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In der Woche zum elften Freitag bestimmten weit vorausschauende Meldungen die Medien. Im Jetzt steht aber eine Auswärtsfahrt nach Augsburg an, zu der viel von ekeligem Fußball die Rede ist.

Die Themen der Woche

Am Mittwoch hat der FC Schalke 04 den Konzernabschluss (pdf) und den Konzerngeschäftsbericht (pdf) für das Jahr 2022 veröffentlicht. Der Umsatz lag bei 157 Millionen Euro und damit ziemlich genau 10 Millionen Euro unter dem des Vorjahrs. Der Konzernverlust lag bei 20 Millionen Euro. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag ist auf 110 Millionen Euro angestiegen, im Vorjahr waren es 89 Millionen Euro.

Dass der Mittwoch in Sozialen Medien, Fanforen und vielen Überschriften trotzdem als ein guter Schalke-Tag daherkam, lag an der Prognose für 2023, die der Verein zu den Berichten mitlieferte. Unabhängig der Ligazugehörigkeit rechne man mit einer »Rückkehr in die Gewinnzone«. Bei einer eigentlich langweilig daherkommenden Präsentation von Geschäftszahlen seien auf Schalke nicht nur die Details spannend, »sondern auch die kunstvolle Kreativität, wie es die Königsblauen schaffen, furchtbare Zahlen mit einer sehr positiven Botschaft zu versehen«, kommentierte Andreas Ernst den Tag in seinem Text für die WAZ (€). Als Erklärung, warum die Zahlen »immer noch so schlecht« seien, vergleicht Ernst unter anderem die Einnahmen aus TV-Geldern in 2022 und 2021 (jetzt 33,9 Mio, zuvor 61,5 Mio).

Dem immer wieder zu hörenden Vorwurf, Schalke würde sich »kaputtsparen«, wird entgegengesetzt, dass der Sportlichen Leitung ein konkurrenzfähiges Budget zur Verfügung gestellt würde. Für die Recklinghäuser Zeitung versucht Norbert Neubaum, das einzuordnen. Es gälte als sicher, dass sich im Vergleich zur zweigleisigen Planung vor dem Abstieg »gar nicht so viel ändern« würde. Bei einem Klassenverbleib läge der zukünftigen Lizenzspieler-Etat bei ca. 40 Millionen Euro, bei einem Abstieg bei ca. der Hälfte. Im Vergleich zu anderen Clubs läge man damit in der Ersten Liga im unteren Drittel. Der Zweitliga-Etat zeige hingegen »ganz klar« das Ziel des direkten Wiederaufstiegs. Neubaum bemerkt, dass der kontinuierliche Aufbau einer Mannschaft unter diesen Bedingungen nur in der Ersten Liga möglich sei. Bei einem Abstieg stünde der nächste große Umbruch bevor, schon weil viele Leihspieler den Verein verlassen würden. Bei einem Ligaverbleib könne Schalke hingegen die Kaufpflichten für Moritz Jenz und Tom Krauß erfüllen, ohne andere Spieler verkaufen zu müssen.

Mit diesen Kaufpflichten und dem Vertag von Rodrigo Zalazar beschäftige sich in dieser Woche auch die Sport Bild (Print) und schaut damit ebenfalls in die Zukunft. Die Kaufpflicht zu Moritz Jenz bei Klassenerhalt koste 4 Mio. Euro Ablöse und führe zu einem neuen 4 Jahres-Vertrag, der für beide Ligen gälte und keine Ausstiegsklauseln beinhalte. Für Zalazar sei zwar »derzeit unvorstellbar«, nochmal in der zweiten Liga spielen. Nachdem Eintracht Frankfurt aber auf eine Rückaufoption verzichtet habe, lägen die Transferrechte an Zalazar für beide Ligen bei Schalke 04, eine Ausstiegsklausel gäbe es nicht. Hält Schalke die Klasse, würde eine Kaufpflicht für Tom Krauß greifen, deren finanzielles Volumen inklusive Boni auf 5 Mio. Euro ansteigen könne. Krauß‘ Vertragslaufzeit in Gelsenkirchen läge bei 4 Jahren. Bei einem späteren erneuten Abstieg gäbe es in Krauß‘ Vertrag eine Ausstiegsklausel, die Schalke eine Ablöse zwischen 5 und 10 Mio. Euro einbrächte, je nach Erfolg des aufnehmenden Clubs.

Eine weitere Meldung für die Zukunft, und eine weitere Meldung des Vereins, war, dass der Aufsichtsrat Harald Förster und Youri Mulder erneut kooptiert hat. Eine Kooptation (lateinisch cooptatio), auch Kooption oder Kooptierung, ist die Ergänzungswahl, Zuwahl, Aufnahme oder Wahl von Mitgliedern durch die übrigen Mitglieder einer Gemeinschaft. Laut Satzung kann der Aufsichtsrat des FC Schalke 04 bis zu drei Mitglieder kooptieren. Die Bestellung erfolgt dann für jeweils zwei Jahre, kann aber auch widerrufen werden.

