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Abendspiel unter Flutlicht, Pokal, live im TV: Schalke in Braunschweig! Wie spielt die Eintracht unter ihrem neuen Trainer Jens Härtel? Auf wen in Gelb muss man achten, und wie schaut man als Eintracht-Fan auf Schalke? Außerdem gibt’s wohl schon wieder keine klare Nummer 1 auf Schalke und die drei großen Knappenschmiede-Teams spielen alle auf dem Berger Feld. Das alles im heutigen Freitag!

Sonntagmittag hatte ich etwas Zeit und schaute mir für eine Weile das Spiel von Eintracht Braunschweig in Magdeburg an. »Den Gegner beobachten«, das hatte ich ewig nicht gemacht. Überhaupt muss ich zugeben, dass ich die Teams der anderen Zweitligaclubs nicht allzu gut einschätzen kann. Dabei schürt es meine Lust auf das nächste Spiel, ein bisschen was über den Gegner zu wissen. Und irgendwann im Laufe des Spiels kam mir die Idee, dass ich ja vielleicht einfach einen Blogger oder Podcaster des Gegners dazu befragen könnte. Also habe ich das mal gemacht.

Freitagsfragen an Thomas Löwe

Thomas Löwe betreibt den Podcast Gegengerade, in dem es bereits seit 143 Folgen stets um die Eintracht aus Braunschweig geht. Seine Webpräsenz ist unter der Adresse 2hundert10.de zu finden, unter der sich vor einem Jahr vier Blog- und Podcastprojekte zum BTSV vereint haben. Auffällig ist, dass in dem Projekt Fußballdaten eine große Rolle spielen; ein Blog heißt denn auch Blau-Gelbe Datenwelt. Auch Thomas Löwe bezieht sich in seinem Podcast und in den Antworten zu meinen Fragen mehrfach auf Daten. Dabei handelt es sich um ein »crossmediales Datenprojekt«, das in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) gestartet wurde und hier erläutert wird.

Eintracht Braunschweig ist mit einem neuen Trainer in die Saison gegangen. Jens Härtel ist ein Mann mit viel Zweitligaerfahrung. Wie präsentiert sich die Eintracht unter ihm, welchen Fußball werden wir in den beiden Partien der Eintracht gegen Schalke erleben?

Thomas Löwe

Die Frage ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einfach zu beantworten, ich muss etwas weiter ausholen.
Laut der datenbasierten Fußball-Consultingfirma Global Soccer Network (GSN) zeichnete Härtels Fußball bislang dynamisches Kontern und aggressives Pressing aus – und damit eine ganz ähnliche Spielidee wie ihn sein Vorgänger, Michael Schiele, im Kern favorisierte. Härtel selber beschrieb seine Vorstellungen mit »Ich will aktiven Fußball spielen lassen, der auch vorsieht, dass wir ganz früh pressen. Aber wir wollen auch mit Ball mutig spielen. Aus einem guten Positionsspiel versuchen, in die Räume zu kommen.« Einschränkend fügte er hinzu, dass er einen Fußball spielen lassen muss, der zur Mannschaft passt und man sehen müsse, was möglich sei. Das passt zu der Analyse von GSN, dass er bei allen Vorlieben taktisch anpassungsfähig ist. Wichtig ist ihm in jedem Fall, dass das gesamte Team gegen den Ball arbeitet, und er legt Wert auf Ordnung und Disziplin.

Der Saisonstart geriet jedoch ernüchternd. Gegen Kiel war zumindest die defensive Disziplin gegeben, allerdings waren die Offensivbemühungen doch sehr überschaubar. Mit dem Platzverweis von Innenverteidiger Kurucay kurz nach der Pause kippte allerdings das eher ausgeglichene Spiel. Eintracht beschränkte sich sehr auf die Defensive und hätte damit fast noch einen Punkt ergattert. Bitter dann der Lucky Punch der Kieler in der Nachspielzeit.

Gegen Magdeburg verlor man am 2. Spieltag dann mit 1:2, was die Kräfteverhältnisse auf dem Platz nicht mal ansatzweise wiederspiegelte. Magdeburg war zu jeder Phase die dominierende Mannschaft, schaltete aber in der 2. Halbzeit zwei Gänge zurück, wodurch Eintracht halbwegs im Spiel gehalten wurde. Offensiv leistete man sich einen Offenbarungseid. Defensiv griffen zumindest die Wechsel von Härtel, die etwas mehr Stabilität brachten. Ganz offensichtlich fehlte jedoch der verletzte Neuzugang Robert Ivanov in der Innenverteidigung, denn in der Vorbereitung hatte sich Eintracht eigentlich durch eine recht stabile Defensive ausgezeichnet. Nach der roten Karte für Kurucay mussten die noch nicht 100%ig fitten Behrendt und Decarli ran, was offenbar für Abstimmungsfehler und fehlenden Zugriff ein Stück weit mit verantwortlich war.

