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Der vierte Freitag des Jahres ist der Freitag vor dem Rückrundenauftakt und der letzte Freitag vor der Schließung des Transferfensters. Gedanken über Schalkes Zukunft allenthalben. Hier nun der Blick auf einen Teil davon.

Die Themen der Woche: Die geliehenen Neuen …

Nachdem Tim Skarke zunächst Schalkes »erster Neuer für Reis« und dann nicht mal »Schalkes letzter Neuer für Reis« werden sollte, wurde er nun schlicht »einer für Reis«, auch wenn man ob des Hallos »DER neue für Reis« zu formulieren versucht ist. Dass Tim Skarke zunächst bis Saisonsende ausgeliehen ist, schrieb Schalke 04 selbst in der Wechselbekanntgabe auf der Webseite. Medien berichteten übereinstimmend, dass der Verein darüber hinaus eine Kaufoption hätte, die auch bei einem Abstieg gezogen werden könne.

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Gestern stellte Schalke außerdem mit Moritz Jenz einen weiteren Neuzugang für die Innenverteidigerposition vor. Auch er sei zunächst ausgeliehen, bei Klassenerhalt greife aber eine Kaufpflicht, berichteten Patrick Berger/Sport1 und Bild (€). Diese läge laut Bild bei rund 4 Mio Euro.

Nachdem Schalke »immer nur leihe« kam in Social Media Kritik von Fans an dieser Vorgehensweise des Vereins auf. Tatsächlich sind alle Winterneuzugänge zunächst nur auf Leihbasis zu Schalke 04 gewechselt. Auch Michael Frey, für den sich Schalke ebenfalls eine Kaufoption sicherte, die laut kicker ligaübergreifend gelte. Schalkes erster Neuzugang dieser Transferperiode, der aktuell verletzte Niklas Tauer, ist für anderthalb Jahre an Schalke ausgeliehen. In seinem Fall gibt es keine Kaufoption, wie Mainz 05 bekannt gab.

Unter der Woche hatte Schalke sein nächstes Bundesligaspiel verloren. Natürlich war die 1:6 Abfertigung gegen RasenBallsport Leipzig ein Thema der Woche. Gleichzeitig forcierte diese Niederlage – und wohl auch der Umstand, dass es das letzte Spiel der Hinrunde war – Diskussionen über den generellen Weg des FC Schalke 04. Bild und die Süddeutsche Zeitung widmeten sich diesem Thema. Beide auf ihre Art.

… und das große Ganze

In Bild (€) wurden Schuldige gesucht. Bewertet wurde in Dynamit-Stangen. Je mehr Schuld Autor Max Backhaus einem Protagonisten zusprach, desto mehr Stangen wurden vergeben. Für besonders schuldig erachtet Backhaus Schalkes Ex-Sportdirektor Rouven Schröder. Ihm sei alles misslungen. Ihm wurden neun Stangen attestiert. Peter Knäbel bekam sechs. Sein Fehler wäre vor allem gewesen, dass er Schröder freie Hand gelassen hätte. Christina Rühl-Hamers bekam ebenfalls sechs (»Schalke hätte größeres Risiko gehen müssen«), Vorstandschef Bernd Schröder hingegen acht (könne nach außen keine Strategie vermitteln und habe noch nicht »DEN« großen Sponsoren-Deal an Land gezogen). Für schuldig hält Bild/Backhaus außerdem Frank Kramer (acht Stangen, »verlor die Mannschaft schon im Trainingslager« ) und den Aufsichtsratsvorsitzenden Axel Hefer (sieben Stangen, er stehe »Kohle von Tönnies und Kohle durch Ausgliederung« im Weg). Der Mannschaft wurden fünf Stangen attestiert. Backhaus‘ Fazit: Einen Hauptverantwortlichen gäbe es nicht, man ginge »Hand in Hand dem Abstieg entgegen«.

