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Gleich nach der Mitgliederversammlung hatte Schalke in 5 Tagen drei Spieler verpflichtet. In dieser Woche waren die Abgänge dran: Zwei hat der Verein bereits verkündet, zwei weitere werden medial diskutiert. Der Überblick zum 27. Freitag.

Die Links der Woche

Am Montag gab Schalke 04 den Wechsel von Marvin Pieringer zum 1. FC Heidenheim bekannt. Sein Vertag auf Schalke hätte noch für eine weitere Saison gegolten. Laut WAZ kassiere Schalke für Pieringer eine Ablösesumme von 1,8 Mio Euro, die über Boni noch auf 2 Mio anwachsen könne. Ebenfalls in der WAZ (€) war zu lesen, dass der Verbleib Simon Teroddes auf Schalke entscheidend dazu beigetragen hätte, dass Pieringer lieber wechseln als auf Schalke bleiben wollte. Die »überraschende Vertragsverlängerung des Routiniers« sei »ein harter Schlag für den talentierten Pieringer« gewesen. Er wäre damit hinter Polter und Terodde als Stürmer Nr. 3 in die Saison gegangen, seine Einsatzchancen wären damit »rapide gesunken«, so die Zeitung.

Seit Anfang der Woche war Rodrigo Zalazar wieder auf Schalke und startete via Leistungsdiagnostik ins Training. Seit Dienstag wird darüber berichtet, dass unter anderem auch der RSC Anderlecht an seiner Verpflichtung interessiert sei. Schalkes Sportdirektor André Hechelmann bestätigte mittlerweile, dass »Angebote eingegangen« seien. Bild (€) schrieb, dass »schon jetzt klar« sei, dass Schalke einen Abgang Zalazars mit einem weiteren Zugang ausgleichen würde.

Gestern wurde auch der Wechsel von Marius Bülter zur TSG Hoffenheim offiziell verkündet. Laut mehrerer Medienberichte erhält Schalke eine festen Ablöse von rund 3 Mio Euro. Über Boni, die »an realistische Ziele geknüpft« seien (Dirk große Schlarmann, Sky), würde sich der Betrag auf über 4 Mio Euro erhöhen können.

Außerdem steht noch der Abgang von Florian Flick im Raum. Der heute 23-Jährige wechselte 2020 aus Mannheim in Schalkes Regionalliga-Team. Im Winter wurde er an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen, die ihn nun fest verpflichten wollen. Wie im Fall von Marvin Pieringer gilt sein Vertrag auf Schalke noch für eine weitere Saison. Ähnlich wie im Fall Pieringer wird auch bei Flick ein Wechselwunsch an Personalentscheidungen auf Schalke festgemacht. Auf Grund der Verpflichtungen von Seguin und Schallenberg sei »eigentlich kein Platz mehr für Flick«, schreiben die Nürnberger Nachrichten. »Man höre«, so die Zeitung, er würde gerne nach Nürnberg zurückkehren, und Nürnbergs Sportdirektor Olaf Rebbe wird mit der Aussage zitiert, dass Verhandlungen mit Schalke bereits begonnen hätten.

Angemerkt

Mit Marius Bülter verliert Schalke den wertvollsten Spieler der vergangenen Saison. Wertvoll an Leistung, wertvoll an Toren und Vorlagen. Wertvoll, weil er Verantwortung übernahm, weil er gleichsam aus dem Nichts was schaffte, wenn es drauf ankam. Marius Bülter ist 30 Jahre alt. Nach der überzeugenden Saison bekam er die Chance, weiter in der ersten Liga zu spielen. Die wollte er nutzen. Ich kenne niemanden, der ihm das verübelt. Marius Bülter war für Schalke eine erfolgreiche Geschichte. Er kam vor zwei Jahren zum Absteiger Schalke 04, die Ablöse soll damals unter 1 Mio Euro gelegen haben. Er lieferte, zwei Jahre lang, und nun kassiert Schalke auch noch bis zu 4 Mio durch seinen Wechsel zur TSG Hoffenheim.

Auch den Abgang von Marvin Pieringer kann man als erfolgreichen Transfer betrachten. Er wollte wechseln, nach dem kommenden Jahr wäre sein Vertrag ausgelaufen, Schalke kassiert für ihn deutlich mehr, als man für ihn einst nach Freiburg überwies. Trotzdem fällt es mir schwer, diesen Wechsel als eine gelungene Aktion zu betrachten.