Erst am Ende der Woche – zur Pressekonferenz am Donnerstag – kam der Schalke Kosmos dann doch noch im Hier und Jetzt an, bei Spiel gegen den FC Augsburg. Dass Augsburg ekelig spiele, dass man selbst aber auch ekelig sei, sagte Thomas Reis. Außerdem eröffnete er ungefragt, dass er mit dem Training am Donnerstag überhaupt nicht zufrieden gewesen sei. Das sei unterirdisch gewesen.

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Angemerkt

Dass Schalke einen Gewinn prognostiziert, sogar unabhängig der Ligazugehörigkeit, ist eine gute Nachricht. Der Blick auf die Zahlen zeigt aber, dass Schalke weiterhin ganz am Anfang eines langen Weges steht, und dass zunächst mal alles bleibt, wie es ist: Auch bei einem Klassenerhalt wird sich das Budget für den Kader kaum erhöhen und alle Zukunft braucht Erstligazugehörigkeit.

Die Saison fühlt sich gerade gut an. Vier Punkte aus zwei Derbys durften zu Recht gefeiert werden. Es macht Spaß, ins Stadion zu gehen. Aber zehn Spieltage vor Saisonende steht Schalke auf einem Abstiegsplatz. Ein Spiel in Augsburg ist das Gegenteil von sexy, und der Druck auf Schalke ist riesengroß.

Thomas Reis ist nicht der eloquenteste Protagonist im Fußballbusiness, aber er ist ein schlauer Kopf mit einem guten Gefühl für Stimmungen. Dass er vor diesem Spiel ein schlechtes Training thematisiert, ist kein Zufall. Er liefert durch seine Sätze eine Story, in der es darum geht, dass längst nicht alles gut läuft. Er holt auf den Boden, was zu hoch zu fliegen droht. Er fokussiert die Öffentlichkeit auf ein Spiel, dass »ekelig« zu werden könnte – vielleicht auch nicht schön anzuschauen. Schalke braucht Punkte. Nur darum geht es. Der Derbyjubel von gestern hilft im Heute nicht mehr weiter.

Und sonst auf Schalke?

Am heutigen Freitag findet ein »mitGEredet« mit den Vorständen Christina Rühl-Hamers und Bernd Schröder statt, bei dem Fragen von Mitgliedern beantwortet werden. Zur Teilnahme musste man sich anmelden. Es ist davon auszugehen, dass später eine Aufzeichnung im virtuellen Vereinsheim bereitgestellt werden wird.

Bild: Jøn123

5 Comments

  • Jens sagt:

    Das „Schönreden“ von Geschäftszahlen hat Schalke auch nicht exklusiv…😁 Intern wird das sicher anders aussehen…

  • Carlito1904 sagt:

    Hi Torsten! Wieder eine schöne Zusammenfassung und Einordnung der Woche und des Ausblicks! Wie schon von wem anders unter dem Beitrag zur nächsten Podcastfolge angemerkt, würde sich das Finanzthema vielleicht auch mal für eine Podcastfolge anbieten, sofern ihr wen findet, die oder der die Zahlen zumindest halbwegs für Laien verständlich aufdröseln kann.

  • Erle72 sagt:

    Das Näschen für Stimmungen ist eine der großen Stärken unseres Trainers, zu mindestens was unsere Mannschaft betrifft. Die Konzentration Spieltag für Spieltag hoch zu halten ist wahrlich eine Kunst.
    Zum Konzernabschluss gibt es wieder die kompetente Einschätzung von Susanne Hein-Reipen in ihrem immer lesenswerten Blog: https://www.100prozentmeinschalke.de/

  • Erle72 sagt:

    Und ich vergaß: Danke Torsten, dass du wieder voll in die Schalkewolke eingetaucht bist. Es ist eine Freude deine Arbeit, deine Texte zu lesen und zu hören.

  • Torsten sagt:

    Jens schrieb:

    Das „Schönreden“ von Geschäftszahlen hat Schalke auch nicht exklusiv…😁 Intern wird das sicher anders aussehen…

    Das hoffe ich in vielen Belangen auch immer wieder. Tatsächlich können wir aber natürlich hier nur diskutieren, was eben öffentlich gemacht und zur Sprache gebracht wird.

    Carlito1904 schrieb:

    Wie schon von wem anders unter dem Beitrag zur nächsten Podcastfolge angemerkt, würde sich das Finanzthema vielleicht auch mal für eine Podcastfolge anbieten, sofern ihr wen findet, die oder der die Zahlen zumindest halbwegs für Laien verständlich aufdröseln kann.

    Ja, das ist absolut ein interessantes Thema und eine gute Idee für eine Podcastfolge. Dass wir das diese Woche nicht machen liegt daran, dass wir nicht sicher wussten, an welchem Tag die Berichte veröffentlicht werden, und eine Podcastaufzeichnung einen gewissen Vorlauf braucht.

    @Erle72

    Vielen Dank 🙂

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