Auffällig war, dass in der Startelf in Magdeburg mit Griesbeck nur ein einziger Neuzugang stand. Grund hierfür könnte gewesen sein, dass das Gros an Neuzugängen (sieht man ab vom verletzten Ivanov sowie Rittmüller, der in der 2. Halbzeit kam) laut GSN im defensiven und taktischen Bereich noch Defizite hat. Deren offensive Power fehlte aber wiederum dem alten Stammpersonal, so dass Härtel nun in einer ziemlich verzwickten Lage ist. Er hat neue Spieler mit laut GSN sehr viel Potenzial, die er aber erstmal an die Liga gewöhnen und deren taktischen/defensiven Schwächen beheben muss. Das alte Stammpersonal besitzt dagegen aus der Zeit mit Michael Schiele zwar eine solide defensive Ausbildung, hat sich aber schon letzte Saison ohne Spieler wie Pherai (mittlerweile beim HSV) nicht durch besonders große Kreativität hervorgetan.

Das von ihm präferierte aggressive und frühe Pressing sah man bislang genauso wenig wie eine mutige Spielweise. Ebenso ließ er mit einer Dreier- statt einer Viererkette spielen, was angesichts des aktuellen Personals eher eine zweitbeste Wahl ist. Bedenklich war die schwache Zweikampfquote gegen Magdeburg. Es ist jetzt Aufgabe von Härtel, die Handbremse zu lösen und zumindest typische Eintracht-Tugenden auf den Platz bringen zu lassen – Mut, Leidenschaft, Teamarbeit und Kampf bis zur letzten Sekunde. Bereits in den letzten beiden Saisons waren es beherzte Auftritte im Pokal, die für einen Stimmungsaufheller in Braunschweig sorgten. Wir erwarten aktuell keine spielerischen Wunderdinge, aber mir war bislang die Herangehensweise vom Trainer zu vorsichtig und sicherheitsbewusst; das Team wirkte gehemmt. Ich hoffe, er lässt jetzt ein paar junge Wilde von Anfang an von der Leine und stellt seine Bedenken bezüglich der Defensive hinten an. Das mag kurzfristig in die Hose gehen, aber Erfahrung bekommen geht nur über Erfahrung machen. Einen anderen Kader hat ihm unser Sportdirektor Peter Vollmann halt nicht besorgt, der hierfür nicht zum ersten Mal in Braunschweig in der Kritik steht.

Welcher Spieler muss Deines Erachtens unbedingt in der Startelf stehen, sollte nie ausfallen und warum ist das so? Und wer ist das größte Talent im Team?

Aktuell ist Tony Ujah eminent wichtig, weil er der Einzige ist, der offensiv Gefahr ausstrahlt und nicht umsonst aktuell oft mit langen Bällen gesucht wird. Er hat in Magdeburg gezeigt, dass er immer für ein Tor gut ist. Das größte Talent im Team ist laut GSN Youssef Amyn, der das Zeug zur internationalen Klasse hat.

Was erwartest Du im kommenden Spiel und in der Saison insgesamt von Schalke 04, wie nimmst Du unseren Verein wahr?

Ich glaube, jeder hat sich in der 2. Liga darüber gefreut, dass Schalke in dieser Saison dabei ist. Das ist nicht hämisch gemeint, sondern ihr seid mit dem HSV und mit Einschränkungen Hertha sicherlich der attraktivste Verein in der Liga. Insgesamt ist in der aktuellen Saison die 2. Liga für mich deutlich attraktiver als die Bundesliga. Schalke insgesamt ist ein großer Traditionsverein mit leidenschaftlichen Fans und einer großen Vergangenheit. Es ist aber auch ein Verein, der mittlerweile viel von seinem Potenzial liegen lässt und oft zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Ich erwarte zwei Spiele mit einer spielerisch dominierenden Schalker Elf, die schwer zu besiegen sein wird.

Was soll passieren, dass es für Dich persönlich ein guter Abend wird, was wünschst Du Dir?

Es wird ganz bestimmt ein stimmungsvoller Pokalabend mit einer super Atmosphäre aus beiden Fanblöcken. Ich hoffe, dass unser Team einen beherzten und mutigen Auftritt hinlegt, sein Herz auf dem Platz lässt und euch einen großen Kampf liefert. Wenn es das schafft, ist das Ergebnis in unserer jetzigen Situation fast Nebensache und sorgt erstmal für etwas mehr Ruhe.

Vielen Dank, Thomas.

Ralf Fährmann als Nummer 2 – schon wieder?

