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Nach einem 0:0 in Gladbach bleibt Schalke 04 »in der Rückrunde ungeschlagen«, aber eben auch ohne Torerfolg, und kommt nicht recht voran. Defensiv und emotional ist der Verein voll dabei. Spielerisch noch nicht.

19. Spieltag: Bor. M’gladbach – S04 0:0

Die Zahlen

Am Ende zählen natürlich nur die Tore. Das 0:0 bedeutet einen Punkt für Schalke 04 und weiterhin den 18. Tabellenplatz nach nun 19 Spielen. Schalke hat nun 11 Punkte. Der Abstand zum 15. Tabellenplatz beträgt 8 Punkte. Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt nun 5 Punkte und viele Tore. Die sonstigen Zahlen zum Spiel stellen sich recht ausgeglichen dar. Bei der Anzahl der Abschlüsse lag Schalke knapp vorne (18 BMG : 19 S04), ebenso bei den Schüssen aufs Tor (on target, 4:5). Beim xG führte am Ende Gladbach (1,08:0,95). In Werten, die man im weitesten Sinn den Kategorien »Gegen den Ball & Einsatz« zuordnen kann, lag Schalke vorne: Gewonnene Zweikämpfe (55:68), Erfolgreiche Ballabnahmen (8:22). Gladbach lag hingegen bei der Anzahl der gespielten Pässe (462:389), bei der Quote der angekommenen Pässe (83%:78%) und im Ballbesitz (54%:46%) vorne.

Die Meinung

In der Schlussphase standen sich die Teams wie zwei taumelnde Boxer gegenüber. Beide bis an die Grenze verausgabt. Man hatte das Gefühl, dass beide noch fallen könnten, falls für einen letzten, unachtsamen Moment die Deckung nicht reichen oder nur ein Schlag wirklich sitzen würde. Am Ende blieben beide stehen, so wie Schalkes Fans; auch die, deren Ticket eigentlich einen Sitz vorsah.

Für neutrale Zuschauer und Taktikanalytiker war es wohl ein zähes Spiel. Mich riss es in der zweiten Hälfte mit. Ich litt mit jedem Fehlpass und hoffte bei jedem Ballgewinn, dass daraus nun noch der eine sauber ausgespielte Angriff entstehen würde, der dann doch bis zum Ende fehlte. Dass Schalke so lange noch die Chance auf den Sieg haben würde, darauf hätte ich in der Halbzeitpause kein Geld gesetzt.

Dass sich Schalkes Neuzugang Eder Balanta schon in der 6. Spielminute eine Gelbe Karte abholte, trug dazu bei, dass die erste Hälfte eindeutig an Gladbach ging. Balanta hielt sich fortan aus Zweikämpfen raus, was Schalkes Zentrum entsprechend schwächte. Statt im Mittelfeld Bälle zu gewinnen und in Umschaltsituationen zu kommen, lief Schalke vor allem hinterher und hatte im eigenen Spielaufbau Mühe, über Außen an den hoch pressenden Gladbachern vorbeizukommen. Immerhin war zu sehen, dass Schalke das Problem spielerisch lösen wollte, nicht ins »Hoch & Weit« verfiel.

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Dass nach der Pause das Übergewicht zunächst auf Schalkes Seite wechselte und die Partie am Ende zu einem offenen Schlagabtausch wurde, schrieb Gladbach-Trainer Daniel Farke nach Abpfiff dem spielerisch unsauberen Spiel seiner Mannschaft zu. Indirekt antwortend bemerkte Thomas Reis dazu, dass man immer nur so spielen könne, wie es der Gegner zuließe, um den Anteil seines Teams am Spielverlauf herauszuheben. Ich meine, dass beide Trainer da einen Punkt haben. Ich mag zusätzlich bemerken, dass eben auch Schalke dieses Spiel nicht gewann, weil die Blauen zu unsauber spielten. Das Handicap dabei ist, dass Schalkes Mannschaft in der bisherigen Saison noch nicht beweisen konnte, dass sie es deutlich besser kann.

Es war beeindruckend, wie sich die Blauen nach der Pause in dieses Spiel bissen! Mit welchem Aufwand und wie hoch sie pressten, wie sie das Spiel über den Großteil der Zeit in Gladbachs Hälfte verlagern konnten. Meine emotionalen Highlights waren Ballgewinne im Mittelfeld, die kurz nach einem missratenen Angriff sofort die nächste Gelegenheit zur Hoffnung schenkten. Es war toll zu sehen, dass Schalke 04, als immer noch abgeschlagener Tabellenletzter, bei den so heimstarken Gladbachern drauf und dran war, das Spiel zu gewinnen. Aber letztlich muss man sagen: Der gespielte Fußball war dazu nicht gut genug.

Dass Schalke auch in diesem Spiel wieder ohne Torerfolg blieb lag nicht an fehlendem Glück, und Gladbachs Torhüter Jonas Omlin musste auch keine Wundertaten vollbringen, die andere Bundesligatorhüter nicht hätten vollbringen können. Im Gegenteil hatte er zu leichtes Spiel mit den Abschlüssen der Blauen.
Ab 30 Meter vor dem Tor, in der Zone, in der Torchancen herausgespielt werden müssen, in der Fußball kreiert werden muss, agierte Schalke schlicht nicht gut genug. Zu selten kam der letzte Pass sauber an. Zu selten brachte man den Ball am letzten Verteidiger vorbei. Kaum mal konnte der Stoßstürmer auf den gefährlichen Quadratmetern vor dem Tor gezielt angespielt werden. Wenn Schalker nach Abpfiff meinten, der Ball müsse doch nur einfach mal reingehen, ist das eine zu arg verkürzte Darstellung.

