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Schröder, Hefer, Knäbel, Knäbel und Knäbel: In den letzten Tagen gab es Interview um Interview, Aussage um Aussage zu Gegenwart und Zukunft des FC Schalke 04. Für die Freitag-Rubrik haben wir die Aussagen notiert. Hier nun kompakt nachzulesen.

Den Anfang machte Bernd Schröder, Schalkes Vorstandsvorsitzender. Er gab der WAZ ein Interview, das in der Printausgabe am Dienstagmorgen erschien und das Montagabend als WAZ+-Beitrag zu lesen war, das es dort nun aber nicht mehr gibt.

Bernd Schröder in der WAZ

In diesem Interview sagte er …

… dass gegen Köln klar geworden wäre, wie Thomas Reis den Schalker Fußball sähe. Dass der Trainer mit seiner Art und seiner Konsequenz zum Verein passe. Dass es die »klare Haltung des Vorstands« sei, auch im Falle eines Abstiegs an Thomas Reis festzuhalten.
… dass er zutiefst daran glaube, dass Schalke den Klassenerhalt schaffe. Dass »eine Wahrscheinlichkeit« bleibe, dass das gelänge. Dass der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen das Entscheidende sei, dass man gegen alle Mannschaften vor Schalke ja noch spiele.
… dass er geholt worden sei, weil es Professionalität und Nüchternheit auf der Geschäftsstelle brauche, in einem Umfeld großer Emotionalität, dass gleichwohl diese Emotionalität »das Pfund von Schalke« sei.
… dass »um die 140 Millionen an Finanzverbindlichkeiten« auf Schalke lasten würden. Dass das die Handlungsfähigkeit nicht einschränke. Dass aber eine »Leitplanke« sei, unabhängig der Ligazugehörigkeit die Lizenz zu bekommen. Dass man von den höheren Einnahmen nach dem Aufstieg einen Teil in die Rückzahlung von Verbindlichkeit stecken musste. Das sei beispielsweise ein Teil des Corona-Darlehns gewesen, und noch fällige Zahlungen an Spieler, die vor Jahren verpflichtet worden seien. Er bemerkte weiterhin, dass Schalke »allein im Jahr 2021 über 7 Millionen Euro an Zinsen« gezahlt habe. Schalke wolle und werde »nicht noch mehr Fremdkapital« aufnehmen. Man habe einen Fünfjahresplan gemacht, um »von unseren Verbindlichkeiten herunterzukommen«. Man müsse das aus eigener Kraft schaffen, denn es schenke einem niemand Geld, das er nicht wiederhaben wolle. Neues Fremdkapital würde die Zinslast wieder steigen lassen, was deshalb keinen Sinn ergäbe. Dass Clemens Tönnies über das Sponsoring »wirtschaftlich sehr stark eingebunden« sei, dass man aber auch von ihm kein weiteres Fremdkapital aufnehmen wolle.
… dass sich im Falle eines Abstiegs der besagte Plan »ein bisschen verschieben« würde. Dass es keinen so großen Umbruch bräuchte wie beim letzten Abstieg, da man nun einen Kader von Spielern habe, die auch Verträge für die 2. Liga hätten. Dass man Schalke aber »natürlich ein Stück weit neu denken« müsse, wenn der Verbleib in Liga 2 länger als eine Saison dauere, da Schalke »auf Top Drei bis Sechs ausgelegt« sei. Dazu führte er die Knappenschmiede, die Mitarbeiter und das Stadion an.
… dass »wir im Vorstand« bei Investitionen bis an die Grenzen ginge, dass aber das oberste Credo bleibe, dass man die Wirtschaftlichkeit des Vereins nicht aufs Spiel setze. Dass eine feste Verpflichtung Ko Itakuras finanziell möglich war, dass er dann aber die einzigen Verpflichtung gewesen wäre und man sich dafür entschied, den Kader »auf eine breite Basis« zu stellen.
… dass die TV-Gelder falsch verteilt seien. Dass Schalke nach Bayern und Dortmund die meisten Zuschauer locken würde, dass diese Spiele deshalb am wertvollsten seien.
… dass das Ziel sei, wieder zur Top Sechs zu gehören. Dass das »fünf Jahre dauern« könne, »oder zehn, vielleicht auch mehr, vielleicht weniger«, dass Schalke aber nicht klein denken könne.