Im Konkurrenzkampf um die Nummer 1 habe sich das Blatt »ein bisschen gewendet«, so Trainer Thomas Reis. Müller habe seinen Job sehr ordentlich gemacht, im Moment sähe er deshalb keinen Grund, die Torhüter-Position zu wechseln. »Ich denke, dass das jetzt erst einmal Bestand hat«, so der Trainer, »wie lange, das werden wir sehen.« So ganz klar kommuniziert er es also (noch) nicht, aber es sieht ganz so aus, als hätte Ralf Fährmann in seiner Verletzungszeit seinen Nummer 1-Status verloren. Einmal mehr gibt es keine klare Hierarchie in der Torwartfrage auf Schalke.

Fährmann oder Nübel? Nübel oder Schubert? Fraisl oder Fährmann? Schwolow?! Seit Jahren gibt es keine klare Nummer 1 mehr auf Schalke, und es hat dem Verein rückblickend nicht gut getan. Als vor Saisonbeginn Marius Müller geholt wurde, sollte es nicht nur keine Diskussion um die Nummer 1 geben – Schalke hatte früh kommuniziert, dass man mit Ralf Fährmann als Nummer 1 in die Zweitligasaison ginge. Bei der Vorstellung Müllers auf der der Club-Homepage war zudem wichtig, dass Müller auch Justin Heekerens Karriere nicht behindern sollte. Heekeren sei Fährmanns Herausforderer hieß es da. Da dieser aber noch Zeit brauche, nach seiner Knieverletzung wieder zu voller Leistung zu kommen, wäre Müller geholt worden – um ihm diese Zeit zu geben.

Es war richtig und wichtig, dass Schalke Müller verpflichtet hat. Ralf Fährmann ist in den letzten Jahren nie verletzungsfrei geblieben, er ist immer wieder länger ausgefallen, so wie auch in der Vorbereitungszeit dieser Saison. Es ist großartig, dass Marius Müller in Hamburg und gegen Kaiserslautern so stark gehalten hat. Dass deshalb Ralf Fährmann allerdings nach nur 2 Saisonspielen schon wieder der Nummer 1-Status aberkannt wird, finde ich falsch.

Ralf Fährmann war ein ganz wichtiger Faktor der guten Rückrunde der letzten Saison. Er hat starke Leistungen abgeliefert, war und ist die perfekte Besetzung zur Identifikationsfigur und hatte sich das Vertrauen verdient. Natürlich: Entscheidend ist die Leistung. Aber Vertrauen bedeutet an dieser Stelle, der Nummer 1 nach einer Verletzung die Chance auf gute Leistungen zu geben! Das nicht zu tun ist für Ralf Fährmann ein nächster Rückschlag auf Schalke, den gerade er nicht verdient hat.

Und sonst auf Schalke?

Und sonst ist auch viel los, volles Programm der Knappenschmiede auf dem Berger Feld, drei Tage in Folge. Heute Abend (Freitag, 11.08.) um 19:30 Uhr spielt Schalkes U23 im Parkstadion gegen den Wuppertaler SV. Es ist bereits der 3. Spieltag in der Regionalliga. Das Team von Jakob Fimpel kam in den ersten beiden Spielen erst zu einem Punkt, Wuppertal ist mit 6 Punkten oben dabei. Am Samstag (12.08.) spielt Schalkes U17 auf Rasenplatz 4 ab 11 Uhr gegen Viktoria Köln. Unter dem neuen Cheftrainer Thomas Bertels hatte das Team am ersten Spieltag in Düsseldorf mit 2:0 gewonnen. Schalkes U19 von Cheftrainer Norbert Elgert startet am Sonntag (13.08.) in die neue Saison. Im Parkstadion wird um 11 Uhr gegen Arminia Bielefeld angepfiffen.

Bild: IMAGO

2 Comments

  • Alex sagt:

    Volle Zustimmung bei Fährmann. Über all die Jahre eine der ganz wenigen Identifikationsfiguren. Meist mit guten Leistungen, vor allem, wenn er nicht permanent in Frage gestellt wird. Dieses ewige Hin und Her könnte man sich kaum ausdenken. Eine Zeitlang galt er als Anwärter für die Nationalelf, dann sollte er nicht mehr gut genug für Liga 2 sein. Klar hat er Schwächen, sonst wäre er nicht mehr bei uns. Und klar gab es Schwankungen, vielleicht aber auch wegen der ständigen Unsicherheit um seine Position. Ist ja toll, dass wir jetzt mit Müller einen Ersatzmann haben, der Profifußball beherrscht. Aber das sollte man auch erwarten dürfen. Warum er dann gleich die Nummer 1 verstehe ich nicht. Bleibt er jetzt so lange im Tor, bis er einen Fehler macht? Konkurrenzkampf ist sicher nicht verkehrt, aber Angst vor Fehlern wird Fehler provozieren.

  • Torsten sagt:

    Angst vor Fehlern wird Fehler provozieren

    Guter Satz, danke.

    Der Beitrag zum Pokalspiel muss leider ausfallen. Heute hatte ich keine Zeit und das Spiel gestern war für meinen Alltag schlicht zu spät, als dass ich mich danach noch hätte ans Schreiben machen können.

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