Skip to main content

… wennze gewinnst hasse recht, wenn nich dann eben nich.

Nach der Niederlage in Düsseldorf hat der FC Schalke 04 gleich zwei Briefe an seine Mitglieder versandt. Der erste kam von der Vereinsführung. Vorstand und Aufsichtsrat leiteten gleich damit ein, dass ihnen bewusst sei, dass die Mitglieder »aktuell keine großen Reden von Vereinsverantwortlichen hören« wollten, dass verlangt würde, das Lösungen gefunden würden, um die sportliche Krise zu bewältigen. Jetzt setze man alles daran, Fehlentwicklungen in der Winterpause zu korrigieren.

Absender des zweiten Briefs war die Mannschaft. Man schäme sich »für einige Auftritte in den letzten Monaten«. Die ersten 30 Minuten des Spiels in Düsseldorf seien »nicht zu entschuldigen«. Von Ehre ist zu lesen, und von Kampf. Am Ende wird klar formuliert: Kein Spieler wolle schlechte Leistungen bringen, wolle verlieren oder den Verein in ein schlechtes Licht rücken. Man werde sich der »Situation stellen und gemeinsam mit Euch da rauskommen«.

In meiner Bubble habe ich ausschließlich negative Reaktionen auf diese Briefe mitbekommen. Dass das alles nur Bla Bla sei. Leeres Gequatsche. Nicht ernst zu nehmen. Dass die Mannschaft den Brief eh nicht selbst geschrieben hätte, dass sie lieber mehr trainieren solle.

Diese Reaktionen waren selbstverständlich so abzusehen. Wir können davon ausgehen, dass niemand im Verein ernsthaft auf andere Reaktionen gehofft hat. An den Briefen war nichts falsch und gleichzeitig konnte daran nichts so richtig sein, dass die Worte irgendjemanden hätten befriedigen können. Fußball ist nicht nur auf dem Platz ein Ergebnissport, Fußball ist auch im Spiel »Kommunikation & Reaktion« arg simpel: Gewinner erhalten Zustimmung, Verlierer Ablehnung.

Das kann arg anstrengen, und trotzdem kann nicht zu kommunizieren auch keine Option sein. Tobias Mohr sagte, die Mannschaft habe sich für diesen Brief zusammengesetzt, man wolle die Fans nicht verlieren. Das ist gut.
Die Vereinsführung hatte im Dezember 2021 damit begonnen, Mitgliederbriefe zu verfassen. Seitdem gab es acht »reguläre« und nun diesen »Sonderbrief«. Diese Briefe können die Öffentlichkeitsarbeit nicht ersetzen, die Schalke seit dem Abgang Rouven Schröders fehlt: Ein fürs Sportliche Verantwortlicher, der präsent ist, der den Verein, das Tun und die Entwicklung erklärt, der moderieren und und den Verein auch mal leidenschaftlich verteidigen kann, der die richtigen Töne findet. Das kann und soll gerade der Aufsichtsrat nicht leisten. Er ist ein von der Satzung als im Hintergrund agierendes Gremium vorgesehen. Da ist die eher zurückhaltende Form, per Brief einmal im Quartal, sicherlich angemessen.

Dass es nun, in der prekären Situation, in der der Vorstandsvorsitzende noch nicht da und der Sportvorstand fast weg ist, diesen Sonderbrief gab: Wenn nicht jetzt, wann dann? Dass die Reaktionen wie zu erwarten ausfielen, muss und kann man dann auch aushalten.

3 Comments

  • Jens sagt:

    Der für mich ideale Sportvorstand (natürlich nicht die Person selbst) war damals Sammer in München. Wenn jemand meinte, dass es auch mit 90 Prozent geht gab es eine klare Ansage. Hatte seinen eigenen Kopf, unterstützte den Trainer Jupp nach außen hin vorbehaltlos (intern haben sie bestimmt öfters kontrovers diskutiert). Konnte die Journaille gut ablenken, indem er sie mit Unwichtigkeiten beschäftigt hat.
    Ob es für Schalke so eine Person gibt, ich wüsste niemanden realistischen. Und wie sowas im daueraufgeregten S04 Kosmos funktioniert, wer weiß das schon. Bei 90 Prozent Erfolgsfans klappt sowas sicher leichter, sofern man regelmäßig Titel abliefert.

  • Peter sagt:

    Ich kann nichts negatives an den Mitgliederbriefen sehen. So oder so gibt es Kritiker. Die Mannschsft hat gezeigt das Sie noch lebt. Jetzt müssen Sie gegen Rostock und Fürth nachlegen und wir können wieder positiv in die Zukunft sehen. Ich bin Optimist und das Gkad ist immer hslbvoll. Glück Auf,!

  • Carlito1904 sagt:

    Gute Einordnung von dir, Torsten! Ich erwische mich ja selber auch gerne mal dabei alles (zu) negativ zu sehen, wenn es gerade mal wieder auf Schalke nicht läuft. Aber an den Briefen konnte ich nicht wirklich was negatives finden. Im Gegenteil, ich fand es gut, dass sich Vorstand & Aufsichtsrat mal geäußert haben.

Kommentar schreiben