Dass Schalke in München verlieren würde, war zu erwarten. Tatsächlich erlebten die Blauen beim 6:0 der Münchener aber die schlimmstmögliche Variante einer Niederlage: Ein Desaster im Heute, mit Auswirkungen auf die nächsten beiden Wochen.
Die Zahlen
Am Ende zählen nur die Tore. Nach dem 6:0 steht Schalke weiter bei 30 Punkten und nunmehr -34 Toren. Schalke rutscht damit auf Platz 16 der Tabelle ab. Auf Platz 15 aufgerückt ist der VfL Bochum, mit 31 Punkten und -35 Toren. Der VfB Stuttgart steht mit 28 Punkten auf Platz 17, spielt allerdings sein Spiel zum 32. Spieltag erst am Sonntag. Die weniger wichtigen Zahlen sind ebenso deutlich. xG 5,13 FCB : 0,43 S04, Abschlüsse 25:8, Schüsse aufs Tor (on target) 14:0, Pässe 537:306, davon angekommen 88%:78%, Zweikämpfe 51%:49%, Ballbesitz 62%:38%.
Die Meinung
Es war von vornherein eine Gratwanderung und Schalke ist abgestürzt. Nein, ich denke nicht, dass es Thomas Reis‘ Fehler war, Marius Bülter aufzustellen. Es ist ein Fan-Ding, nachher stets genau zu wissen was vorher besser gewesen wäre, aber es ist des Trainers Ding, Entscheidungen fällen zu müssen. Es war richtig, auch dieses Spiel nicht freiwillig abzuschenken. Aber dass sich Marius Bülter beim Stand von 0:2 diese Gelbe Karte abholte, hätte nicht passieren dürfen, und nach dem zweiten Gegentor hätte Reis ihn schnellstmöglich auswechseln sollen.
München war zu schnell und zu ballsicher für Schalkes Mittelfeld. In meiner Bubble meinten viele, es sei ein Fehler gewesen, sich »hinten reinzustellen«. Ich denke nicht, dass das der Plan war. Schalke war – ist – schlicht nicht gut genug, die Reihen dicht zu halten, wenn Bayern München aufdreht. Spieler mit dem Potenzial, Europäische Wettbewerbe gewinnen zu können, an einem Tag, an dem es für sie um die Meisterschaft geht. Es sah nicht nur so aus wie »zwei Klassen Unterschied«. Diese beiden Mannschaften unterscheiden sich qualitativ tatsächlich um zwei Klassen. Müßig, da nach Schuldigen zu suchen.
In einer solchen Begegnung kann Schalke nur auf einen Erfolg hoffen, wenn der Gegner im Spielverlauf selbst unsicherer wird. So wie Dortmund in den beiden Spielen gegen Schalke nervös wurde, als das Tor nicht fallen wollte, als dazu auch der besondere Derby-Druck dem Außenseiter Schalke in die Karten spielte. Wenn das erste Tor schnell fällt, wenn der Favorit dadurch Sicherheit erlangt, bricht sich der Qualitätsunterschied Bahn. Wie gegen Leipzig, im Januar. Gestern auch.
Also erlebten die Blauen in München ein Spiel, in dem es keine auch nur klitzekleine Situation gab, aus der man etwas Positives ableiten könnte. Eine Gelbe Karte, die zum nun wichtigsten Spiel den wichtigsten Spieler gesperrt zuschauen lassen wird. Eine Klatsche, die den Vorsprung im Torverhältnis gegenüber dem VfL Bochum pulverisierte, was sich auch in zwei Wochen noch auswirken kann.
Schlechter hätte es nicht laufen können.
Die Aussicht
Schalke muss gewinnen. Schon wieder. Nun gegen Eintracht Frankfurt. Ich werde das Auswärtstrikot tragen, die Frau hat sich extra eine weiße Sweatjacke gekauft. Am Einsatz hat es nie gelegen, weder auf dem Platz, noch auf den Rängen. Ob es nochmal klappt? Ma’kucken.
