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Dominick Drexler rettet hinten wie vorne, lässt das Stadion beben! Der 2:1-Nachspielzeitsieg gegen Werder Bremen hält die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufrecht.

30. Spieltag: S04 – Werder Bremen 2:1

Die Zahlen

Am Ende zählen nur die Tore. Nach dem 2:1 liegt Schalke bei 27 Punkten und weiterhin auf dem 17. Tabellenplatz. Bochum auf Platz 16 und Stuttgart auf Platz 15 liegen beide bei 28 Punkten, wobei Bochum ein etwas schlechteres und Stuttgart ein deutlich besseres Torverhältnis als Schalke aufweist. Die TSG Hoffenheim auf Platz 14 liegt bei 29 Punkten.  In fast allen der weniger wichtigen Zahlenkategorien lag Schalke auch am Ende vorn. In den Abschlüssen (19 S04 : 10 SVW) und den Schüssen aufs Tor (on target, 10:1), im Ballbesitz (57%:44%) und der Anzahl der gespielten Pässe (411:336). Beim xG (1,56:1,18), den Quoten der angekommenen Pässe (77%:73%) und in der Zweikampfstatistik (54%:46%) lagen die Teams vergleichsweise nah beieinander.

Der Wahnsinn

Am 29. April 2022 musste Schalke in Sandhausen in der 83. Spielminute den Ausgleich hinnehmen, drohten die Blauen auf den Relegationsplatz zurückzufallen, nachdem man einen Spieltag zuvor 1:4 gegen Werder Bremen verlor – bis Simon Terodde in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielte und Schalke zum Beben brachte. Gestern bebte Schalke erneut am 29. April, als sich Dominick Drexler zum Helden aufschwang, der in der Nachspielzeit erst im eigenen Strafraum rettete und eine Minute später das 2:1 erzielte.

Welche Last sich entlud, nachdem das Stadion bin zur 80. Minuten zu spüren schien, dass eine Niederlage alle Hoffnungen auf ein glückliches Saisonende hätte begraben können! Wie verrückt, dass das 2:1 nach herrlichem Zalazar-Pass durch Drexler technisch so hervorragend vollstreckt wurde, nachdem zuvor so lange Qualität fehlte und sich Schalke seine Feldüberlegenheit vor allem ersprang, erdrückte und erkämpfte!

Vieles lief nicht gut auf Schalke, am gestrigen Abend. Von Schalkes Kommunikation zum Ausfall von Moritz Jenz, über die Regie des Anzeigewürfels, die in der 74. Spielminute tatsächlich Alexander Schwolow zur Auswechslung anzeigte, zur Auswahl des Schuhwerks, das in der ersten Hälfte mehrfach Schalker Spieler ausrutschen ließ – aber eben auch und vor allem auf dem Platz. Es war kein gutes Spiel der Blauen. In der ersten Hälfte gar nicht, als aus durchaus großen Spielanteilen und sehr vielen Standardsituationen kaum Gefahr generiert werden konnte. In der zweiten Halbzeit auch nicht, als alles an Kampf und Willen aufgefahren wurde, als geackert, gemacht und getan wurde, es aber doch an Struktur und Klarheit in den Angriffen fehlte. Bis zur 92. Minute, als Zalazars Pass an Jurado und Drexlers Ballkontrolle und Gelassenheit unter größtem Druck an Senior Raúl erinnerte; gleichsam als Erinnerung, dass Fußball auch bei einem Tabellensiebzehnten immer nicht nur gekämpft, sondern auch gespielt werden will.

Auf Grund des Schaltjahres fällt der nächste 29. April auf einen Montag, in 2025 auf einen Dienstag. Ob Schalkes Spiel bis dahin wieder zur Champions League reicht? Ma’kucken.

Die Aussicht

Nüchtern betrachtet musste Schalke dieses Spiel gewinnen, um die Chance auf den Klassenerhalt aufrechtzuerhalten. Aber Schalke wäre nicht Schalke – und ich wäre kein Schalker – würden wir nicht alles daran setzen, in diesen Nachspielzeitsieg alles Denkbare an Omen und Interpretation zu legen. Der Knall, der die letzten Kräfte freisetzt. Der Glaube, die Hoffnung auf den besonderen Push, auf das »Momentum«, das nun alles zum Guten wendet. Tatsächlich muss aber weiterhin gewonnen werden, gegen wen auch immer. Vielleicht ja in Mainz.

Beitragsbild: IMAGO | Bild 2: TW

10 Comments

  • Detlef sagt:

    Ich hatte gestern auf der heimfahrt folgendes Szenario im Kopf.

    Glaube und Hoffnung kamen zusammen zur Saison 2022/23 in die Schalke Wohnung. Der Glaube ging irgendwann in den letzten Wochen, ist aber noch irgendwo im Haus.
    Hoffnung war auch im Begriff zugehen, traf aber Begeisterung und kam zurück.