Axel Hefer bei Zeit Online

Diestagmittag erschien dann bei Zeit Online (€) ein Interview mit Axel Hefer, Schalkes Aufsichtsratvorsitzenden. Darin sagte er …

… dass Schalke der emotionalste Club Deutschlands wäre und dass man gleichzeitig der am professionellsten geführte Club sein wolle. Dass Geld alleine nicht erfolgreich mache, sondern »professionelles und nachhaltiges Arbeiten«. Dass Schalke im »Bereich Daten« große Fortschritte gemacht und ein Team habe, das Daten der wichtigsten Ligen und ihrer Spieler auswerte. Dass es ihn nicht ärgern würde, wenn Rouven Schröder für Leipzig arbeiten würde, dass jeder tun müsse, was er für richtig hielte.
… das Schalkes heutiges, vergleichsweise niedriges Budget ein Ergebnis einer mangelhaften Kaderplanung vor dem Abstieg, der Rückzahlung von Verbindlichkeiten, der Kündigung von Gazprom und des Abstiegs selbst sei. Dass das Einlassen auf Gazprom ein Fehler gewesen sei, den ganz Deutschland begangen hätte, dass dahingehend heute alle schlauer seien.
… dass die TV-Gelder nicht gerecht verteilt würden. Dass die bisherige Logik, dass es immer interessanter sei, wenn Platz 1 gegen 2 spiele nicht mehr funktioniere. Dass Schalke selbst in der Zweiten Liga von mehr Zuschauern gesehen würde als mancher Erstligist und dass Traditionsvereine wie Schalke deshalb unpopuläre Vereine subventionieren würde. Schalke trage die Kosten einer »großen Struktur«, die auf viele Millionen Fans und 170.000 Mitglieder ausgelegt sei und habe großen medialen Druck. Man bekomme die Vorteile aber nicht, die würden von anderen abgeschöpft werden. Dabei habe die Bundesliga ohne Traditionsclubs keine Zukunft.
… dass Schalke »rund 140 Millionen Euro Finanzverbindlichkeiten« habe, dass Schalke aber schon dann »solide finanziert« sei, wenn daraus in den kommenden Jahren etwas weniger als 100 Millionen werden würden. Dass Schalke in der ersten Bundesliga pro Jahr etwa 10 Millionen Euro tilgen würde. Dass man nicht vorhabe und dass es auch nicht sinnvoll sei, in fünf Jahren schuldenfrei zu sein. Dass Clemens Tönnies »Teil unserer Vergangenheit, nicht unserer Zukunft« wäre.
… dass er »ein Befürworter von 100 plus null« sei, bei dem der Verein komplett seinen Mitgliedern gehört. Dass es auf Schalke in den letzten Jahren eine Entfremdung gegeben habe. Dass sich viele Fans nicht mehr mit dem Verein identifizieren konnten. Dass das besser geworden sei. Dass Schalke 04 als »größter Verein im größten Ballungsraum der Europäischen Union« eine Verantwortung habe. Dass es kein Problem wäre, einen Investor zu finden. Dass Schalke aber eine Gemeinschaft sei und es darum ginge, durch den Fußball Menschen zusammenzubringen, dass man gegenüber diesen Menschen eine Verantwortung habe. Dass Schalke mehr Bindung und Verantwortung für die Region habe als jeder andere Verein und sich deshalb auch »dramatisch« von Borussia Dortmund unterscheide.
… dass es ein Fünfjahresziel wäre, eine stabile Position in der ersten Liga zu haben. Dass man sich zum Ziel gesetzt habe, eine Mannschaft zu formen, die sich langfristig wieder für europäische Wettbewerbe qualifiziere. Dass das natürlich weit weg sei, dass es aber langfristige Ziele und Strategien brauche.

Der letzte Transfer

Und dann war da natürlich noch das Ende des Wintertransferfensters, der Deadline Day, an dem Schalke noch Eder Balanta verpflichtete. Balanta ist ein defensiver Mittelfeldspieler, 29 Jahre alt, Kolumbianer. Er spielte zuletzt für den FC Brügge und wurde bis Saisonende ausgeliehen. Mehrere Medienportale berichteten, dass Schalke keine Kaufoption habe. Bild schrieb, dass Schalke keine Leihgebühr zahlen müsse.

