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Die Blauen sind nur mit ihren Fans der echte und wirkliche »FC Schalke 04«. So gesehen tritt Schalke am Sonntag erstmals bei Union Berlin an, im Stadion an der Alten Försterei. Es könnte kaum eine schwerere Aufgabe geben. Aber wie immer mag ich auch den siebten Freitag mit den medialen Themen der Woche einläuten.

Die Themen der Woche

Die Meldung mit dem größten Potenzial für Fan-Emotionen erschien am Freitag bei Twitter: Dort meldete Christopher Michel, bei Sport1 und dem Hessischen Rundfunk Journalist mit speziellem Blick auf Eintracht Frankfurt, dass eben diese Eintracht die Rückkaufoption für Rodrigo Zalazar nicht ziehen werde. Bereits im Juni letzten Jahres schrieb Michel bei Sport1, dass Zalazar die Eintracht bei einem Rückkauf eine festgeschriebene Ablöse von 4 Mio Euro und anschließend ein Gehalt von 2,5 Mio Euro kosten würde.

Zu Beginn der Woche erschien in der WAZ (€) ein Interview mit Axel Hefer, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates des FC Schalke 04. Es ist das zweite Interview Hefers innerhalb drei Wochen, nach dem Interview in der Zeit.
Im aktuellen WAZ-Interview ging es vor allem um langfristige Ziele und um ein neues Führungsverständnis bei Schalke, in Abgrenzung zur Vergangenheit. Auf die Frage, warum es seiner Meinung nach auf Schalke keine »schillernde Persönlichkeit« mehr brauche, antwortete Hefer, dass die Zeit der Patriarchen »in allen Bereichen der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens« abliefe, dass man heute in Teams arbeite und dass das nun auch auf Schalke so gemacht werden würde. Emotionen seien in Fußballclubs dabei die »Herausforderungen«. Davon dürften sich Funktionäre nicht leiten lassen, der Verein müsse als »hochprofessionelles Unternehmen« geführt werden, und das gelänge am besten im Hintergrund. Auf die Frage, wer den aktuell für die »Marke Schalke 04« stünde, entgegnete Hefer, dass aus seiner Sicht schon in den letzten 20 Jahren immer eher Stadion und Zuschauer als Einzelpersonen gestanden hätten. Hefer bekräftigte außerdem dass man sich 2021 als langfristiges Ziel gesetzt habe, Schalke »über die nächsten fünf bis sieben Jahre zurück nach Europa führen« zu wollen.

Ansonsten erinnerten sich die Redaktionen an frühere Schalker mit Bezug zu Union Berlin. Die Recklinghäuser Zeitung (€) interviewte Oliver Ruhnert. Der frühere Chef der Schalker Knappenschmiede und heutige Manager von Union Berlin bemerkte zu Schalke 04, dass man sie nicht unterschätzen dürfe und dass er »sehr hoffe«, dass die Klasse gehalten werde, dass »noch nichts verloren« sei. Die WAZ (€) interviewte Helmut Schulte. Dieser hob zunächst hervor, dass ohne ihn Oliver Ruhnert nicht in Berlin wäre – der damalige Union Sportdirektor Schulte holte Ruhnert als Scout – und er ihn zuvor auch schon aus Inserlohn zu Schalke holte. Dass Christian Heidel als Sportvorstand des S04 die Zusammenarbeit mit Oliver Ruhnert beendete, sei eine Katastrophen-Entscheidung gewesen, so Schulte. Dass Schalke jemals wieder an Union vorbeiziehen könne, sieht Schulte nicht. Dazu müsse Union schon viele Fehler und Schalke fast alles richtig machen, was bei »einem Traditionsverein, wo es nun mal viele Störfaktoren gibt, extrem schwierig« sei.

Zwei Union-Spiele als Rahmen des Schalker Absturzes

Möglicherweise ist das so wie Helmut Schulte sagt, dass Unions Vorsprung in der Entwicklung gegenüber Schalke 04 unumkehrbar ist. Nachvollziehbar ist für mich jedenfalls der Vergleich. Der Aufschwung Unions erfuhr den letzten Schub in der Zeit, in der Schalke implodierte. Für mich markieren die beiden letzten live miterlebten Spiele gegen Union Berlin die komplette Absturzphase des S04.

Am 29. November 2019 spielte die Blauen auf Schalke gegen Union. Ein Freitagabend, der 13. Spieltag der Saison 2019/2020. Die Mannschaft von David Wagner gewann 2:1 und kletterte in der Tabelle auf Platz 3. Eine Woche zuvor gewann Schalke 2:1 in Bremen. Für mich war dieses Heimspiel gegen Union der letzte Stadionbesuch vor dem pandemiebedingten Ausschluss von Zuschauern. Für Schalke war das 2:1 in Bremen der bis heute letzte Auswärtssieg.