    Letzteres passierte irgendwann um die 70. Minute. In der Arena wurde eine nächste Stufe gezündet. Einen Anlass konnte ich nicht ausmachen. Bis dahin hatte ich nie den Eindruck,
    dass die Mannschaft das Spiel drehen könnte. Selbst nach dem Ausgleich dachte ich immer noch, dass ist zu wenig. Plötzlich in der Nachspielzeit war ich sicher, wir bekommen noch einmal
    ein Möglichkeit. Diese Möglichkeit hieß Drexler.

    Danach war ich für mindestens eine halbe Stunde fertig. Selbst jubeln ging nicht. Erst auf dem Weg zum Auto kam zum ersten Mal ein Lächeln ins Gesicht.

    Die Hoffnung lebt. Mindestens eine Woche. Vielleicht länger.

  • Ney sagt:

    Tja. Das sind so Momente, die bleiben.

    Und dann denkt man ans Restprogramm und ist wieder nüchtern.

  • Markus Spindler sagt:

    Auslöser in der 70. Minute war meiner Meinung Zalazar, der bei einer Ecke die Fans aufforderte weiter Stimmung zu machen.

    Ich habe auf dem Oberrang Nordkurve noch nie so viele Menschen weinen sehen, wie nach dem Abpfiff.

  • Bea sagt:

    29. April 2025… Champions League wohl kaum, aber wie wär‘s denn mit DFB-Pokal?

  • Alex sagt:

    Auch wenn es am Ende nicht reicht, dürfen wir in der Rückrunde schon mehrere denkwürdige Spiele erleben und haben offenbar ein echtes Team. Schön. Manchmal habe ich nach Abenden wie gestern einen verwegenen Gedanken: die meisten Spieler finden Schalke nach solchen Erlebnissen genauso geil wie wir und bleiben auch in der zweiten Liga dabei, um dann gemeinsam wieder aufzusteigen. Jaja, am nächsten Tag bin ich wieder in der Realität…

  • Carlito1904 sagt:

    Was eine Eruption gestern Abend beim Ausgleich in der Nordkurve und im gesamten Stadion! Ich hätte die ganze Nordkurve umarmen können, ganz viele habe ich dann tatsächlich umarmt. Gefühlt das ganze Stadion noch ewig nach Abpfiff im Stadion geblieben und mit der Mannschaft gefeiert. Ich glaube ich bin abends bzw. eher nachts, nach ausgiebigem Verein des Sieges noch mit einem Grinsen, allerdings auf der Couch in Bierseliger Laune vorm TV, eingeschlafen. Und jetzt heißt es noch irgendwo und irgendwie 4, besser 6 Punkte zu holen und das Beste zu hoffen. Und wenn es am Ende dann doch nicht reichen sollte, mache ich der Mannschaft zumindest keinen Vorwurf. Sie will nahezu immer, auch wenn ihr oft die Mittel und die Qualität fehlen. Mangelnden Einsatzwillen mag ich den Jungs echt nicht vorwerfen. Und damit haben sie es sich auch verdient, so wie gestern mit uns Fans zu feiern.

  • UliStein sagt:

    Ich habe mich gestern riesig für euch gefreut. Grüße aus Frankfurt!

  • joha sagt:

    Meine Prognose nach dem (leider erwarteten) VfB-Sieg war: Entweder wir verlieren und das Ding ist durch. Oder wir gewinnen gegen Bremen UND auch in Mainz. Mal sehen. Wenn wir jetzt nicht auswärts den Schwung mitnehmen, wann dann?

    Der Klassenerhalt wäre, glaube ich, wirklich Gold wert: Nächstes Jahr könnten Bremen (wegen des wahrscheinlichen Doppelsturm-Abgangs), Gladbach (wenn das David-Wagner-Double auf der Trainerbank bleibt) und Köln (sofern Transfersperre bestätigt wird) drei aktuelle Mittelfeld-Teams unten reinrutschen. Dazu mit Darmstadt und wahrscheinlich Heidenheim zwei Aufsteiger, deren Spielweise in der ersten Liga durchaus mit Anpassungsproblemen verbunden sein könnte. Schalke steht ganz deutlich vor einer Gabelung zwischen „sich wieder in der ersten Liga etablieren können“ und „einen Umweg ins Ungewisse nehmen“.

  • Bea sagt:

    @joha… Ich gehen mit dir konform. Der Klassenerhalt wäre wirklich goldwert. Bei Abstieg sehe ich eine große Gefahr über längere Zeit bestenfalls in einen Fahrstuhl zu geraten. Eine Saison wie die diesjährige, wo sich so viele Vereine ein Zwischentief gönnen, gibt es selten. Deshalb ist es so spannend und nur deshalb sind wir noch dabei.

  • Ney sagt:

    @“Wenn wir jetzt nicht auswärts den Schwung mitnehmen, wann dann?“
    Nach dem euphorischen Dortmund-Spiel kam das ernüchternde Augsburg-Spiel.
    Nach dem euphorischen Berlin-Spiel kam die Freiburg-Klatsche.
    Schwierig mit dem Mitnehmen. Manchmal wirkt es eher, als könnten sie erstmal keine weitere Spannung aufbauen.

    Aber vielleicht wurde daraus gelernt.

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