Peter Knäbel zur Transferphase und zur Situation

Gleich am nächsten Tag stand ein Medientermin für Peter Knäbel an, Schalkes Vorstand Sport. Dabei lieferte er Aussagen, die den Medienportalen Grundlage für Beiträge für die restlichen Tage der Woche waren (bspw. kicker, WAZ+). Entsprechend ähnelten sich die Beiträge natürlich. Dass Peter Knäbel eingeräumt habe, dass bei der Kaderplanung im Sommer natürlich nicht alles richtig gemacht worden sei. Dass man nun Korrekturen vorgenommen habe. Dass man nun wettbewerbsfähig sei. Dass er von Mannschaft und Trainer erwarte, dass sie sich noch weiter steigern würden.
Außerdem wurde thematisiert, dass Schalke noch Unterstützung im Bereich der Kaderplanung suche (kicker, WAZ+) und Peter Knäbel wurde mit der Aussage zitiert, dass er sich selbst nicht in der Rolle des Sportdirektors sähe, dass er sich wieder auf seine Aufgabe als Vorstand konzentrieren wolle. Knäbel sähe das Duo Grotus/Hechelmann weiterhin in der Kaderplanung. Gleichwohl brauche man noch »zusätzliche Manpower«. Ob man für die dann geplante Dreiergruppe »Grotus/Hechelmann und Mr. X« einen Kopf, also einen Sportdirektor nach Art Rouven Schröders, oder einen zuarbeitenden Mitarbeiter suche, blieb offen.

Gestern Abend erschien dann in der Welt noch ein weiterer Text zu Peter Knäbel. Darin wird vor allem thematisiert, dass auch Peter Knäbel selbst im Falle eines Abstiegs an Trainer Thomas Reis festhalten wolle. Er kommuniziert somit passend zu der Aussage Bernd Schröders, siehe oben. Thomas Reis sei eine »Schlüsselfigur«. Schalkes Zukunft hänge mit ihm zusammen.

Angemerkt

Schalke-Zitate sind eine Welt für sich. Unvergessen Clemens Tönnies‘ Spruch, dass Schalke ein Verein sei, zu dem viele wollen. Unvergessen auch Josef Schnusenbergs Aussage, dass Schalke in Geld schwimmen und einer der reichsten Clubs der Welt sein würde, wenn erst 2015 die letzte Rate der Arena abbezahlt sei.

Wie sich die heutigen Aussagen in 10 Jahren anfühlen werde, bleibt abzuwarten. Bemerkt werde kann, dass die Protagonisten auf einer Linie kommunizieren. Bemerkt werden kann auch, dass nun von 140 Millionen Euro Verbindlichkeiten die Rede ist. Im letzten Konzernzwischenbericht wurden noch 180 Millionen Euro Verbindlichkeiten ausgewiesen.

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Angemerkt sei außerdem, dass noch weitere Knäbel-Aussagen dazukommen werden. In der Reihe »Tacheles« wird es heute ein vom Verein selbst durchgeführtes Interview mit dem Vorstand Sport geben. Das Interessante daran: Über Social Media-Kanäle wurden Fans aufgefordert, Fragen einzureichen. Alleine bei Twitter finden sich unter dem Aufruf einige angenehm sachliche und gleichzeitig direkte Fragen.
Auf der Webseite des FC Schalke 04 findet man bislang drei »Tacheles«-Interviews. Das erste stammt aus September letzten Jahres, die beiden weiteren aus November. Die ersten beiden Folgen sind nur im »Vereinsheim« zu sehen. Die letzte ist öffentlich abzurufen.

Abschließend mag ich noch anmerken, dass Journalist Robin Haack bezüglich der Balanta-Leihe für die WAZ (€) schrieb, Schalke hätte im zentralen Mittelfeld noch Bedarf gesehen, weil Alex Kral gerade erst sein Comback gegeben hätte und Niklas Tauer weiter verletzt ausfalle. Auch Bild berichtete, dass »die schwere Muskelverletzung von Tauer« der Hintergrund zur Entscheidung für Balanta gewesen sei, dass Tauer »erst in zwei bis drei Wochen zurückzuerwarten« wäre. Ein paar Stunden später, beim nächsten Training, stand Tauer dann wieder auf dem Platz. Letztlich war es wohl so, dass die Entscheider auf Schalke im Abstiegskampf gerne noch einen erfahreneren Spieler fürs defensive Mittelfeld haben wollten, als auf das Einschlagen des vergleichsweise unerprobten Niklas Tauer zu vertrauen.