In der Süddeutschen Zeitung (€) kommentiert Philipp Selldorf auch das große Ganze. Nach dem direkten Wiederaufstieg habe Schalke die Chance zum Neuanfang und zur Konsolidierung in der ersten Liga bekommen, auf den die Führung des Clubs aber nicht mit dem »Mut der Entschlossenheit« reagiert hätte, sondern mit dem »Rotstift des Controllings«. Der hätte auf Schalke zwei Farbschattierungen, er sei einerseits ein Instrument der Vernunft, »noch mehr aber Ausdruck kreativer Ohnmacht«. Selldorf sagt voraus, dass sich Schalke auch im kommenden Sommer nicht daran machen könne, eine dauerhaft bestehende Mannschaft aufzubauen, dass auch der nächste Sportchef wieder »leihen und leasen« müsse. Daher, so folgert er, werde Schalke auf Dauer nicht umhinkommen, die Rechtform zu wechseln und Anteile des Clubs zu veräußern. Der dafür notwendige Prozess hätte aber noch nicht mal begonnen, da »Aktivisten in der Anhängerschaft« dagegen seien und »in den maßgebenden Gremien Gehör« hätten. Bis also die Mitglieder über eine andere Rechtsform entscheiden könnten, könnte es zu spät sein, so Selldorf. Wenn aber Schalke »Not und Schulden weiterhin von einer Spielzeit in die nächste« trage, drohe seiner Ansicht nach entweder die Insolvenz oder der Absturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit.

Angemerkt

Kommentare und Diskussionen richten sich nach dem aktuellen Geschehen, und gerade im Fußball ist die Halbwertzeit für Stimmungen kurz. Am Ende orientieren sich alle Reaktionen an Ergebnissen. Dass die Aufstiegshelden nach einer halben Spielzeit, die nur neun Punkte brachte, nun »weggeböllert« werden, ist der übliche Stil des Boulevards. Dass einige Fans das richtig finden: Schalker sind viele. Und viele träumen sich auch gerne in die Champions League-Jahre zurück, die es auf Schalke nur deshalb über längeren Zeitraum gab, weil auf drohenden Misserfolg immer wieder mit panikartigen Investitionen reagiert und der Schuldenabbau hintenangestellt wurde.

Gefühlt zum ersten Mal in der langen Geschichte des FC Schalke 04 versuchen die Blauen nun, tatsächlich nur das Geld auszugeben, was sie auch einnehmen. Das ist schwierig, im Tun für die Protagonisten und auch im Fühlen für Fans, ein heftiger Bruch, war man doch immer auch so gerne groß. Diese wirtschaftliche Vernunft ist sogar schwierig zu kritisieren, das zeigt auch der Kommentar Phillipp Selldorfs, wenn sich der sonst so klar schreibende Journalist mit schwammigen Forderungen nach dem »Mut der Entschlossenheit« behilft, und am Ende »Aktivisten« ausmacht wie sonst Bild »Ultras«, um doch noch jemandem Schuld zuweisen zu können.

Und doch muss sich was ändern, im sportlichen Bereich, auf Schalke. Dahingehend bin ich bei Selldorf. Schalke kann nicht jedes Jahr den Kern des Kaders austauschen und stets bei Null beginnen. Schalke muss anfangen, eine Mannschaft aufzubauen. Peter Knäbel spricht selbst gern von dem Ziel, den Kaderwert zu erhöhen. Das funktioniert nur, wenn einem der Kader auch gehört. Spieler mit Kaufoption zu leihen ist dann sinnvoll, wenn man sich die Kaufoption auch leisten kann und die Spieler bereit sind, bei Schalke zu bleiben; auch im Fall eines Abstiegs. Im Fall Itakura wurde falsch geplant, heute weiß man das. Ob Schalke das nun besser macht, wissen wir heute noch nicht.

Ma’kucken.

Und sonst so, auf Schalke?

Wie schon erwähnt findet am Samstag ein öffentliches Training (ab 15:30 Uhr) und die Einweihung des restaurierten Flutlichtmastes (ab ca. 17:30 Uhr) statt – »auch, um vor Rückrundenstart nochmal ein unterstützendes Signal an die Mannschaft zu senden«, wie auf der Vereins-Webseite zu lesen ist.

Für den gleichen Abend, ab 19 Uhr, lädt die Schalker Fan-Initiative außerdem zur Vorführung des Films »Liza ruft!« im Wohnzimmer GE ein. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Christian Carlsen statt, dem Regisseur und Produzenten des Films. »Liza ruft!« ist ein politischer Dokumentarfilm über den Holocaust – mehr Infos zum Film gibt es hier. Da im Wohnzimmer nur 45 Plätze zur Verfügung stehen, ist eine verbindlichen vorherige Anmeldung unbedingt notwendig.

Bild: IMAGO

4 Comments

  • Detlef sagt:

    Immer wieder interessant, dass nur Geld dem S04 helfen kann. Und das bekommt man entweder durch Ausgliederung, oder eben von Tönnies.
    Letzteres halte ich für 99,04 % für unwahrscheinlich. Auch eine Ausgliederung dürfte bei den Mitgliedern eher schwierig durchzusetzen sein.
    Selbst wenn es in diese Richtung gehen sollte, wie lange dauert so etwas? Jahre – Mehrzahl. Hilft das jetzt? Nein.