Die Aussicht

… wird Spieltag um Spieltag nicht besser, weil Schalke Zeit verliert. Benny Grund, Gast in unserer ersten Podcast-Folge, schrieb gestern nach dem Spiel bei Twitter, dass ihn Schalke gerade an ein »Team in der frühere Findungsphase einer Saison« erinnere. Das bringt es auf den Punkt. Wäre das Spiel gestern der zweite und nicht der 19. Spieltag gewesen, hätte Schalke 04 diese Mannschaft mit diesem Trainer von Saisonbeginn an am Start gehabt: Die Chance auf den Klassenerhalt wäre reell gewesen. So war es nur eben nicht.

Aber hilft ja nix.
Weiterkucken.
Weiterhoffen.

6 Comments

  • EinfachDom sagt:

    Eine für mich sehr gut gelungene Analyse, die ich so unterschreiben würde! Auch wenn der Knoten nicht Platzt, die Chancen nicht genutzt werden. Ich habe schon lange nicht mehr soviel mitgefiebert wie die letzten 2 Spiele!

    Es macht mir unglaublich viel Spaß zu sehen was sich von Spiel zu Spiel verbessert!

    Aber die Ernüchterung kommt schnell wenn man über den möglichen Abstieg nachdenkt und hofft das dann nicht schon wieder einen Umbruch gibt!

  • Chris sagt:

    Ich habe das Spiel nur über den Audiostream der Sportschau-App verfolgen können. Da bekommt man vieles nicht mit, das mich bei Torstens Bericht jetzt etwas ernüchtert zurücklässt. Ich war eigentlich recht positiv gestimmt. Konnte bis zum Schluss hoffen und mitgehen. Dass die Null hinten steht ist ein Fortschritt. Und vorne muss sich mal ein Knoten lösen. Mein Tipp: Es wird Zalazar sein. Hoffentlich schon am Freitag.

  • joha sagt:

    Eigentlich müssen aus den nächsten vier Spielen 8-9 Punkte her. Schwer vorstellbar, aber nicht völlig unmöglich, wenn man an die „der-Knoten-platzt-und-dann-funktioniert-es“-These glaubt.

  • Alex sagt:

    Ein weiteres Lebenszeichen, meinetwegen auch ein Achtungserfolg. Am Radio klang es tatsächlich gut. Vor allem unser Anhang kam unglaublich laut rüber. Man wünscht sich so sehr, dass diese Begeisterung, diese Leidenschaft durch einen Treffer in letzter Minute belohnt werden. Aber am Ende wieder kein Sieg. So sehr ich mich freue, dass das Team lebt, so wenig kann ich noch an den Klassenerhalt glauben. Wie Du schon schreibst, wir sind nicht mehr am Anfang der Saison, der Abstand wird größer, die verbleibendem Möglichkeiten immer weniger. Rein statistisch wird es bald höchst unwahrscheinlich.

    Meine Rechnung: Da Bochum die nötigen Siege holt, spielen wir nur noch um Platz 16. Bleiben die anderen ähnlich schlecht, reichen vielleicht etwas über 30 Punkte. Nehmen wir Bayern und Leipzig raus (andere Liga), bleiben 13 Spiele. 7 Siege in 13 Spielen. Alles nicht unmöglich, aber eben wenig wahrscheinlich bei unserem Kader.

    Andererseits: in der Rückrunde sind wir noch ungeschlagen….

  • Lennard sagt:

    Ja da ist man wirklich hin und her gerissen zwischen „juhu die Mannschaft entwickelt sich“ und „alles zu spät ,wie sollen wir das noch schaffen ? Bei aller manchmal aufkommender Hoffnungslosigkeit bin ich doch froh dass wir den Kader jetzt zusammen haben und der Trainer tatsächlich einige Optionen hat. Das macht uns flexibler und nicht so einfach ausrechnenbar. Mögen wir gegen wob mindestens ein Tor machen – oder am besten gleich zwei. Mir tuts für die Mannschaft so leid weil Sie schon seit einer Weile alles gibt. Glück auf!

  • Torsten sagt:

    Joha schrieb:

    Eigentlich müssen aus den nächsten vier Spielen 8-9 Punkte her.

    Alex schrieb:

    Meine Rechnung: Da Bochum die nötigen Siege holt, spielen wir nur noch um Platz 16. Bleiben die anderen ähnlich schlecht, reichen vielleicht etwas über 30 Punkte. Nehmen wir Bayern und Leipzig raus (andere Liga), bleiben 13 Spiele. 7 Siege in 13 Spielen.

    Ich habe aufgehört, mir ein Ziel über einen Schnitt der letzten Jahre auszurechnen. Das macht mir zu schlechte Laune. Alle Punktesummen, die mit 3 beginnen, scheinen unerreichbar.

    Noch sind 15 Spiele zu spielen, und dabei muss Schalke sechs Punkte mehr als Stuttgart und 4 Punkte mehr als Hertha BSC holen. So formuliert scheint es mir nicht unmöglich, zumal Schalke noch gegen beide in GE antritt. Das würde die Blauen in die Relegation bringen, und dann ma’kucken.

    Aber klar, alles geht damit los, dass man überhaupt mal gewinnt …

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