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In Mainz zu gewinnen ist großartig. 3:2 in Mainz zu gewinnen, dabei dreimal in Führung zu gehen, ist Wahnsinn! Ein 3:2 in Mainz per Strafstoß in der 102. Minute zu erzielen überreizt alle Reize, ist in Worten nicht mehr zu beschreiben, ist eigentlich komplett drüber! Hier gibt’s trotzdem einen Text dazu.

31. Spieltag: Mainz 05 – S04 2:3

Die Zahlen

Am Ende zählen nur die Tore. Nach dem 2:3 liegt Schalke bei 30 Punkten und belegt in der Tabelle Platz 15. Auf dem Plätzen 16 und 17 liegen der VfB Stuttgart und der VfL Bochum, mit jeweils 28 Punkten. In den weniger wichtigen Zahlen zum Spiel hatte Mainz Vorteile im Ballbesitz (57% M05 : 43% S04), bei der Anzahl der gespielten Pässe (404:314), in der Quote der angekommenen Pässe (68%:64%) und bei den gewonnenen Zweikämpfen (54%:46%). Schalke hatte Vorteile beim xG (1,48:2,89), in der Anzahl der Abschlüsse (10:16) und den Schüssen aufs Tor (on target, 4:10).

Die Meinung

Geht es dramatischer? Geht es intensiver? Es ist unfassbar, was diese Saison mit Menschen macht, die es mit den Blauen halten!

Unfassbar anstrengend, weil man immer wieder Rückschläge zu verdauen und Unzulänglichkeiten zu akzeptieren hat. Unfassbar aufregend, weil dieses Team immer wieder Unzulänglichkeiten mit Ausdauer und Mut zu überrennen versucht, mal erfolgreich und mal nicht. Unfassbar spannend, weil es für Schalke irgendwie immer um Alles geht. Und unfassbar toll in solchen Momenten wie in Mainz, wenn Unglaubliches geschafft wird, wenn sich die Spannung explosionsartig löst, wenn einen die Druckwelle der Emotionen niederstreckt, man sich ihr bereitwillig hingibt. Wenn man nicht an Zukunft, nicht an Probleme, nicht an nächste Gegner denkt, sich im Hier und Jetzt eins mit dieser Mannschaft, diesem Trainer und allen Mitjubelnden fühlen darf.

Nach dem Spiel wurde vor allem die Strafstoßentscheidung diskutiert. Eine Szene, die allen, die es nicht mit den Blauen halten, genügend Ansätze lieferte, warum die Entscheidung falsch gewesen sein könnte. Eine Diskussion, die emotional geführt wurde, weil in der Nachspielzeit dieses Spiels alle Emotion enthalten war, die der Fußball zu bieten hat. Eine Szene, über die Montag nicht mehr gesprochen worden wäre, wäre sie nach 10 Minuten passiert: Zu klar war das Halten, zu lang, zu deutlich zu sehen, zu dumm die Aktion von Anthony Caci.

Dabei ging im Bohei ein wenig unter, dass Schalke ein richtig gutes Spiel abgeliefert und verdient gewonnen hat! In 15 Minuten nach der Pause war Mainz die bessere Mannschaft. In diesen 15 Minuten hatte Schalke alle Mühe, sich schneller und klarer Mainzer Aktionen zu erwehren. In der restlichen Spielzeit hielt Schalke aber nicht nur adäquat dagegen, sondern war in jeder Umschaltsituation darauf bedacht, schnellstmöglich in den Angriffsmodus zu schalten und bekam dadurch auch die klareren Angriffssituationen auf den Platz.

Angriffssituationen, aus denen Spieler der Clubs in München, Dortmund oder Leipzig vermutlich sechs Tore generiert hätten. Schalke schaffte das nicht, scheiterte zu oft immer wieder am Mainzer Torwart oder traf das Tor nicht. Und doch war eine solche Situation – trotz des rekordspäten Strafstoßes – meine eigentliche »Szene des Spiels«. Als beim Stand von 2:2 erneut ein guter Angriff missriet, schwenkte die Kamera auf die Stadionecke mit dem Schalker Anhang. Wo sich vermutlich Fans von 17 anderen Bundesligisten gerade die Köpfe gehalten hätten sah man Fans mit geballten Fäusten, Menschen in Blau, die auf eine Werbebande schlugen, denen man das »JA, WEITER, WEITER« von den Lippen ablesen konnte.

Der Geist dieser Saison.

Die Aussicht

Solche Spiele liefert kein Absteiger. Eigentlich. Trotzdem hatte Tom Krauß recht, als er nach dem Spiel nüchtern bewertete, dass man dieses Spiel gewinnen musste, dass ein Unentschieden wohl zu wenig gewesen wäre, dass man weiter punkten müsse. München, Frankfurt, Leipzig. Ma’kucken.

Bild: IMAGO

5 Comments

  • Detlef sagt:

    Komplett drüber? Mehr geht nicht?

    Dachte ich letzten Samstag auch. Da war ich in der Arena und völlig fertig.
    Diesmal zu Hause vorm PC und das mit 39 Fieber. Am Ende war ich völlig fertig.

    Ich bin gespannt auf das nächste Wochenende, was hat die Mannschaft des FC Schalke 04 da an Überraschungen parat.
    Dann auch wieder live im Stadion, pardon Schlauchboot.

  • Alex sagt:

    Schön, dass du Worte zu diesem verrückten Spiel gefunden hast. Und dann noch so treffende. Tatsächlich ein richtig gutes Spiel von uns. Vielleicht das bislang beste. Und die Beobachtung unserer Fans trifft es exakt.

  • Carlito1904 sagt:

    Fühle die Worte von Detlef sehr, auch wenn es bei mir gestern der Fernseher war und ich glücklicherweise keine 39° Fieber hatte (an dieser Stelle gute Besserung!!!). Auch ich dachte, die Explosion letzte Woche, als ich in der Nordkurve stand, hätte nicht mehr übertroffen werden können. Unser Club belehrte uns mal wieder eines besseren. Zum Glück!!!

    Und auch Alex Worten kann ich mich nur anschließen, treffende Worte von dir, ein guter Text, der diesen ganzen positiven Irrsinn, die Stimmung und die Gefühle, zumindest auch meine, sehr gut in Worte fasst!

    Wir müssen jetzt einfach drin bleiben! Nach dieser Rückrunde, mit diesem Abstand zum Ende der Hinrunde, hat es diese Mannschaft, dieser Verein, haben es insbesondere aber auch diese ganzen positiv bekloppten Fans einen erneuten Abstieg einfach nicht verdient!

  • MAGsein sagt:

    „…wenn sich die Spannung explosionsartig löst, wenn einen die Druckwelle der Emotionen niederstreckt, man sich ihr bereitwillig hingibt. Wenn man nicht an Zukunft, nicht an Probleme, nicht an nächste Gegner denkt, sich im Hier und Jetzt eins mit dieser Mannschaft, diesem Trainer und allen Mitjubelnden fühlen darf.“ DAS enthält eindeutig erotische Komponente. Liest sich wie guter Sex.

  • Michael Orzesek sagt:

    Lieber Thorsten,
    zum wiederholten Male sprichst Du aus meiner blau-weißen Seele.
    Das gestrige Spiel hat die Mannschaft hervorragend angenommen und ich bin zuversichtlich, dass wir die Klasse halten.
    Liebe Grüße
    Michael

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