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Der Blick auf die Woche und die Anmerkungen zum Freitag: In einem neuen Textformat gibt’s an dieser Stelle fortan wöchentlich den Rundumblick. Was hat Medien und Fans in den vergangenen Tagen beschäftigt? Was gibt’s dazu möglicherweise anzumerken? Wie geht’s in den nächsten Tagen weiter auf Schalke oder rund ums Berger Feld? Also starten wir mit dem ersten Freitag-Beitrag am zweiten Freitag des Jahres und den Themen der Woche.

Die Themen der Woche: Weiterhin Skarke, plötzlich Mollet, Drexler und das Knäbel-Interview

Ob Tim Skarke Schalkes »1. Neuer für Reis« werde, fragte Bild schon am 2. Dezember. Heute ist fraglich, ob er wenigstens Schalkes letzter Neuer für Reis wird. In der Berliner BZ wird Union-Trainer Urs Fischer mit der Aussage zitiert, er sei froh, dass Tim da wäre. René Preuß leitet für die Recklinghäuser Zeitung daraus ab, dass Union Skarke nicht ziehen lassen wolle, und führt gleichzeitig an, dass Schalke »eine B-Variante kurz vor einem Abschluss« habe. Bild schreibt hingegen, auf Schalke gingen Peter Knäbel und Thomas Reis weiterhin davon aus, dass Skarke »nächste Woche endlich die Freigabe von Union Berlin« erhalte.

Im besagten Bild-Text geht es allerdings vor allem um Florent Mollet. Gestern Nachmittag berichtete die WAZ(€), dass Schalke ein Angebot für Mollet vom FC Nantes vorliegen habe. Abends führte Bild dann aus, dass sich Nantes bereits mit Mollet einig wäre, es nun um die Ablöse ginge und Peter Knäbel 1 Mio. Euro wolle, nachdem Schalke vor einem halben Jahr 500.000 Euro für Mollet zahlte. Trainer Thomas Reis habe dem Transfer zugestimmt, er sähe die Position hinter der Spitze mit Dominick Drexler und zukünftig Rodrigo Zalazar ausreichend gut besetzt.

Das würde allerdings schnell wieder zu einer offensivere Ausrichtung des Spiels von Dominick Drexler führen müssen, nachdem gerade noch ausprobiert wurde, mit einem deutlich tiefer agierenden Drexler mehr Ball- und Passsicherheit in den Spielaufbau zu bekommen. Dass Drexler gegen Nürnberg »auf der Sechs« eingesetzt wurde, führte in WAZ und kicker zu ausführliche Texten. Die WAZ(€) stellte dabei vor allem Trainer Reis‘ Aussagen zu Drexler dar, der diesen Test auf Alex Krals Ausfall bezog und der Drexler weniger als Spieler für die Außenposition sieht, als noch Vorgänger Frank Kramer. Toni Lieto titelt für kicker gar »Sechser Drexler: Topscorer spielt jetzt vor der Abwehr«, glaubt aber selbst, dass das keine Dauerlösung sein könne, da Drexlers Qualitäten weiter vorne gebraucht würden. »Ohne Drexler in seinem Radius« sei Stürmer Simon Terodde »in dieser Schalker Elf bisweilen aufgeschmissen«.

In einer vereinseigenen Produktion für Schalke TV (Vereinsheim) hat Sportvorstand Peter Knäbel in einer Interview-Situation seine Statements zur Lage veröffentlicht. Diese waren rundum positiv. Bemerkenswert war dabei vor allen die Antwort auf die Frage, ob er sich gewünscht habe, dass die Kaderplanung zu diesem Zeitpunkt (Ende des Trainingslagers in Belek) »einen Schritt weiter« gewesen wäre. Er habe sich vor allem nicht gewünscht, dass man auf Grund der Verletzung Polters eine Position nochmal »neu denken« müsse, sagte Knäbel. Anschließend verwies er darauf, dass man »schon fünf Personalentscheidungen getroffen« habe, obwohl die Transferperiode »noch nicht mal zur Hälfte« vorbei wäre. Besser ginge immer, sagte Knäbel, es hätte aber nicht an Schalke gelegen, es läge am Markt und an Schalkes schwieriger Situation. Er sei insgesamt sehr zufrieden.

Angemerkt

Dass Tim Skarke ein Wunschspieler des Vereins und Trainer Thomas Reis‘ ist, dass man diesen Spieler will, wurde vereinsseitig längst bestätigt. Abgesehen von Skarke – und von wilden Gerüchten – geht es auch in dieser Woche in den Medien nur um Schalker Namen. Wer »die B-Lösung« sein könnte, für den Fall dass der Skarke-Wechsel endgültig unter den Tisch fällt, über welche Spieler Schalke sonst noch nachdenkt, darüber ist nichts bekannt. Schalke hält weiterhin dicht. Das ist gut. Dass manch Fan daraus ableitet, Schalke würde nichts tun, ist eben falsch abgeleitet.

