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Fast 12 Jahre ist es her, dass Schalke 04 zum letzten Mal auf dem Betzenberg in Kaiserslautern angetreten ist. 4:1 gewannen die Blauen damals, Holtby, Huntelaar, Raúl und Farfan hießen die Torschützen. Es war die Saison, in der Ralf Rangnick seinen zweiten Anlauf abbrach, in der Huub Stevens übernahm und Schalke auf Platz 3 führte. Es war die Saison, in der der 1. FC Kaiserslautern zum dritten und bislang letzten Mal aus der Bundesliga abstieg. Heute begegnen sich diese beiden Clubs in den Niederungen der Zweiten Liga.

In Lautern hat Anfang Dezember Schalkes Ex Dimitrios Grammozis den Trainerposten übernommen und bislang ist es keine glückliche Liaison. Auf einen ersten Sieg im Pokal folgten drei Niederlagen. Das mag man sich anders vorgestellt haben, wenngleich man mit dem Blick von außen feststellt, dass zwei der drei Spiele gegen Hertha BSC und den FC St. Pauli verloren wurden; Gegner, gegen die die meisten Ligakonkurrenten verlieren. Vor dem Spiel gegen Schalke 04 herrscht jedenfalls alles andere als guten Stimmung auf dem Betzenberg.

Wir haben mit Tim Thulke darüber gesprochen. Tim ist Autor für das Fan-Portal Treffpunkt Betze und schreibt dort hauptsächlich Analysen und Kommentare zu den Spielen der Roten Teufel. In seinem letzten Beitrag hat er Erik Thommy, den früheren Lauterer, Stuttgarter und heutigen Profi des MLS-Clubs Sporting Kansas City fragen gestellt. In den Freitagsfragen stellten wir welche an ihn.

Freitagsfragen an Tim Thulke: Wie spielt der FCK unter Grammozis?

Wie präsentiert sich der FCK unter Trainer Grammozis, welchen Fußball wird Schalke auf dem Betzenberg erleben?

Das ist eine gute Frage. Gegen St. Pauli war der FCK ziemlich passiv, eher auf Schadensbegrenzung bedacht. Gegen Schalke kann ich mir das so schwer vorstellen. Mit dem Heimfans im Rücken wird Grammozis proaktiver agieren müssen. Selbst die Formation ist ein Fragezeichen. Im Trainingslager sprach der Coach offen über eine Viererkette, die er auch spielen will. Der Schwerpunkt im Spiel mit Ball wird auf lange Bälle auf Ragnar Ache liegen.

Treffpunkt Betze

Nach der Niederlage gegen St. Pauli gab es Gerüchte, der FCK würde Grammozis schon wieder feuern wollen. Geschäftsführer Thomas Hengen dementierte das vehement und sprach von Personen, die falschen Behauptungen bewusst gestreut hätten, um dem Club zu schaden. Was ist denn da genau passiert, und welche Personen meint Hengen wohl?

Der FCK ist ein großer Traditionsverein, bei dem schnell Panik ausbricht. Konkret waren es Behauptungen in einem transfermarkt.de-Forum, die den Trainerwechsel ankündigen sollten. Hauptsächlich hieß es, Grammozis hätte die Kabine verloren. Sauer aufgestoßen dürfte ein Interview kurz nach dem Spiel gewesen sein, in dem der Trainer offen davon sprach, man habe nach dem zweiten Gegentor in der 64. Minute versucht das Ergebnis zu halten, für das Torverhältnis. Solche Aussagen sind natürlich unclever. Teil der »Betze-DNA« war und ist immer, niemals aufzugeben, was beispielsweise Heidenheim in der letzten oder Elversberg in diese Saison erfahren durften, als dem FCK fantastische Comebacks gelangen.

Kaiserslautern war in der aktuellen Transferperiode der aktivste Club der Zweiten Liga. Sechs Neue stehen zwei Abgängen gegenüber. Wie bewertest Du den jetzigen Kader? Ist man nun durch oder kommt da noch mehr?

Auch das ist eine schwierige Frage. Durch die große Fluktation ist der FCK eine Wundertüte und insbesondere Offensiv fast schon überladen. Zu den Abgängen wird noch Andreas Luthe dazu kommen, er wird den nächsten Tagen zurück zum VfL Bochum wechseln. Die Tür für weitere Verkäufe steht offen. Ich hoffe noch auf einen Innenverteidiger, im Idealfall aus der Bundesliga, der als Leistungsträger in der Defensive funktionieren kann.

Welcher Spieler muss Deines Erachtens unbedingt in der Startelf stehen, sollte nie ausfallen und warum ist das so? Und wer ist das größte Talent im Team?

Tim Thulke

Zum Glück ist diese Antwort ziemlich leicht. Der große Lichtblick, auch schon in der Hinrunde, heißt Ragnar Ache. Unser Neuzugang steht bei 107 Minuten pro Tor und ist – wenn gesund – meistens der wichtigste Spieler auf dem Platz. Hier lässt sich das Pokalspiel gegen Nürnberg aufführen, das bis zur Einwechslung Aches ausgeglichen war, aber mit dem Stürmer auf dem Feld schnell für den FCK kippte. Beim Thema Talentententwicklung ist der FCK momentan leider keine große Adresse, die U21 spielt in der Oberliga und ist somit ziemlich weit entfernt von der 1. Mannschaft. Einen Ouedraogo haben wir also nicht. Dennoch kann man hier Julian Niehues nennen, der 22 Jahre alt ist und auf jeden Fall Entwicklungspotenzial zeigt. Jule ist jetzt schon Stammkraft und hat bereits gezeigt, dass er den Schritt von der Dritten in die Zweite Liga gehen kann, sein Weg dürfte nur nach oben gehen. Einziger Wermutstropfen ist, dass sein Vertrag im Sommer ausläuft. hier muss Hengen alle Fäden ziehen, um den umworbenen 6er im Verein zu halten.

Was soll passieren, dass es für Dich persönlich ein guter Abend wird, was wünschst Du Dir?

Zunächst mal hoffe ich auf eine tolle Stimmung, aber die wird es sicher geben. Für mich geht’s heute zum ersten Mal in 2024 auf den Betze, die Vorfreude ist groß! Sportlich hoffe ich auf eine gute Leistung der Jungs in Rot, besonders mit dem Ball sollte man bessere Lösungen finden als zuletzt gegen St. Pauli. Der Wunsch für die Defensive, mal ohne Gegentor zu bleiben, wirkt fast schon wie eine Utopie – das gelang in der Liga bislang nicht. Aber warum nicht heute? Zuletzt hoffe ich auf eine verletzungsfreie Partie, insbesondere weil es für den FCK ja schon unter der Woche gegen die Hertha im Pokal weitergeht.

Vielen Dank für Deine Einschätzungen, Tim.

Bild: Marco Fieber

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