    Ich selbst halte den Weg sich mit Leihspielern über Wasser halten zu wollen, auch nicht unbedingt für den Königsblauen Weg.
    Aber ein Heilmittel habe ich natürlich nicht.

  • Alex sagt:

    Die Kritik aus den Medien sollten alle Verantwortlichen schnell vergessen, und wir auch. Egal, welche Enscheidungen getroffen werden – sobald das Team verliert, war alles falsch. Quatsch!

    Genau wie scheinbar auch Du, Torsten, respektiere ich den Kurs, endlich keine neuen Schulden mehr zu machen. Und dann ist das Leihmodell derzeit wohl der einzige Weg, überhaupt neue Spieler in den Kader zu bekommen. Und so eine Probezeit mit anschließender Kaufoption ist doch eigentlich ganz prima. Aber genau, wie Du sagst: Nur, wenn man sich den Kauf auch leisten kann. Jede Saison den Kader neu zusammenstellen und hoffen, dass man lauter Glücksgriffe getätigt hat, klappt ja offensichtlich nicht. Umso weniger, als man ja selbst im Leihmodell nur Spieler bekommt, die woanders nicht mehr erwünscht sind.

    Nachdem die Sommerzugänge bisher nicht wie gehofft spielen, sind wir nun darauf angewiesen, dass die Neuen aus dem Winter die Qualität erhöhen, und schnelle Erfolge zu einem Stimmungsumschwung führen. Ein negativer Trend lässt sich irgendwann nicht mehr stoppen. Und für einen finanzielle Genesung des Vereins müssen wir wohl in Liga 1 dabei bleiben. Ein (überraschender) Sieg gegen Köln wäre ein Anfang.

  • Torsten sagt:

    @HThueer schrieb bei Twitter:

    Pardon, aber hat Philipp Selldorf nicht recht? Wenn man eine neue Rechtsform als Ausweg aus dem rigiden Sparzwang, der die sportliche Kreativität erstickt, ablehnt, wüsste ich gerne die Alternative. Was derzeit passiert, kann es doch nicht wirklich sein. So stürzt Schalke ab.

    Mir ging es in dem Selldorf-Text eigentlich weniger um die Frage nach dem Ja oder Nein einer Rechtsformänderung. Ich finde den Text bemerkenswert unklar und am Ende leider sogar populistisch.

    Unklar ist er vor allem in der Kritik an dem, was bislang passiert ist. Eigentlich will er nicht kritisieren, dass Schalke nur das Geld ausgibt, dass es hat. Deshalb der Dreh mit den zwei »Schattierungen«, die eine der »Vernunft«. Gleichzeitig schreibt er aber verklausuliert, dass Schalke doch mehr hätte ausgeben sollen. Nix für ungut, gerade Philipp Selldorf hat bei mir echt viele Steine im Brett, so viele tolle Texte, die ich gerne las, aber das ist doch Kokolores. Da habe »der Mut der Entschlossenheit« gefehlt? Das ist wie das »Wir woll’n Euch kämpfen sehen« von Fußballfans.

    Populistisch ist er, wenn er so tut, als würde eine Minderheit heimlich agieren – die »Aktivisten« – und die große Mitgliedschaft knebeln. Das erinnert sehr an die Bild, bei der alles, was sie nicht verstehen oder falsch finden »Ultras« zugeschoben wird. Tatsächlich sehe ich keine Mehrheit unter den Mitgliedern des FC Schalke 04 für eine Rechtsreformänderung. Die letzten Mitgliederversammlungen – auch noch die zu Tönnies-Zeiten – zeigten meines Erachtens regelmäßig eine Stimmung dagegen, und zwar in ziemlicher Breite würde ich meinen. Schalke hat genau das über Jahre stets hochgehalten.

  • Carlito1904 sagt:

    Bin da voll bei dir, Torsten! Und außerdem soll mi dann erst einmal der ganzen schlauen Leute, die immer wieder eine Ausgliederung fordern erklären, wie uns das dann weiterhelfen soll, wenn die Kohle im Zweifel doch nur wieder planlos für den kurzfristigen Erfolg rausgeballert wird, wie es rückblickend betrachtet unter Herrn Tönnies anscheinend jahrelang praktiziert worden ist.

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