Ist jetzt wie in einer Endrunde. Jedes Spiel ist entscheidend. Wenn wir gegen Frankfurt gewinnen können und Stuttgart verliert in Mainz, haben wir zumindest die Relegation schon sicher. Das wäre ein gutes Gefühl für die Reise zu den Dosen.
Es bleibt dabei: Bayern und Schalke spielen nicht im selben Wettbewerb.
Sehen wir es positiv – alle Beteiligten wissen jetzt das in den beiden letzten Spielen eine überragende Performance aufs Parkett gelegt werden muss.
Ich hoffe das die Mannschaft diesen berühmten 1 Schritt mehr gehen wird, nicht nur für den Klassenerhalt, auch für Ihren Bülter, der Ihnen nur zuschauen kann.
Spielt für Ihn, spielt für Euch, spielt für Uns!
Und unsere Aufgabe wird es sein, das Stadion am Samstag in eine blau-weisse Donnerhalle zu verwandeln.
Unterstützen wir das Team auf dem Platz auch weiterhin erstklassig, zeigen wir der Liga was es heißt ein Kumpel zu sein.
Tragen wir akustisch die Mannschaft über die letzten 90 Heimspielminuten in dieser Saison als gäbe es kein Morgen.
Torsten, Du schreibst „Spieler mit dem Potenzial, Europäische Wettbewerbe gewinnen zu können, an einem Tag, an dem es für sie um die Meisterschaft geht.“
Für nächste Woche brauchst Du nur Meisterschaft durch europäische Qualifikation zu ersetzen. Du weißt, ich wünsche euch immer alles Gute, aber nächsten Sonntag wird für euch ein ganz schwerer Gang, zumal unsere Truppe auf den letzten Metern ihr Selbstvertrauen wiedergefunden zu haben scheint.
Grüße aus Frankfurt.
Ja, stimmt, Frankfurt spielt noch um die Qualifikation für die Bewerbungsrunde für die Europa-Conference-League-Play-offs.
Andere haben aber auch noch Ambitionen. Wir kommen je nach Abschneiden vielleicht noch in den European Relegated Cup oder aber in den European Nearly Relegated Cup. Köln und Gladbach kämpfen miteinander um die Qualifikation zum European No Man’s Land Cup. Augsburg hat Bochum als Kandidat für Serienteilnahme am European Grey Mice Cup abgelöst. Heiße Kisten.
Erstmal muss man sagen: Es war sehr lange sehr unwahrscheinlich, dass Schalke bis zum 34. Spieltag um den Klassenerhalt mitspielen kann. Ich habe es glaube ich im letzten Herbst hier geschrieben: Wenn man das schafft, ist das ein großer Erfolg.
Das als Prämisse vorangestellt.
Realistisch betrachtet aber auch: Es deutet viel darauf hin, dass es nicht gut ausgehen wird.
Und die drei 0:0 zur Beginn der Rückrunde schmerzen (Union nehme ich mal raus, die sind heimstark). Wenn es nur zwei Punkte mehr wären…
Aber: Die letzten Spieltage entwickeln immer ganz eigene Dynamiken. Wenn wir gegen Frankfurt deren Steilpässe verhindern und ihnen etwas auf den Füßen stehen, kann das zumindest defensiv funktionieren. Und die Schalker Spielanlage nach vorne ist inzwischen so annehmbar, dass man daheim gegen die aktuelle SGE-Abwehr auch ohne Bülter ein, zwei Tore schießen kann.
Es muss halt alles passen.
Und die Nerven müssen halten.
Das 0:0 gegen Wolfsburg. Wolfsburg und Augsburg, zwei Unentschieden, die hätten gewonnen werden können, in denen sich alle Chancen boten, in denen man es selbst verbockte. 4 liegengelassene Punkte.
Ja, Zurückblicken bringt letztlich nix, und ja, geil dass wir jetzt überhaupt noch Chancen haben. Trotzdem, Wolfsburg und Augsburg, für mich die beiden Horrorspiele dieser Saison.