Gleichzeitig ist Peter Knäbel aktuell aber eben nicht nur ein die Strategie vorgebender Vorstand. Seit Rouven Schröders Rücktritt ist es auch an ihm, die Lage auf Schalke zu kommunizieren, den Ton vorzugeben, der im Verein herrscht. Den Ton, auf den sich bestenfalls ganz Schalke einsingt, um gemeinsam dem Ziel Klassenerhalt entgegenzustreben.

Schalke 04 hat nach 15 Spieltagen fünf Punkte und 10 Tore Rückstand auf den Relegationsplatz. Über weite Strecken der bisherigen Saison wirkte der Kader mit den Anforderungen der Bundesliga überfordert. Mit dem Trainerwechsel zu Thomas Reis wurde neuer Mut, neue Hoffnung entfacht. Dass im Winter der Kader verstärkt werden müsste, schien allen klar zu sein. Thomas Reis hat selbst nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich mehr Tempo für die Offensive wünscht.
Seit dem letzten Pflichtspiel sind zwei Monate vergangen. In acht Tagen steht das Spiel gegen Champions League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt an. Neuzugang Niklas Tauer hat noch ein paar Spielminuten weniger Bundesligaerfahrung als der abgegebene Florian Flick. Verstärkt wurde der Kader mit dem Linksverteidiger Jere Uronen und mit Soichiro Kozuki, aus der zweiten Mannschaft, der vor kurzem noch in der Mittelrheinliga spielte.

Peter Knäbel mag es für seine Aufgabe halten, optimistisch zu sein und die positiven Dinge zu benennen. Dass das Trainingslager toll war, klar – alle Trainingslager aller Bundesligisten waren seit 20 Jahren immer stets die tollsten. Aber dieser glückliche Grundton, der sich durch das komplette Interview zieht, passt meines Erachtens überhaupt nicht zu der aktuellen Situation, in der sich Schalke gerade befindet. Die Darstellung, dass alles nach Plan laufe, dass Schalke alles richtig mache und die Arbeit in der sportlichen Leitung so gut sei, passt nicht zu dem, was »hinten rauskommt«, was für Fans nachvollziehbar und ersichtlich ist. Schalkes Kader kommt bislang nicht verstärkt daher. Schalke fehlen weiterhin passende Spieler für Thomas Reis‘ Fußball. Der Kader bleibt auf Kante genäht und wird Schwierigkeiten haben, verletzte Spieler zu ersetzen. Niemand, der es mit den Blauen hält, kann ernsthaft mit dieser Situation zufrieden sein.

Am Wochenende

… folgt nun das letzte Testspiel, gegen Werder Bremen. Ein abschließendes Spiel gegen einen anderen Bundesligisten vor großem Haus stand in den letzten Jahren selten auf dem Programm. Nun steht die Gelegenheit, sich vor dem nächsten Pflichtspiel gegen einen starken Gegner zu testen, der Gefahr gegenüber, mit einer weiteren Testspielniederlage ohne jegliche Erfolgserlebnisse aus der langen Winterpause zu kommen. Aber vielleicht ist das auch zu negativ gedacht. Vielleicht sollte man, sollte ich bewusst auf die Chancen statt auf die Gefahren schauen. So wie Schalke tickt, kann ein gutes Spiel der Blauen gegen die Grünen die Hoffnung aus den »Reis-Spielen« im November gleich wieder auflodern lassen! Für 20 Euro pro Sitzplatz oder 10 Euro für den Steher kann man übrigens live dabei sein. Ma’kucken.

Bild: IMAGO

8 Comments

  • Volker sagt:

    Können wir uns darauf einigen, dass bis heute Veränderungen, aber bestimmt keine Verstärkungen vorgenommen wurden. Uronen, ein Ergänzungsspieler in Brest muss erst Mal beweisen, dass er Bundesliga kann.

  • Carlito1904 sagt:

    Gute Einordnung der letzten Woche und des ganzen drum und drans.

    Gefühlt – oder eigentlich auch real – sind Wintertransferfenster doch immer kacke, oder? Denn welche Spieler bekommt man denn, die gut performed haben, im Winter? In der Regel sind es doch Bankdrücker und/oder unzufriedene Spieler von Vereinen, die wiederum auch nur auf Augenhöhe oder maximal leicht besser sind. Oder Stammspieler von Vereinen, die eine oder 2 Ligen unter uns spielen. Und selbst die werden in der Regel nur abgegeben, wenn die abgebenden Vereine nicht noch im Meisterschaftsrennen sind oder nicht noch gegen den Abstieg kämpfen, sondern in der Regel nur, wenn sie im Niemandsland rumdümpeln.

    Dazu dann noch unsere leeren Schatullen. Ich möchte auch echt nicht in der Haut unserer Verantwortlichen stecken.

    Hauptproblem ist doch aber mal wieder, wie eigentlich mindestens die letzten 10, wenn nicht sogar 15-20 Jahre, dass wir mal wieder den x-ten Trainerwechsel in kürzester Zeit haben. Und die vorhandenen Spieler – mal wieder – nicht zum System des Trainers passen. Weil der Verein kein System, keine Richtung vorgibt und dann dazu die passenden Trainer mit passender Philosophie holt, sondern wir immer wieder den Kader nach der nächsten Philosophie des nächsten Heilsbringers aka nächster Übungsleiter ausrichten. Der dann aber maximal 10-18 Monate im Amt ist. Ein Teufelskreis.