Schalke will Kaderwerte schaffen, das ist das erklärte und vielzitierte Ziel von Peter Knäbel. So will man die wirtschaftliche Schieflage geraderücken, man will das vernünftigen Wirtschaften erfolgreicher Vereine ohne Inverstoren nachahmen, indem man Spieler entwickelt und wertvoller macht. Marvin Pieringer hat das Zeug dazu, richtig wertvoll zu werden. Obwohl er verletzungsbedingt 10 Spiele verpasste, kam er in der vergangen Saison auf 14 Treffer, dazu kamen noch 10 Vorlagen. Pieringer hat in dieser Liga gut funktioniert, ist spielstark und 23 Jahre jung. Dass dieser rundum »attraktive Spieler« und Schalke 04 nicht wieder zueinanderfinden konnten, finde ich sehr schade.

Sonst noch auf Schalke

Farewell Klaus Täuber. Am vergangenen Samstag ist der Boxer verstorben, Schalke-Legende der 80er-Jahre. Peter Ahrens hat für den Spiegel einen wunderschönen Nachruf geschrieben, der neben den Erinnerungen an Täuber selbst auch das Gefühl des Fußballs in den Achtzigern wachruft.

Noch wat Schönes

Ein echtes Farewell hat das Parkstadion nie erfahren. Beim Umzug überwog die Begeisterung zur neuen Arena, der Abriss zog sich hin, heute gilt der neue Platz mit Tribüne neben dem Flutlichtmast als Parkstadion. Das historische Parkstadion wurde am 4. August 1973 eröffnet. Anlässlich des 50. Jahrestags hat das Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG) eine digitale Ausstellung veröffentlicht. Phantastische Fotos, die Erinnerungen und Gefühle wecken, gibt es unter gelsenkirchen.de, im Blog des ISG und über den Instagram-Account des Instituts.

Bild: IMAGO

3 Comments

  • Rolf Oebel sagt:

    Was Pieringer anbetrifft wird man sicherlich vorher von Vereinsseite abgeklopft haben, ob er sich eine Vertragsverlängerung vorstellen kann. Nur dann wäre man vermutlich andere Wege gegangen und hätte Terodde nicht verpflichtet. Ich denke, dass der Spieler erste Liga spielen wollte (siehe auch Bülter), das konnte man nicht bieten, sodass man dann wirtschaftlich eine vernünftige Lösung angestrebt hat.

  • Christian sagt:

    Teile die Ansicht von Torsten zu Pieringer. Denke, das war ein Fehler. Persönlich wäre ich lieber mit Terodde, Pieringer und Lasme in die Saison gegangen, ala mit Teodde, Polter und Lasme. (Und ganz eigentlich hätten wir auch Reese zurückholen sollen.)

  • Jens sagt:

    Nun finde ich endlich die Zeit noch etwas zum Boxer Klaus Täuber zu schreiben…

    Peter Ahrens hat in seinem sehr schönen Nachruf viel über eine längst vergangene Zeit geschrieben, ich kann zusätzlich noch aus einem, zum Glück, vergangenen Land berichten. In diesem Land waren Zeitschriften wie der Kicker verboten, so etwas wie Panini Bilder oder gar Autogramme gab es nicht (was wahrscheinlich meine heutige obsessive Sammelleidenschaft erklärt). Die einheimischen Spieler waren allesamt Staatsamateure und dementsprechend in der Regel frei von jeder Art Charisma, der BFC Dynamo war auf dem Weg, durch welche Mittel auch immer, zum Serienmeister und jedes zweite Länderspiel fand gegen irgendeine Volksrepublik oder ein meist sozialistisches Entwicklungsland statt. Wie auch sonst immer ging der Blick natürlich nach Westen, zu den Brüdern und Schwestern in der BRD. Durch unseren Familienpatron, meinen Großvater waren wir alle mehr oder weniger mit dem Schalke Virus infiziert, aber diese Leidenschaft musste man heimlich ausleben, um jede Art von Schwierigkeiten, auch für seinen weiteren Lebensweg zu vermeiden.
    Was macht man also als kleiner S04 Fan im Rostocker Plattenbau? Die Lösung war wie fast immer das sogenannte Westfernsehen, also ARD und ZDF. Das klingt einfacher als gesagt, erstens war selbiges zu sehen streng verboten und außerdem nicht immer und überall möglich. Ersteres hat man ignoriert und für das zweite Problem gab es kreative Lösungen. Aber selbst wenn man dann die Sportschau oder das Sportstudio sehen konnte war es nicht garantiert auch die Spiele von Schalke zu sehen, Die Sportschau zeigte zu der Zeit vier Spiele oder so und da Schalke zu der Zeit (so wie heute) gerne mal ein Jahr Zweite Liga eingelegt hat, guckte man oft in die damals wirklich noch vorhandene Röhre. Selbige war damals noch schwarz-weiß, aber das nur am Rande.