Rund tausend Tage später* war Union erneut auf Schalke und ich saß wieder im Stadion, als die Blauen am vierten Spieltag der aktuellen Saison mit 1:6 untergingen. Nach zwei Unentschieden gegen Gladbach und Wolfsburg war es dieses Spiel am vierten Spieltag, das Schalke in der Realität der aktuellen Saison aufschlagen ließ.

Natürlich liegen die Ursachen viel weiter zurück, wurden viel früher Fehler begangen, die zur heutigen schwierigen Situation auf Schalke führten. Die tatsächliche Absturzphase der Blauen wurde für mich aber durch die beiden letzten live miterlebten Spiele gegen Union Berlin markiert.

Alle in Berlin. Was darf man erwarten?

Bild: Stefanie Fiebrig, textilvergehen

Bislang stehen erst zwei Auswärtsspiele gegen Union Berlin in Schalkes Büchern, und beide fanden pandemiebedingt unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Beide endeten Unentschieden. Am Sonntag kommt Schalke erstmals mit Fans ins Stadion an der Alten Försterei, und nur so ist Schalke wirklich Schalke – wenn es eine fußballbezogene Lehre aus der Pandemie gibt, dann diese. Aber was mehr als gute Stimmung und eine tolle Auswärtsfahrt für die reiselustige Nation der Blauen darf man erwarten?

Union Berlin spielte gestern unentschieden bei Ajax Amsterdam und schlug letzten Samstag Leipzig, das für Schalke kürzlich noch ungefähr eine Liga zu stark war. Union hat bislang nach Bayern München die zweitwenigsten Gegentreffer kassiert, Schalke die wenigsten Tore geschossen. Was kann, was soll einem da irgendwie Mut machen, dass Schalke nicht erneut untergeht? Könnte die noch immer intakte Moral eine weitere Klatsche ertragen, kurz vor dem vielleicht »wichtigsten Spiel« gegen den VfB Stuttgart?

Und sonst auf Schalke?

Auch für Schalkes U19 geht nun endlich die Saison weiter. Am Sonntag um 11 Uhr spielt das Team von Norbert Elgert im Parkstadion gegen Fortuna Düsseldorf. Außerdem hat Schalke den Internet-Auftritt seiner Sportabteilungen abseits des Profifußballs und der Knappenschmiede neu aufgestellt. Auf der Webseite sind nun alle weiteren Disziplinen unter schalke04.de/sportabteilungen gebündelt dargestellt. Auch bei Instagram und Facebook gibt es nun eigene Accounts.

Noch wat?

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Der Eine oder die Andere mag ihn schon kennen, den Twitter-Account »SchalkeVor30Jahren«. Aus einem schier unfassbaren Fundus an Zeitungsartikeln aus der Historie des FC Schalke 04 begleitet dieser Account das aktuelle Tagesgeschehen dieses schillernden Fußballvereins, indem er die Geschehnisse von vor 30 Jahren spiegelt.

Immer wieder ist das »passend«, entsteht der Eindruck, dass es das »alles schon mal gab«. Immer wieder sind Storys von damals aber auch so skurril, dass man sie eigentlich als Parodie verorten müsste, bevor einem wieder klar wird, dass das alles so passierte. Auf diese kreative Art hilft dieser Account den Fans dabei, bei allem aktuellen Brimborium den Blick darauf zu schärfen, was Profifußball – und insbesondere der FC Schalke 04 – abseits des puren Sports eigentlich ist: Ganz großes Theater!

Nun hat RevierSport »SchalkeVor30Jahren« einen Beitrag gewidmet und ist der Frage nachgegangen, wer denn hinter diesem Account steckt.

*: exakt 1.002 Tage (29.11.2019 bis 27.08.2022)
Bild: Stefanie Fiebrig, textilvergehen

5 Comments

  • Wilfried Hahn sagt:

    Glück Auf Thorsten
    Immer wieder eine Freude deine Spieltagsvorschau zu lesen. Interessante Aspekte die absolut zutreffend sind. Weiterhin viel Erfolg mit deiner(eurer) Seite. Freue mich schon auf den Nachbericht. Hoffentlich mit positiven Aspekten für unseren S04.
    Glück Auf und liebe Grüße aus Bocholt

    Wilfried

  • Torsten sagt:

    Vielen Dank Wilfried!

  • Martin sagt:

    Hallo,
    eigentlich ist es schon das dritte Auswärtsspiel bei Union.
    Am 25.7.2009 gab es ein Freundschaftsspiel in der Alten Försterei, welches 2:1 für Union ausging.
    Liebe Grüße aus Berlin
    Martin

  • Manfred Zinkhoefer sagt:

    Glueckauf und Auswaertssieg
    Daumen drücken für unser Team.

  • Lucky sagt:

    Top, dass du wieder schreibst!

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