  • MAGsein sagt:

    Ich finde ein Testspiel auf Bundesliganiveau zielführender als gegen ein unterklassiges Team. Reis hatte noch nicht viele Möglichkeiten, sein Team zu formen. Und wir haben nicht eine Spielzeit vor uns, sondern „nur“ noch eine Rückrunde. Da sollte man gleich zur Sache gehen.

  • Torsten sagt:

    Können wir uns darauf einigen, dass bis heute Veränderungen, aber bestimmt keine Verstärkungen vorgenommen wurden

    »Wir alle« sicher nicht, »wir beide« aber schon 😉

    Weil der Verein kein System, keine Richtung vorgibt und dann dazu die passenden Trainer mit passender Philosophie holt

    Klingt super, aber gibt’s das tatsächlich irgendwo? Ich meine in der Bundesliga, ab Europa League-Niveau abwärts. Hat beispielsweise Gladbach mit Rose – Hütter – Farke drei Trainer passend zu einer bestehenden »Philosophie« verpflichtet? Hat die Trainerreihe Bosz – Wolf – Seoane – Alonso den gleichen fußballerischen Ansatz verfolgt, der am besten schon festgelegt war? Ich denke, dass es in den allermeisten Fällen so ist, dass ein neuer Trainer die Spielidee mitbringt.

  • Alex sagt:

    Ohne Frage ist der jetzige Kader nur so eben bundesligatauglich. Leider ist die bisherige Hinrunde auch etwas unglücklich verlaufen. Laut expected points hätte es auch für Platz 16 reichen können. Aber das ist es eben auch. Daher wären auf einigen Positionen bessere Spieler sicher notwendig. Diese Spieler hatten wir ja teilweise im Kader (Itakura, Churlinov) konnten sie aber wegen der fehlenden Geldes nicht halten.

    Und das ist das eigentlich dramatische. Offenbar meint es die jetzige Führung ernst mit dem Vorhaben, solide zu wirtschaften oder es besteht beim besten Willen kein Spielraum mehr. Jedenfalls können wir scheinbar genau 0 Euro in Ablöse investieren. Da bleibt dann tatsächlich nur noch wenig Handlungsspielraum. Ich behaupte, niemand hätte unter diesen Voraussetzungen mehr Erfolg. Große Fehlentscheidungen kann ich nicht erkennen. Gute Spieler für wenig Geld zu uns zu locken, ist eben fast unmöglich. Es ist schade, das Rouven Schröder nicht mehr an Bord ist. Vielleicht hätte er noch etwas mehr erreichen können.

    Noch ist aber zumindest Platz 15 oder 16 möglich. Mehr sicher nicht. Gelingen wird dies nur mit deutlich mehr Spielglück. Ansonsten halt wieder Liga 2. Und dann vielleicht für länger. Ich kann damit leben. Vielleicht mit einem klaren Bekenntnis zu jungen Spielern aus der Region. Modell Bilbao. Für ganz oben wird es nicht mehr reichen, ohne sich an einen Investor zu verkaufen. Und da möchte ich nicht.

  • Torsten sagt:

    @Alex

    Deinem Kommentar mag ich mich anschließen.

    Wie wenig tatsächlich finanziell geht, ist schon ernüchternd. Und die Schlussfolgerung ist eigentlich zwingend: Wenn sich Schalke in Liga 1 keinen adäquaten Erstligakader leisten kann, ist die Zweitligastrategie, über Leihen und kurzfristen Engagements einen »Sofort-Aufstiegskader« zusammenzustellen, der dann wieder aufgelöst wird, nicht nachhaltig. Gleichzeitig ist mit diesem Massiv an Verbindlichkeiten ein längerer Verbleibt in Liga 2 existenzgefährdend.

    Besch*ssener kann die Situation eigentlich nicht sein.

  • Lukas sagt:

    Wie du schreibst, Torsten. Die Philosophie mag über einen Trainer wechseln, aber die Kaderplanung darf nicht aller 6 Monate wechseln. In der 2. Liga spielen wir 3-5-2, dann will man auf 4-2-2-2 in Liga 1 umstellen und versucht jetzt im Winter auf 4-2-3-1 umzubauen.
    Etwas, was Knäbel selbst in der ersten Medienrunde nach seiner Übernahme bemängelte.
    Zusätzlich merkt man erst jetzt, dass ein Ouwejan ja einen Back Up bräuchte und Calhanoglu es nicht ist – etwas, was man schon in Liga 2 wusste.
    Die Innenverteidiger, Polter….alles verständlich. Wenn ich da niemanden finde, dann darf ich auf die schwierige Situation verweisen. Aber ich darf mich nicht beklagen, dass Schalke ohne Mittel nicht korrigieren kann nachdem man im Sommer die Fehler selbst begangen hat.

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