    Nun komme ich also zum Boxer, von dem ich damals natürlich nicht wusste das er der Boxer ist, davon habe ich erst irgendwann in den 1990er Jahren erfahren. Wenn Schalke im Fernsehen zu bewundern war, da war auch meistens dieser Spieler. Eine Urgewalt welche fast aus dem Fernseher sprang. Für einen kleinen Jungen schien er unglaublich schnell zu sein und das aller wichtigste: er schoss Tore. Unglaublich viele Tore, jedenfalls empfand ich das damals so, und wenn man seine Statistiken liest, war es ja auch so. Wer die Tore macht ist immer beliebt und so wollte ich damals halt kein Rummenigge sein und schon gar kein Streich oder sonst ein sauber frisierter DDR Stürmer dessen größte Leistung zwei Tore gegen Äthiopien oder Rumänien war, sondern ich wollte Klaus Täuber sein. Die wenigen Versuche haben mir aber schnell gezeigt das ich gar nichts davon war. Später sollte ich aufgrund irgendwelche statistischen Werte Handballer werden, aber auch da zeigte sich glücklicherweise meine komplette Unsportlichkeit .
    Das Täuber irgendwann gehen musste, wie so oft aus finanziellen Gründen, habe ich auch erst später erfahren. Auf einmal spielt der in Leverkusen. IN LEVERKUSEN! Die waren damals schon genauso langweilig wie heute nur dazu meist noch bestenfalls Durchschnitt und zu der Zeit drauf und dran von ihren Namensvettern aus Uerdingen überholt zu werden. Außerdem klingt Bayer Leverkusen so wie Sachsenring Zwickau und irgendwelche Firmenteams hatten wir selber. Ich rede mir bis heute ein das sie nur aufgrund von vielen Täuber Toren damals erst in den UEFA-Cup gekommen sind und dort später sogar ins Finale gegen das „andere“ Barcelona. Das zweite Finale gab es meiner Erinnerung nach im ZDF zu sehen und Klaus wurde eingewechselt, bereitete ein Tor, erzielt durch den DDR „Flüchtling“ Falko Götz, vor und versenkte seinen Elfmeter halt so wie er es nur konnte. Nicht das ich mich für den Verein gefreut hätte, aber dem Klaus habe ich den UEFA Cup ungefähr so gegönnt als hätte er ihn 1997 gewonnen.
    Ungefähr ein Jahr später habe ich dann Schalke zum ersten Mal im Parkstadion sehen können, natürlich ohne mein Idol aber man sucht sich dann halt neue Idole, die hießen dann halt Schacht, Schlipper oder Sendscheid, waren auf ihre Art gut und schön, aber „The first Cut is the Deepest“. Ich weiß nicht wie lange er dann noch für Bayer 04 gekickt hat, aber niemand wäre auf die Idee gekommen von Rostock nach Leverkusen zu fahren, warum auch…
    Viele Jahre später gab es mal einen „Abend unter Schalkern“ ihm zu Ehren, leider war ich da aber gesundheitlich nicht in der Lage dabei zu sein. Ich hätte ihm gerne erzählt wie wichtig er damals für mich war, vielleicht hätte es ihn gefreut. Aber das kann ich ihm jetzt nicht mehr persönlich sagen, aber ich kann das „Wort zum Sonntag“ der Toten Hosen zitieren:

    Hey Boxer kannst Du uns grad seh’n
    Wir vergessen Dich nicht
    Wir werden überall von Dir erzählen
    Damit Dein Name ewig weiterlebt

    Und damit sll es das von meiner Seite aus gewesen sein, es es leider etwas sehr ausführlich geworden, aber zwei Zeilen wären zu wenig….

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