auch beantragen, die Spiele erst in der 30 Minute zu starten.

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