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Erst krasse Unterlegenheit, dann Kampf, Tempo, Chancen und am Ende Jubel: Schalke besiegt den 1. FC Magdeburg mit 4:3! Ein hochdramatischer Abend, ein Spektakel Schalker Art.

6. Spieltag: S04 – 1. FC Magdeburg 4:3

35 Minuten komplette Überforderung

Mehr als eine halbe Stunde schaute das ganze Stadion nur dem 1. FC Magdeburg beim Fußballspielen zu. Schalke wurde vorgeführt, auseinandergespielt, zum Hinterherlaufen gezwungen. Magdeburg war nicht nur mit dem Ball besser, sie verhielten sich auch in Zweikämpfen geschickt und bekamen entsprechend den Pfiff des Schiedsrichters, wenn sie von genervten und überforderten Schalkern zu ungestüm attackiert wurden.

In der Vorbereitung zu diesem Spiel warnte Magdeburgs Trainer Christian Titz vor der Stärke Schalkes und erklärte, dass man Schalkes Aktionen »durch eine höhere Spielkontrolle minimieren« wolle. Genau das war in diesen ersten 35 Minuten zu sehen. Magdeburg hatte bis zu 75% Ballbesitzanteil und hätte nach dieser Phase noch höher als 2:0 führen können, wären sie in der einen oder anderen Aktion zielstrebiger gewesen. Schalke sah sich einer Dominanz gegenüber, die an 0:8 Spiele gegen Bayern München aus schlechten Erstligazeiten erinnerte. Eine Vorführung, die Schalke lähmte. Auch das Stadion, das nach dem frühen Rückstand bei eigenen Ecken nicht mehr aufstand, geschockt war, wütend wurde ob der Ohnmächtigkeit. Bis einige wenige gelungene Offensivaktionen Mannschaft und Stadion aus der Lethargie zogen.

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Die Pressekonferenz nach dem Spiel

Zurück ins Spiel mit Körper & Kampf, mit Tempo & Tempelmann

Erst als Schalke 0:2 zurücklag und nichts mehr zu verlieren hatte, fand die Mannschaft den Mut, alles nach vorne zu werfen. Erst als solche Aktionen zu Chancen führten, erwachte das Stadion. Erst als sich Schalke seiner Wucht bewusst wurde, bekamen die Blauen wieder die Füße auf den Boden und brachten ein zielstrebiges Offensivspiel auf den Platz.

Dass Magdeburg körperlich eher klein sei, sagte Thomas Reis in der Vorbereitung zu diesem Spiel, dass darin eine Chance für seine Mannschaft läge. Genau das war in der zweiten Halbzeit zu sehen. Über den Gewinn hoher Bälle und über Aggressivität in den Zweikämpfen konnte Schalke die Gewichtsverhältnisse im Mittelfeld drehen. Über die individuelle Klasse eines Lino Tempelmann, der mit starken Pässen das Offensivspiel antrieb, und über das Tempo eines Yusuf Kabadayi, der auf der rechten Seite entfesselt aufspielte, entfachte Schalke ein Feuer, das kaum jemanden im Stadion noch sitzen ließ!

Offensiv war Magdeburg weiter gefährlich, ging nach zwischenzeitlichem Ausgleich wieder in Führung, hatte in letzter Sekunde fast das 4:4 erzielt, war in der Abwehr aber fehleranfällig, was Schalke mit Wucht zu nutzen wusste! Und obwohl der lauteste Jubel kurz vor Abpfiff der Rettungstat Michael Langers gebührte, war in diesem Spiel Sebastian Polter die Figur, an dem sich der Abend erklären ließ: Die Quote seiner angekommenen Pässe war gruselig, die mit Abstand schlechteste aller Spieler auf dem Platz. Und trotzdem machte er am Ende den Unterschied. Seine körperliche Präsenz bekam Magdeburg nicht verteidigt. Er war der sprichwörtliche »Turm in der Schlacht«. Er übernahm die Verantwortung und versenkte den Strafstoß. Er war nach Abpfiff das Gesicht dieser Mannschaft.

Spektakel nach Schalker Art

Spielerisch war Magdeburg jederzeit überlegen, aber Schalke gelang es, dem Gegner das eigene Spiel aufzudrängen. Am Ende führte die Zielstrebigkeit des Schalker Offensivspiels zu einem deutlichen Chancenplus, die Stimmung im Stadion zu großer Intensität und das alles in Kombination zu einem etwas glücklichen, aber dennoch verdienten Sieg. Ein Sieg, den es unter Corona-Bedingungen, in einem leeren Stadion, eher nicht gegeben hätte. Ein Stadionerlebnis, das den Zuschauern auch noch Stunden nach Abpfiff die Ohren piepsen ließ! Ein Spiel, das katastrophal begann und das am Ende zu einem dieser Schalke-Spektakel wurde, für die wir als Blaue immer wieder ins Stadion gehen, egal gegen wen und egal in welcher Situation.

Bilder: Thorsten Kirstein, Torsten Wieland

4 Comments

  • joha sagt:

    Fantastische Achterbahn-Fahrt mit glücklichem Ausgang – auf die Psyche geguckt ist es schön, dass gerade die neuen Spieler erleben, was alles möglich ist, wenn man in der Arena ein Feuer anzündet!
    Aber: Schon wieder ist der ursprüngliche Matchplan von Thomas Reis nicht aufgegangen, aus welchen Gründen auch immer. Hier muss es besser werden, sonst wird das eines der wenigen Highlights in einer sonst recht überschaubaren Saison gewesen sein.

  • Alex sagt:

    Die ersten 35 Minuten waren beängstigend. Aber es stimmt immer wieder: Im Sport entscheidet in erster Linie der Kopf, wer gewinnt. Anders ist so ein Spiel kaum zu erklären. Und dazu kommt das Chaotische im Fussball, ein Freistoßtor zur rechten Zeit, ein Elfmeter…. Leider hat joha Recht: erneut hat das Team über weite Strecken erstaunlich schlecht als Mannschaft agiert. Abstände, Timing, Bewegung ohne Ball – so richtig gut sah das in dieser Saison noch nicht aus.

  • Dr Eisvogt sagt:

    Toller Bericht, allein der schmerzliche Ausfall von Marius Müller fehlt! Warum auch immer 😉

  • Carlito1904 sagt:

    Nach 35 Minuten war ich konsterniert, wütend und sprachlos. Nach Ende des Spiels komplett voller Adrenalin und Endorphinen. Ganz ehrlich, DAS ist Schalke! Dieses Spiel war Schalke in a nusshell. Wahnsinn!

    Kann mich den Vorrednern aber nur anschließen, man kann nur hoffen, dass Thomas Reis und die Mannschaft endlich ihre Balance und einen weniger fehleranfälligen Plan für die Spiele finden. Schaun wir mal, ob das gelingt. Dieses Spiel, dieser Verlauf und dieses Ende könnten eine Initialzündung und ein Wendepunkt in der Saison sein. Wollen wir es hoffen!

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