Und sonst auf Schalke?

Klar, die Blauen in Gladbach. Die Pressekonferenz dazu, mit Trainer Thomas Reis, kann im YouTube-Kanal des Vereins nachgesehen werden. Auch für Schalkes U23 geht die Saison weiter. In der Regionalliga West steht der 21. Spieltag an, und das Team von Trainer Jakob Fimpel muss gegen den SV Rödinghausen antreten. Das Spiel findet morgen (Samstag, 04.02.2023) im Parkstadion statt, Anstoß ist um 14 Uhr. Der Rückrundenstart wurde vergangene Woche von Stefan Bunse in einem Beitrag für RevierSport thematisiert.

Bild: Nick Morrisson

4 Comments

  • Lukas sagt:

    Hi Torsten,

    danke fürs zusammenfassen der PayWall Artikel. Meine Frage wäre, ob man in der datenbasierten Kaderplanung auf ein Produkt am Markt zurückgreift oder Rohdaten bezieht und selbst auswertet.
    Plus was ggf. in dieser Richtung an mancher Stelleim Sommer falsch lief.

    Viele Grüße!

  • Detlef sagt:

    Bezugnehmend auf einen Twitter Post mit Inhalt „S04 solle Tönnies zurückholen“.

    In welcher Funktion? AR kann er doch werden, er muss sich dafür zur Wahl stellen und vom zuständigen Ausschuss zugelassen werden.
    Allerdings ist der AR nicht das ausführende Organ ( nicht mehr ).

    Als Sponsor? Ist er schon. Er könnte, wenn er wollte sein Sponsoring erhöhen.

    Als „Berater“? Clemens Tönnies und seine Buddies haben den S04 dahin gebracht wo er ist. Warum sollte seine Expertise jetzt irgendwie weiterhelfen?
    Nach seinem Abgang hat sich der Verein neu aufgestellt und hat die, aus meiner Sicht, dramatische Situation gut gemeistert.

    Persönlich müsste ich, bei einer Rückkehr von Clemens Tönnies in eine verantwortliche Position beim FC Schalke 04, stark drüber nachdenken, was das für mich bedeuten würde.
    Vereinsmitgliedschaft. Dauerkarte etc pp

  • Jens sagt:

    Ich bin von Berufswegen ja große (größere) Zahlen gewohnt, aber ich beneide wirklich niemanden der/die auf Schalke im Bereich Finanzen arbeitet (arbeiten muss?)…obwohl es heißt ja „man wächst mit seinen Aufgaben“…:-) Clemens allerdings möchte ich nur noch in Rheda-Wiedenbrück treffen…

  • Oskar Zirngiebel sagt:

    Zum Thema „Finanzverbindlichkeiten“.
    Wie kann es eigentlich sein, dass ein „Verein“ wie der FC Augsburg seit Jahren über seine Verhältnisse zu leben scheint, wenn man sich die Transfersalden einmal ansieht? Oben stehen dort nur die Großen, die Größenwahnsinnigen und die Investorenklubs. Bei den Verbindlichkeiten steht der FCA aber wohl „ganz gut“ da.
    Verein Ausgaben Einnahmen Saldo
    1 FC Bayern München 885 Mio. € 475 Mio. € -410 Mio. €
    2 VfL Wolfsburg 549 Mio. € 358 Mio. € -190 Mio. €
    3 Dosen 589Mio. € 411 Mio. € -178 Mio. €
    4 Borussia M’gladbach 298 Mio. € 236 Mio. € -61 Mio. €
    ———————————————————————————-
    5 FC Augsburg 159 Mio. € 105 Mio. € -53 Mio. €
    ———————————————————————————
    6 Hertha BSC 239 Mio. € 185 Mio. € -53 Mio. €
    7 Hamburger SV 177 Mio. € 139 Mio. € -38 Mio. €
    8 Bayer 04 Leverkusen 503 Mio. € 468 Mio. € -35 Mio. €
    (Bilanz nach von 2012/2013 bis 2022/2023 aus Transfermarkt.de gerundet)

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